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Russischer Senator: Kiew verhindert Einigung in Riad

24. März 2025 · Lesedauer 5 min

Nach den Waffenruhe-Gesprächen zwischen Unterhändlern der USA und Russland haben sich auch Vertreter der Ukraine und der USA erneut in Saudi-Arabien getroffen. Zu den Ergebnissen der bereits vor Mittag (MEZ) beendeten Gespräche wolle Kiew später nähere Angaben machen, hieß es am Dienstag aus der ukrainischen Delegation. Ein russischer Senator beschuldigte die Ukraine, eine Einigung in Riad verhindert zu haben.

Die geplante Mitteilung zu den Ergebnissen sei "wegen der Position Kiews" nicht veröffentlicht worden, sagte der russische Politiker Wladimir Tschischow dem staatlichen TV-Nachrichtensender Rossija 24 in Moskau. Das sei "charakteristisch" und "symptomatisch" für die Ukraine, meinte er. Gleichwohl sei die Tatsache, dass es den Dialog gegeben habe, positiv zu bewerten, meinte Tschischow, der im russischen Föderationsrat sitzt, dem Oberhaus des Parlaments. Details nannte der frühere russische Botschafter in Brüssel nicht.

Die ukrainischen Unterhändler hatten bereits am Sonntag in Riad mit US-Vertretern über eine mögliche Feuerpause im Krieg mit Russland gesprochen. Am Montag trafen sich dann Delegationen aus Russland und den USA. Der Kreml bezeichnete die Verhandlungen mit den Amerikanern als "technisch" und machte keine Angaben zu konkreten Ergebnissen. Der Inhalt der Verhandlungen werde nicht publiziert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Die Delegationen würden jetzt die politischen Führungen in Moskau und Washington über die Gespräche informieren, und dort werde dann das Geschehen analysiert, sagte er.

An weiteren Beratungen zwischen den USA und Russland zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sollen nach Angaben eines russischen Unterhändlers auch die Vereinten Nationen beteiligt werden. Auch einzelne Länder sollten hinzugezogen werden, sagte der russische Senator und Ex-Diplomat Grigori Karasin laut der Nachrichtenagentur TASS vom Dienstag, ohne Details zu nennen. Der russische Unterhändler zeigte sich zufrieden über den Verlauf der Gespräche.

Die jüngsten Verhandlungen mit US-Vertretern in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad vom Montag bezeichnet Karasin als intensiv und herausfordernd. "Es war aber sehr hilfreich für uns und für die Amerikaner", sagte das Mitglied der russischen Delegation. "Insgesamt ist der Eindruck eines konstruktiven Dialogs geblieben, der nötig ist und gebraucht wird." Es seien "viele Probleme" diskutiert worden, betonte Karasin laut TASS. "Natürlich sind wir noch weit davon entfernt, alles geregelt und uns in allen Punkten geeinigt zu haben". Ein konstruktiver Dialog sei jedoch "unverzichtbar", sagte der Unterhändler.

Am Montag hatten in Saudi-Arabien Unterhändler der US-Regierung und Russlands mehr als zwölf Stunden lang verhandelt. Bei den Gesprächen ging es um die Wiederherstellung der zerrütteten bilateralen Beziehungen und um eine Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Hierbei ging es vor allem um die ersten Schritte zu einer Waffenruhe; speziell um die Sicherung der Schifffahrt im Schwarzen Meer.

Die neue US-Regierung von Präsident Donald Trump will einen schnellen Frieden in der Ukraine vermitteln. Dazu hat sie bisher vor allem Druck auf Kiew ausgeübt. So erklärte der US-Sondergesandte Steve Witkoff bereits, dass sich die Ukraine wohl mit dem Verzicht auf einen NATO-Beitritt und eigene Territorien abfinden müsse. Welche Zugeständnisse Washington von Moskau verlangt, ist unklar.

