Streik im Spital: Hacker lästert über Teilzeit-Oberärzte
Er sei "vollkommen solidarisch", meinte Peter Hacker am Donnerstag, zehn Tage vor Warnstreik in der Klinik Ottakring. Dort will man am 30. Juni von 10 bis 11 Uhr die Arbeit niederlegen. Und Hacker? Der ist Sozialdemokrat und kann praktisch nicht anders als den Kampf für bessere Arbeitsbedingungen gutzuheißen. Aufgefallen sind ihm dann aber doch einige "spannende" Punkte, die er dem Wiener Gemeinderat unterbreitete.
Die Verantwortlichen im Spital bat der Gesundheitsstadtrat um Auskunft in der aktuellen Situation und nahm die Nebenbeschäftigungen des ärztlichen Personals unter die Lupe. Im Gemeinderat fragte er sich (und die Anwesenden), warum hier so viel genehmigt worden sei.
Großteil der Oberärzte nur in Teilzeit
Beim Pflegepersonal gebe es "faktisch Vollbesetzung", in der Administration seien alle Stellen besetzt, erklärte Hacker. Bei den Medizinern betrage der Deckungsgrad 88 Prozent. Bei den Oberärzten schaut das ganz anders aus. Mehr als 20 Dienstposten gebe es, nur sechs der Oberärzte arbeiten Vollzeit.
"Den Job in einer zentralen Notaufnahme in Vollzeit auszuüben, ist sowohl physisch als auch psychisch extrem herausfordernd. Die Arbeitsbedingungen sind nicht mit einer Normalstation vergleichbar", sagt eine der Sprecherinnen des Streikkomitees, Aglaia Kotal. Dass der ärztliche Deckungsgrad 88 Prozent betrage, verdeutliche genau das Problem. Dies bedeute, dass man niemals zu 100 Prozent besetzt sei, auch wenn niemand krank oder auf Urlaub sei.
Hacker meinte, wenn man in der Klinik über Mangel an Personal rede, solle man auch über diese Nebenbeschäftigungen sprechen und bot sich an, sich die Dienstpläne anzuschauen. "Ich kann Dienstplan", meinte er vollmundig. Ganz ernst gemeint hat er sein Angebot aber vielleicht doch nicht, denn gleich anschließend gab er zu, dass es nicht besonders schlau sei, wenn er als Stadtrat das mache.
Hacker fand es auch spannend, dass ein Sprecher des Streikkomitees bei der Ärztekammer und in einem nicht-städtischen Spital tätig ist - und derzeit nicht in der Klinik Ottakring. Severin Ehrengruber, der damit gemeint war, entkräftete den Vorwurf: "Ich befinde mich aktuell noch bis Herbst aufgrund einer Pflichtrotation im Rahmen meiner internistischen Ausbildung an einem anderen Krankenhaus." Er habe bis Mai noch in der Notaufnahme Ottakring gearbeitet und sei ab Herbst dort wieder beschäftigt. Zudem sei er gewählter Vertreter der Turnusärztinnen und -ärzte.
Hacker vermutet hingegen, dass ein Teil der Ärztekammer beschloss, "in einen persönlichen Kriegszustand mit dem Wiener Gesundheitsverbund zu ziehen". Es handle sich um keinen Streik im gewerkschaftlichen Sinn, erläuterte Hacker.
Kritik an Ärztekammer
Mit den Personalvertretern gebe es "hervorragende Gespräche", die Kammer wolle laut Hacker aber "den Tohuwabohu". Dort sei man nervös, vermutet der Stadtrat, weil 50 Prozent der Ärzte der Vertretung laut einer Umfrage nicht vertrauen. Deshalb versuche man, jemanden anderen zum Feindbild aufzubauen.
Ärzte an Hacker: Gespräch statt substanzlose Vorwürfe
Dass nun versucht werde, die Ärztinnen und Ärzte persönlich zu desavouieren, sei nicht überraschend, aber substanzlos, hieß es in der Aussendung. An der Abteilung seien 27 Ärztinnen und Ärzte, im Streikkomitee zehn. Der Streikbeschluss sei einstimmig gefällt worden, hob Ehrengruber hervor: "Wir laden die Stadt Wien und die Generaldirektion des WiGev herzlich dazu ein, sich mit uns an einen Tisch zu setzen, anstatt uns zu desavouieren."
Worum es beim Warnstreik geht
In der ZNA Ottakring soll am 30. Juni zwischen 10.00 und 11.00 Uhr die Arbeit niedergelegt werden. Die Akut- und Notfallversorgung soll sichergestellt sein.
Die Belegschaft will:
- mindestens 20 Prozent mehr ärztliches Personal für die Abteilung oder
- eine "deutliche Anhebung" der Zulage, "um die psychisch und physisch belastende Arbeit in einer Notaufnahme adäquat abzugelten"
Zusammenfassung
- Die Klinik Ottakring streikt Ende Juni.
- Gesundheitsstadtrat Peter Hacker fragte zehn Tage davor medienwirksam, warum die Oberärzte eigentlich so viele Nebenjobs haben (dürfen).
- Zur Not könne er ja einmal einen Blick auf die Dienstpläne werfen ...