Star-Strafverteidiger über Kurz: "Fünf bis 10 Monate" realistisch
Sebastian Kurz erschien am Mittwoch vor rund 100 Journalisten im Großen Schwurgerichtssaal in Wien zu seinem ersten Prozesstag. Er definiert sich "seit Jahren als politisch verfolgtes Justizopfer", war Investigativ-Journalist Michael Nikbakhsh wenig überrascht vom Auftritt des Ex-Kanzlers. Auch, dass Kurz und dessen Anwälte dem Richter vorwarfen, befangen zu sein und der Staatsanwaltschaft, einseitig zu ermitteln, hatte der Journalist erwartet, wie er im PULS 24 Newsroom sagt.
Vorwürfe gegen gesamte Justiz "starkes Stück"
Der Richter parierte den Vorwurf von Kurz' Seite "elegant", sagt Nikbakhsh und relativiert auch die Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft. Der Strafantrag gegen Kurz sei die ganze Weisungskette durchlaufen. "Da war ja nicht nur die WKStA damit befasst." Wenn Sebastian Kurz dem ganzen Justizapparat vorwerfen würde, politisch beeinflussbar zu sein, wäre das laut Nikbakhsh "ein starkes Stück".
Nikbakhsh: Kurz inszeniert sich "als politisch verfolgtes Justizopfer"
Star-Strafverteidiger: Gesamt-Zusammenhang zählt
Sebastian Kurz argumentierte vor dem Gerichtssaal, seine Worte würden falsch interpretiert. Laut Star-Strafverteidiger Rudolf Mayer gehe es juristisch darum, "hat der Beschuldigte jetzt etwas anderes gesagt als die Tatsachen gewesen sind. Es kommt nicht nur auf Worte an, man muss den Gesamt-Zusammenhang dann sehen, insbesondere auch im Vergleich mit den Chats."
Fünf bis 10 Monate "realistisch"
Im Fall eines Schuldspruchs beträgt der Strafrahmen maximal drei Jahre. Das "realistische Strafmaß", weil Kurz ja unbescholten sei, liege aber "zwischen fünf und zehn Monaten auf Bewährung".
Löger-Ausage als Highlight
Der Prozess geht am Freitag weiter, erwartet wird, dass Zeugen an weiteren Verhandlungstagen im November zu Wort kommen. "Spannend wird sicher die Aussage des früheren Finanzministers Hartwig Löger", sagt der Journalist, weil es im Prozess um Postenbesetzungen bei der ÖBAG geht, für die dieser zuständig war.
Zusammenfassung
- Ex-Kanzler Sebastian Kurz hat sich am ersten Prozesstag gegen ihn dem Gericht gestellt und sich als Opfer dargestellt. Star-Strafverteidiger Rudolf Mayer erklärt, was den beschuldigten Ex-Politiker erwartet und erklärt Kurz' Strategie vor Gericht.