Russland: Neue Angriffe auf russische Energieinfrastruktur

Die Ukraine hat nach russischen Angaben während der Gespräche für eine mögliche Waffenruhe in Riad am Montag drei Angriffe auf zivile Energieinfrastruktur gestartet. So seien die Infrastruktur des Staatsunternehmens Rosseti, das Gasverteilungswerk Swatowo in der von Russland kontrollierten Ostukraine und eine unterirdische Gasspeicheranlage auf der Krim angegriffen worden, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. "Indem er seine täglichen Angriffe auf russische Energieinfrastruktur fortsetzt, bestätigt (der ukrainische Präsident Wolodymyr) Selenskyj seine mangelnde Bereitschaft, eine Einigung zu erzielen", heißt es in der Erklärung. Zudem zeige es, dass es unmöglich sei, auf die Einhaltung etwaiger Garantien zu vertrauen.

Artillerieangriff auf russische Pressevertreter

Russische Medien und Behörden berichteten, sechs Menschen seien am Montag bei einem gezielten ukrainischen Artillerieangriff getötet worden. Darunter seien auch zwei Journalisten und ihr Fahrer, die in russisch besetzten Teilen der ostukrainischen Region Luhansk im Einsatz gewesen seien. Nach Angaben des russischen Außenministeriums handelt es sich dabei um Alexander Fedortschak, einen Kriegsberichterstatter der russischen Zeitung "Iswestija", sowie den Kameramann Andrej Panow und den Fahrer Alexander Sirkeli, die für den Fernsehsender "Swesda" arbeiteten. Ein weiterer "Swesda"-Korrespondent, Nikita Goldin, wurde demnach schwer verletzt.

Russland beschuldigte die Ukraine, absichtlich russische Reporter in der Ostukraine angegriffen und getötet zu haben. "Der Beschuss war gezielt", sagte Kreml-Sprecher Peskow. "Sie wurden bewusst mit dem Ziel angegriffen, sie zu töten. Das Regime in Kiew setzt seine Gräueltaten gegen Journalisten und unbewaffnete Menschen fort."

"Der Angriff wurde mit hochpräziser MLRS-Munition auf ein vorbestimmtes ziviles Fahrzeug mit Pressevertretern durchgeführt", teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Telegram mit. Es habe sich bei dem Angriff um einen gezielten Artilleriebeschuss durch Kiew gehandelt, betonte auch sie. Reuters konnte die russischen Angaben nicht unabhängig überprüfen. Aus der Ukraine gab es vorerst keine Stellungnahme dazu.

88 Verletzte bei Angriff auf Sumy

Unterdessen wurden nach ukrainischen Angaben mindestens 88 Menschen bei russischen Raketenangriffen auf die Stadt Sumy im Nordosten verletzt. Mehrere Wohnhochhäuser, ein Krankenhaus und eine Schule seien bei den Angriffen getroffen worden, teilte der Gouverneur der Region Wolodymyr Aftiuch in einem Video mit, auf dem hohe Rauchwolken zu sehen waren. "Russland muss damit aufhören unsere Städte zu bombardieren, anstatt hohle Erklärungen über den Frieden abzugeben", erklärte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha dazu.

Die Ukraine ist in der Nacht nach Angaben der Luftwaffe von Russland mit 139 Drohnen und einer ballistischen Rakete angegriffen worden. 78 Drohnen seien abgeschossen worden, teilt die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit. 34 Drohnen hätten ihre Ziele nicht erreicht und seien wohl von der elektronischen Luftabwehr abgefangen worden. Was mit den übrigen Drohnen und der Rakete geschah, erläutert die ukrainische Luftwaffe zunächst nicht.

Zusammenfassung
  • Russland beschuldigt die Ukraine, eine Einigung bei den Gesprächen in Riad verhindert zu haben, während die USA und Russland über eine Feuerpause diskutierten.
  • Während der Verhandlungen griff die Ukraine laut Russland drei zivile Energieinfrastrukturen an, was die Bereitschaft zu einer Einigung infrage stellt.
  • Ein gezielter Artillerieangriff auf russische Pressevertreter in der Ostukraine führte zu sechs Toten, darunter zwei Journalisten.
  • Bei russischen Raketenangriffen auf die Stadt Sumy wurden mindestens 88 Menschen verletzt, darunter Bewohner eines Krankenhauses und einer Schule.
  • Die Ukraine wurde von Russland mit 139 Drohnen und einer Rakete angegriffen, von denen 78 Drohnen abgeschossen wurden.