Studierende setzen Protest gegen serbische Regierung fort
Die Studierenden richteten 1.000 idente Briefe an die serbische Chefanklägerin Zagorka Dolovac, um sie aufzufordern, "ihren Befugnissen nachzukommen". Bisher hat die als medienscheu bekannte Juristin zum Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad nicht öffentlich Stellung genommen. Der Vorfall hatte landesweite Studentenproteste ausgelöst.
"Belgrad ist erneut die Welt"
Ein überdimensionaler Briefumschlag mit einem roten Handabzeichen, das Symbol der Studentenproteste, befand sich am Mittwoch an der Spitze der Studentenkolonne, die sich durch das Belgrader Stadtzentrum in Richtung der Staatsanwaltschaft der Republik bewegte. Zum ersten Mal wurde auch ein großes Spruchband mit der Aufschrift "Belgrad ist erneut die Welt" in Anspielung auf die Studentenproteste im Winter 1996/97 getragen.
Damals hieß es allerdings nur "Belgrad ist die Welt". Der Anlass für die Protestaktion war damals kein Unfall, sondern der massive Betrug bei den Kommunalwahlen.
Korruption hinter Unfall vermutet
Die Studierenden fordern die Veröffentlichung der gesamten Unterlagen zur Renovierung des Bahnhofgebäudes in Novi Sad, das Anfang Juli feierlich wiedereröffnet wurde. Zwar veröffentlichte die Regierung eine Anzahl von Dokumenten, diese sind laut Experten aber bei weitem nicht vollständig. Nicht nur Studenten, auch die Opposition und die breite Öffentlichkeit vermuten Korruption hinter dem Unfall von Novi Sad.
Studenten fordern von Dolovac auch Ermittlungen gegen die Schlägertrupps, von denen sie in den letzten Wochen wiederholt angegriffen wurden. Zu den Angreifern gehörten oft auch Funktionäre der regierenden Serbischen Fortschrittlichen Partei auf Kommunalebene.
Studenten ignorieren Vučić
Während Präsident Aleksandar Vučić bisher wiederholt beteuerte, dass alle Studentenforderungen erfüllt worden seien, erklärten die protestierenden Studentinnen und Studenten, dass die Forderungen an die zuständigen Institutionen gerichtet seien und nicht an den Staatschef. Dieser habe laut Verfassung gar keine Befugnisse im aktuellen Fall.
Am 1. November war in der nordserbischen Stadt Novi Sad das Vordach des frisch renovierten Hauptbahnhofs eingestürzt. 15 Menschen starben, Dutzende weitere wurden verletzt. Der Bahnhofsumbau war Teil eines von chinesischen Unternehmen durchgeführten Neubaus der Bahnstrecke von Belgrad nach Budapest in Ungarn.
Zusammenfassung
- Die seit Wochen demonstrierenden serbischen Studenten haben am Mittwoch mit einer Protestaktion ein weiteres Zeichen gesetzt.
- Die Studierenden richteten 1.000 idente Briefe an die serbische Chefanklägerin Zagorka Dolovac, um sie aufzufordern, "ihren Befugnissen nachzukommen".
- Bisher hat die als medienscheu bekannte Juristin zum Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad nicht öffentlich Stellung genommen. Der Vorfall hatte landesweite Studentenproteste ausgelöst.
- Während Präsident Aleksandar Vučić bisher wiederholt beteuerte, dass alle Studentenforderungen erfüllt worden seien, erklärten die protestierenden Studentinnen und Studenten, dass die Forderungen an die zuständigen Institutionen gerichtet seien und nicht
- Dieser habe laut Verfassung gar keine Befugnisse im aktuellen Fall.