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Münchner Sicherheitskonferenz

Scholz zu Vance: Einmischung in Wahlkampf "gehört sich nicht"

Heute, 09:03 · Lesedauer 4 min

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat Äußerungen von US-Vizepräsident J.D. Vance zugunsten der teils rechtsextremen AfD scharf zurückgewiesen und sich jede Einmischung in den deutschen Wahlkampf verbeten. Aus den Reihen der AfD würden der Nationalsozialismus und dessen monströse Verbrechen verharmlost, sagte der SPD-Politiker bei der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC).

Ein Bekenntnis zum "Nie wieder", wie Vance dies am Donnerstag beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau abgelegt habe, sei nicht mit der Unterstützung für die AfD in Einklang zu bringen, fügte Scholz hinzu.

"Deshalb werden wir es nicht akzeptieren, wenn Außenstehende zugunsten dieser Partei in unsere Demokratie, in unsere Wahlen, in die demokratische Meinungsbildung eingreifen", sagte Scholz.

"Das gehört sich nicht – erst recht nicht unter Freunden und Verbündeten und das weisen wir entschieden zurück." Der Kanzler ergänzte: "Wie es mit unserer Demokratie weitergeht, das entscheiden wir selbst."

"Keinen Platz für Brandmauern"

Vance hatte die europäischen Verbündeten am Freitag in seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz scharf attackiert und vor einer Gefährdung der Demokratie gewarnt. Er nahm dabei indirekt Bezug auf die deutsche Debatte über eine Abgrenzung von der AfD: "Es gibt keinen Platz für Brandmauern."

Am Rande der Konferenz traf er sich auch mit AfD-Chefin Alice Weidel. Ein Treffen mit Scholz gab es nicht.

Scholz sagte der Ukraine in seiner Rede weitere europäische Unterstützung zu - und versprach ihr diese "selbstbewusste und entschlossene" Hilfe auch in möglichen Verhandlungen der USA und Russlands. "Wir Europäer sind es, die die Ukraine am stärksten unterstützen - und zwar so lange, wie dies nötig ist", sagte Scholz.

Zusammenarbeit mit USA nicht aufgeben

Einen "Diktatfrieden" werde man nicht akzeptieren. Es sei gut, dass die US-Regierung das gemeinsame Ziel bekräftigt habe, die "souveräne Unabhängigkeit" der Ukraine zu erhalten. Die Ukraine müsse auch am Ende jeder Verhandlungslösung über Streitkräfte verfügen, mit denen sie jeden erneuten russischen Angriff abwehren könne.

"Finanziell, materiell und logistisch wird das eine enorme Herausforderung", sagte der SPD-Politiker. Dafür würden die Europäer und transatlantischen Partner weiter gebraucht.

Trotz der Spannungen mit der neuen US-Regierung wird Deutschland die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten im Verteidigungsbereich laut Scholz nicht aufgeben. "Wir brauchen eine starke europäische Rüstungsindustrie. Mit einer permanenten Produktion der wichtigsten Munitions- und Waffengattungen in Europa", sagt der Regierungschef auf der Münchner Sicherheitskonferenz weiter.

Dafür brauche man eine Bündelung der europäischen Bestellungen und die Zusammenarbeit der Rüstungsunternehmen. "Gleichzeitig sage ich: Wir geben die transatlantische Verschränkung unserer Verteidigungsindustrien nicht auf. Wir werden auch in Zukunft neue amerikanische Rüstungsgüter kaufen", betonte deutsche der Kanzler.

Scholz für Lockerung von Euro-Budgetkriterien wegen Aufrüstung

Scholz regte wegen einer notwendigen Erhöhung der Verteidigungsausgaben angesichts der Bedrohung durch Russland eine Reform des Euro-Stabilitätspaktes an: "zeitlich befristet und unter Wahrung der fiskalischen Solidität aller Mitgliedstaaten.

"Ich schlage (...) vor, dass wir im Stabilitätspakt der EU eine Ausnahme einführen - für alle Investitionen in Verteidigungsgüter, die oberhalb unseres bisherigen NATO-Ziels von zwei Prozent liegen", sagte er. Deutschland sei dazu bereit.

Vorwürfe gegen Moskau

Ein Sieg Russlands oder ein Zusammenbruch der Ukraine würden keinen Frieden schaffen, warnte der deutsche Kanzler. "Wir werden uns auch auf keine Lösung einlassen, die zu einer Entkopplung europäischer und amerikanischer Sicherheit führt", sagte er.

Scholz warf Russland vor, die Lage bereits jetzt mit gefährlichen Aktionen gegen Staaten der transatlantischen Allianz zu eskalieren. Er nannte Sabotage von Unterseekabeln in der Ostsee und anderer Infrastruktur, Brandanschläge, Desinformation und Versuche der Manipulation von demokratischen Wahlen.

Zusammenfassung
  • Olaf Scholz kritisierte US-Vizepräsident J.D. Vance scharf für dessen Unterstützung der AfD und wies jegliche Einmischung in den deutschen Wahlkampf entschieden zurück.
  • Scholz sicherte der Ukraine weitere Unterstützung zu und betonte, dass ein 'Diktatfrieden' nicht akzeptiert werde, während er gleichzeitig vor einer Entkopplung der europäischen und amerikanischen Sicherheit warnte.
  • Russland wird von Scholz beschuldigt, durch Sabotage und Desinformation die Lage zu eskalieren, und er betonte die Notwendigkeit der Unterstützung durch europäische und transatlantische Partner.