Russland griff erneut ukrainische Häfen an
Demnach kam es bei den Angriffen zwar zu Schäden, Opfer wurden aber nicht bekannt. "Das offensichtliche Ziel des Feindes war die Hafen- und industrielle Infrastruktur der Region", schrieb die Einsatzleitung Süd der ukrainischen Armee über die Angriffe in der Region Odessa im Onlinedienst Telegram. Es sei zu Bränden in Einrichtungen der Hafen- und Industrieinfrastruktur gekommen, erklärte Regionalgouverneur Oleg Kiper. Außerdem sei ein Aufzug beschädigt worden.
Der ukrainische Vizepremier Olexander Kubrakow teilte am Nachmittag mit, dass in den Getreidehäfen fast 40.000 Tonnen Getreide vernichtet worden sei. Die Lieferungen seien für afrikanische Länder, China und Israel bestimmt gewesen, schrieb Kubrakow auf Twitter (neuerdings "X").
Russland hat seine Angriffe auf die Agrar- und Hafenstruktur der Ukraine verstärkt, seit es das Getreideabkommen vor über zwei Wochen ausgesetzt hat. Betroffen sind die Häfen am Schwarzen Meer und zunehmend auch an der Donau. Damit wird die Ausweichroute für Getreideausfuhren über den Fluss via Rumänien erheblich beeinträchtigt.
Der Hafen Ismajl im Donau-Delta sei das Hauptziel der russischen Streitkräfte, hieß es in Branchenkreisen. Der Schaden sei schwerwiegend. Die ukrainische Staatsanwaltschaft veröffentlichte Bilder, auf denen ein zerstörtes Gebäude und mindestens zwei beschädigte Silos zu sehen sind, aus denen Getreide strömt. Laut zwei Insidern wurde der Betrieb des Hafens mittlerweile eingestellt.
"Leider gibt es Schäden", erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. "Die bedeutendsten befinden sich im Süden des Landes. Russische Terroristen haben erneut Häfen, Getreide und die globale Ernährungssicherheit angegriffen."
Der rumänische Präsident Klaus Johannis (Iohnannis) bezeichnete die "anhaltenden Angriffe auf die ukrainische zivile Infrastruktur an der Donau" in der Nähe Rumäniens als "inakzeptabel". "Das sind Kriegsverbrechen und sie beeinträchtigen die Fähigkeit der Ukraine, Nahrungsmittel an Bedürftige in der Welt zu befördern", teilte Johannis am Mittwoch in den Online-Netzwerken mit.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will sich weiter dafür einsetzen, dass das Getreideabkommen wieder in Kraft tritt. Dies habe Erdogan dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Telefonat gesagt, teilt das türkische Präsidialamt mit. Das russische Präsidialamt hatte zuvor bekräftigt, zu dem Abkommen zurückkehren zu wollen, sobald der Teil, der Russland betreffe, erfüllt sei.
Weiter nördlich, in der Hauptstadt Kiew, seien in der Nacht mehr als zehn Drohnen abgeschossen worden, erklärte unterdessen die Militärverwaltung der Stadt. "Gruppen von Drohnen drangen gleichzeitig aus mehreren Richtungen in Kiew ein", gab Verwaltungsleiter Serhij Popko auf Telegram an. Die mehr als zehn Drohnen iranischen Fabrikats seien jedoch rechtzeitig entdeckt und mithilfe der Luftabwehr abgeschossen worden.
Zu Schäden sei es in den Bezirken Solomjansky und Swjatoschynsky gekommen, hatte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko zuvor bei Telegram erklärt. Tote oder Verletzte gab es ihm zufolge nicht. Die Militärverwaltung teilte zudem mit, dass im Bezirk Golosyjiwsky Teile einer Drohne über einem Spielplatz abgestürzt seien. Auch sei in einem nicht bewohnten Gebäude ein Feuer ausgebrochen.
Am Dienstag hatte Russland mehrere Drohnenangriffe unter anderem auf die Hauptstadt Moskau, die besetzte Halbinsel Krim und die russische Flotte im Schwarzen Meer gemeldet. Im Moskauer Geschäftsviertel wurde russischen Angaben zufolge ein Hochhaus bereits zum zweiten Mal getroffen. Moskau machte die Ukraine für den Beschuss verantwortlich.
Einem Medienbericht zufolge verfügte Russland am Mittwoch auch Einschränkungen für den See- und Flugverkehr in der Straße von Kertsch, die das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer verbindet. Die Nachrichtenagentur Tass berief sich bei ihrem Bericht auf das Verteidigungsministerium in Moskau. In der Meerenge liegt auch die Krim-Brücke, die im Krieg durch Angriffe beschädigt wurde. Das illegal errichtete Bauwerk verbindet Russland mit der seit dem Jahr 2014 völkerrechtswidrig besetzten ukrainischen Halbinsel Krim.
Russland verkündete unterdessen den Start von Militärübungen in der Ostsee. Das Manöver "Ocean Shield 2023" sei unter Beteiligung von mehr als 30 Kampf- und anderen Schiffen, 20 Unterstützungsschiffen, 30 Flugzeugen und rund 6.000 Militärangehörigen gestartet, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Das Ziel der Übungen sei die Überprüfung der "Fähigkeit der Militärflotte, Russlands nationale Interessen zu verteidigen". Das Manöver findet vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit europäischen Ländern hinsichtlich des Konflikts in der Ukraine statt. Die Ostsee ist hauptsächlich von Mitgliedsstaaten des Militärbündnisses NATO umringt, das Moskau als existenzielle Bedrohung ansieht.
Zusammenfassung
- Bei russischen Drohnenangriffen ist nach ukrainischen Angaben Hafeninfrastruktur in der südukrainischen Region Odessa beschädigt worden.
- Zudem seien fast 40.000 Tonnen Getreide vernichtet worden, hieß es am Mittwoch von den Behörden.
- Der Hafen Ismajl im Donau-Delta sei das Hauptziel der russischen Streitkräfte, hieß es in Branchenkreisen.
- "Leider gibt es Schäden", erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram.