Mario Kunasek: Vom Ex-Verteidigungsminister zum Landeshauptmann?
Musste die steirische FPÖ rund um den Ibiza-Skandal 2019 noch herbe Verluste verkraften, stehen die Vorzeichen diesmal deutlich besser. Vor fünf Jahren schafften die Blauen nur in einer einzigen Gemeinde den ersten Platz: in Gössendorf, dem damaligen Wohnort von Spitzenkandidat Mario Kunasek.
Heuer dürften sich dagegen viele steirische Orte blau färben. Nach dem FPÖ-Erfolg bei der Nationalratswahl könnte sich der 48-jährige Ex-Verteidigungsminister auch auf Landesebene den ersten Platz sichern.
Einst blieb Kunasek nach dem Grundwehrdienst als Zeitsoldat beim Bundesheer. Seit 2015 saß der gelernte Kfz-Techniker und spätere Stabswachtmeister im Landtag, mit einer Pause zwischen 2017 und 2019. In dieser Zeit war Kunasek nämlich Verteidigungsminister der ÖVP-FPÖ-Regierung. Danach kam er wieder ins Landesparlament zurück.
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Seine kurze Amtszeit als Minister beurteilt er selbst stets positiv. Die Funktion nutzte Kunasek auch für diverse öffentlichkeitswirksame Auftritte in der Steiermark. Stil und Lautstärke seiner Reden sind im Vergleich zu seinem Parteichef Herbert Kickl gemäßigter, seine Wortwahl bei den FPÖ-Kernthemen fällt dennoch deutlich aus.
Robert Brieger, den Kunasek einst zum Generalstabschef gemacht hatte, nennt den nunmehrigen steirischen Spitzenkandidaten in einer aktuellen Kunasek-Biografie "zweifellos einen der besten Verteidigungsminister der Zweiten Republik, der sich leider nur unvollständig entfalten konnte". Brieger erlangte im heurigen Frühjahr breitere Bekanntheit. Wie bekannt wurde, soll er über viele Jahre hinweg Beiträge auf Social-Media geteilt haben, die den Holocaust leugnen und Verschwörungstheorien verbreiten. Er distanzierte sich.
Bei der Präsentation der Biografie Ende September vor rund 250 geladenen Gästen hatte der Ex-Brigardier Josef Paul Puntigam derweil den Führungsstil von Kunasek mit jenem von Hitlers "Wüstenfuchs", Generalfeldmarschall Erwin Rommel, verglichen.
Kunasek bezeichnete den Sager später als "unglücklich". Wer ihn kenne wüsste, dass er "mit dem Generalfeldmarschall nicht zu tun habe".
Immunität dreimal aufgehoben
Im Zuge der blauen Finanzaffäre in der Steiermark, ausgelöst durch Teile der Grazer Stadtpartei, geriet der FPÖ-Spitzenkandidat selbst ins Kreuzfeuer. Seit mittlerweile drei Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Klagenfurt, unter anderem gegen Kunasek selbst. Dessen parlamentarische Immunität wurde bereits in drei Fällen aufgehoben.
In zwei Fällen hatte Kunasek selbst für die Aufhebung plädiert, lediglich der dritte Antrag spaltete den Landtag. Dabei ging es um eine Anzeige des ehemaligen Grazer FPÖ-Politikers Alexis Pascuttini, der rund um seine Aufklärungsarbeit im Finanzskandal von Kunasek unter Druck gesetzt worden sein soll. Die Freiheitlichen weisen die Vorwürfe als "Schwachsinn" zurück.
Bei der Landtagswahl dürfte die Causa insgesamt nur eine untergeordnete Rolle spielen und die Wahlentscheidung kaum beeinflussen.
In Graz, wo Kunasek mittlerweile mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn wohnt, könnte es die FPÖ aus anderen Gründen vergleichsweise schwer haben. Die Landeshauptstadt wählt traditionell anders als der Rest der Steiermark.
Gutes Verhältnis mit steirischer ÖVP
Ein Wahlerfolg der FPÖ gilt dennoch als wahrscheinlich. Der Posten des Landeshauptmanns wäre Kunasek damit freilich noch nicht sicher. Man müsse die Nase so weit vorne haben, "dass es ohne uns gar nicht geht", mutmaßte Kunasek zuletzt.
Dass in der Steiermark Gespräche ganz abgeblockt werden, könne er sich jedoch nicht vorstellen - man wolle mit allen Parteien sprechen. Mit dem derzeitigen Landeshauptmann Christopher Drexler pflegt Kunasek ein grundsätzlich gutes Verhältnis, ebenso wie mit dessen Vorgänger Hermann Schützenhöfer. Insbesondere letzterer galt für ihn als Respektsperson.
Video: Milborn zu Mario Kunasek
Zusammenfassung
- Bei der Steiermark-Wahl am 24. November will Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek sich den Landeshauptmann-Sessel sichern.
- Die blaue Finanzaffäre und Ermittlungen gegen ihn dürften dem Ex-Verteidigungsminister dabei kaum im Weg stehen.