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Ukrainische Atomkraftwerke stellen Gefahr dar

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat am Sonntag vor schwerwiegenden Atomunfällen im Zuge der Kriegshandlungen in der Ukraine gewarnt. Auch Militärexperten sehen diese Gefahr als durchaus realistisch an. Auf die Frage, ob es sein kann, dass ukrainische Atomkraftwerke durch die Kampfhandlungen beschädigt werden und es somit in Folge zu einem zweiten Tschernobyl kommen könnte, antwortet Oberst Markus Reisner mit einem klaren "Ja.".

"Das kann durchaus sein. Beide Seiten dürften sich jedoch völlig der Gefahr einer dadurch verursachten nuklearen Verstrahlung bewusst sein. Tschernobyl wurde von den russischen Truppen kampflos eingenommen und es wurden kurze Zeit später Fotos veröffentlicht, die ukrainische Techniker gemeinsam mit russischen Soldaten an den Bedienpulten zeigen. Die Gefahr besteht zukünftig vor allem darin, dass die Bedienungsmannschaften der Atomkraftwerke überstürzt ihre Arbeitsplätze verlassen und so die Situation außer Kontrolle geraten könnte", so Reisner, Leiter der Forschung- und Entwicklungsabteilung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.

In der Ukraine stehen 15 Reaktorblöcke an vier Standorten. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien warnte deshalb am Sonntag vor schwerwiegenden Atomunfällen. In der Hauptstadt Kiew wurde nach Angaben der Atomaufsichtsbehörde in der Nacht zum Sonntag ein Lager mit radioaktiven Abfällen von Flugkörpern getroffen. Das Gebäude sei nicht beschädigt worden, und es gebe keine Anzeichen für den Austritt von radioaktiver Strahlung, berichtete die IAEA. Einen Tag zuvor sei ein elektrischer Transformator in einer ähnlichen Einrichtung in der Nähe der Stadt Charkiw beschädigt worden.

"Diese zwei Vorfälle zeigen das sehr wirkliche Risiko, dass Einrichtungen mit Nuklearmaterial im Konflikt beschädigt werden und dass es zu möglichen schweren Folgen für Mensch und Umwelt kommt", sagte IAEA-Chef Rafael Grossi. Er rief deshalb Russland und die Ukraine zu äußerster Vorsicht auf. Am Mittwoch soll der Gouverneursrat der IAEA in einer außerordentlichen Sitzung zur Lage in der Ukraine tagen.

Russische Truppen hatten am Donnerstag die Sperrzone um den Unfallreaktor Tschernobyl erobert. Dabei wurde radioaktiv belastete Erde aufgewirbelt, was zu leicht erhöhten Strahlenmesswerten führte.

Grossi äußerte sich nicht zur Ankündigung von Präsident Wladimir Putin, Russlands Abschreckungswaffen in Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. Die IAEA ist nicht für die Überwachung von Atomwaffen zuständig. Sie stellt hingegen sicher, dass zivile Atomtechnologie nicht für militärische Zwecke missbraucht wird.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien warnte deshalb am Sonntag vor schwerwiegenden Atomunfällen.
  • Das Gebäude sei nicht beschädigt worden, und es gebe keine Anzeichen für den Austritt von radioaktiver Strahlung, berichtete die IAEA.
  • Am Mittwoch soll der Gouverneursrat der IAEA in einer außerordentlichen Sitzung zur Lage in der Ukraine tagen.
  • Russische Truppen hatten am Donnerstag die Sperrzone um den Unfallreaktor Tschernobyl erobert.