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Marlene Svazek: Die Regierungsbank im Visier

Die leidenschaftliche Jägerin hat trotz ihres jungen Alters bereits viele Funktionen in der FPÖ bekleidet und könnte nach der Wahl ein weiteres Amt hinzufügen.

Als "Alibifrau unter Burschenschaftern", "hübsches Gesicht der Partei" oder "Marionette" ist Marlene Svazek am Anfang ihrer politischen Karriere einmal bezeichnet worden. Ein Bild, das - hätte es je zutreffen sollen - sich längst relativiert hat. Die 30-jährige Landeschefin der FPÖ Salzburg hat sich nach einem steilen Aufstieg in der Politik etabliert und könnte nach der Landtagswahl Landeshauptmannstellvertreterin werden, sollten die Freiheitlichen Teil der Regierung werden.

Die am 13. Mai 1992 in ein "eher unpolitisches Elternhaus" geborene Svazek galt bereits früh als politisches Ausnahmetalent. Sie selbst beschreibt sich als konservativ, heimatverbunden und nationalliberal und als Bewunderin von Marine Le Pen, der langjährigen Vorsitzenden des rechtsextremen Rassemblement National in Frankreich. "Es gibt prägende Figuren, Leute, die mich beeinflusst haben", sagte sie zur APA. "Ich will aber niemandem nacheifern oder jemanden kopieren, sondern meinen eigenen Stil finden."

Steckbrief Marlene Svazek

Für ihre Matura schrieb Svazek eine Fachbereichsarbeit über die FPÖ und ihren Stellenwert bei jungen Menschen und studierte später Politikwissenschaft (BA) und engagierte sich in der Freiheitlichen Jugend. Ab 2013 arbeitete sie zwei Jahre lang als politische Referentin im FPÖ-Landtagsklub - bis sie aus der damals noch von Karl Schnell geführten Partei hinausgeschmissen wurde. Für kurze Zeit saß sie in der Gemeindevertretung ihres Heimatorts Großgmain (Flachgau), legte ihr Mandat aber aufgrund eines Wechsels nach Brüssel nieder. Dort war sie ein Jahr lang Assistentin von Harald Vilimsky im EU-Parlament, als dessen "politisches Ziehkind" sie sich bezeichnet.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Nach dem FPÖ-Ausschluss von Schnell kehrte sie nach Salzburg zurück, wurde im Oktober 2015 Landesparteisekretärin und im Juni 2016 - im Alter von 24 Jahren - zur Landesparteiobfrau gewählt. Bei der Nationalratswahl 2017 kandidierte sie auf dem prominenten vierten Platz der FPÖ-Bundesliste und zog ins Parlament ein. Im Jänner 2018 wurde Svazek zur FPÖ-Generalsekretärin bestellt - ein Schritt, der ihr wohl zu mehr Bekanntheit in Salzburg verhelfen sollte. Ihr Nationalratsmandat behielt sie dann auch nur bis zur Salzburger Landtagswahl im April 2018. Die FPÖ erzielte 18,8 Prozent und wurde Dritter. Svazek wurde Abgeordnete und Chefin des freiheitlichen Landtagsklubs, als Generalsekretärin der Bundespartei zog sie sich zurück.
 

Die 30-Jährige gilt als intelligent, ehrgeizig, redegewandt und direkt. Sie ist schlagfertig und agiert bei Fernsehauftritten und Gesprächsrunden souverän. Migranten und Asylwerber sind als politische Themen präsent, Svazek hat die Partei thematisch aber zuletzt breiter aufgestellt und nimmt oft mit einer gehörigen Schuss Polemik zur Landespolitik Stellung. Lösungsvorschläge bestehen so meist aus Abschieben, Abschießen (Wolf), Abschaffen (Landesumweltanwaltschaft) oder Ablehnen (Windräder).

Svazek ist leidenschaftliche Jägerin und gilt als passable bis gute Schützin. Sie nennt ein Gewehr, eine Flinte und eine Faustfeuerwaffe ihr Eigen und bezeichnet die Jagd als wichtigen Ausgleich zur Politik. Im Vorjahr hat sie den berufsbegleitenden Universitätslehrgang zum Akademischen Jagdwirt an der BOKU in Wien mit Auszeichnung abgeschlossen.

Spiel mit rechtsextremer Symbolik

Sie wird gemeinhin dem radikaleren Flügel der FPÖ zugerechnet. So war sie eine der Ersten, die sich 2021 hinter Herbert Kickl in dessen Machtkampf mit Norbert Hofer gestellt haben. Vertreter anderer Parteien sagen aber, dass sie im Ton angepasster und gemäßigter wurde, je länger ihre Zeit in Wien zurückliegt. Als der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl Anfang Februar meinte, Wien sei wegen der vielen Schulkinder mit Migrationshintergrund nicht mehr Wien, distanzierte sich Svazek überraschend klar. Beobachter vermuten dahinter aber Kalkül: Die FPÖ-Chefin könnte sich als Koalitionspartner für ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer ins Spiel bringen, der zu Ton und Tun der FPÖ über Jahre keinen Zugang fand.

Kritiker werfen ihr mitunter auch das Spiel mit rechtsextremer Symbolik oder sprachlichen Grenzverschiebungen vor. Svazek betonte aber mehrfach, rechtsextreme Haltungen hätten in ihrer Partei keinen Platz und griff gegen allzu auffällige Funktionäre durch. 2021 musste etwa der Obmann des RFJ Salzburg seinen Vorsitz räumen. Was Svazek nicht störte, sich später gemeinsam mit ihm in einer Instagram-Story bei einer (Müll-)"Säuberungsaktion" im Salzburger Almkanal zu zeigen. Ein Foto zeigt beide mit dem "Okay"-Handzeichen - das seit einigen Jahren verstärkt als Symbol für "White Power" verwendet wird. Konziliant und bürgerlich liberal in der breiten Öffentlichkeit; angriffig und polemisch vor der eigenen Klientel, sagen dazu Beobachter. Wie kompromissfähig Svazek ist, muss sie wohl erst beweisen: Spätestens wenn die FPÖ nach der Wahl von der Oppositions- auf die Regierungsbank wechseln sollte.

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  • Die leidenschaftliche Jägerin hat trotz ihres jungen Alters bereits viele Funktionen in der FPÖ bekleidet und könnte nach der Wahl ein weiteres Amt hinzufügen.