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"Putins Koch" und Söldner: Wer war Wagner-Chef Prigoschin?

Am 23. August 2023 ist der Chef der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz getötet worden.

Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin ist zwei Monate nach seiner Meuterei bei einem Flugzeugabsturz in Russland, außerhalb der Ortschaft Kushenkino im Gebiet Twer, getötet worden. 

Alle zehn Personen an Bord seien vorläufigen Informationen zufolge ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit. Zur Absturzursache gab es am Abend noch keine offiziellen Angaben. Die russischen Behörden leiteten Ermittlungen ein. Es war am Mittwoch auf den Tag genau zwei Monate her, dass Prigoschin zum "Marsch nach Moskau" aufgerufen hat. Im Rahmen eines Aufstandes am 23. und 24. Juni hielten seine Kämpfer zunächst auf Moskau zu, bevor offenbar eine Einigung mit Präsident Wladimir Putin erzielt worden war.

Wer war Prigoschin?

Prigoschin war ein reicher russischer Geschäftsmann, dem Nähe zu Präsident Wladimir Putin nachgesagt wurde. "Putins Koch" wurde er oft genannt, weil er einst ein Restaurant in St. Petersburg betrieb, in dem Putin zu speisen pflegte. In darauf zu reduzieren, hieße ihn jedoch zu unterschätzen.

2014 gründete Prigoschin das private Militärunternehmen, die Wagner-Gruppe. In demselben Jahr war die Gruppe erstmals in der Ukraine aktiv, als sie halfen die Halbinsel Krim zu annektieren. Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine im Februar 2022 wurden die Wagner-Söldner auch dort wieder aktiv.

Es blieb immer unklar, wie viel Einfluss Prigoschin tatsächlich in Putins Entourage hatte. Aber er scheute in der Vergangenheit nicht davor zurück, sich mit dem Militär und dem Verteidigungsministerium anzulegen. Mitte Jänner verkündete er, seine Männer hätten Soledar eingenommen - jene Kleinstadt in der Nähe von Bachmut im Osten der Ukraine, die für ihre riesigen Salz-Vorkommen bekannt ist. Zwar lobte das Präsidialamt die "heldenhaften selbstlosen Taten" der Kämpfer in Soledar, doch das Verteidigungsministerium schrieb den Sieg den eigenen Truppen zu. Prigoschin beschwerte sich wütend, russische Angestellte zollten seinen Einheiten nicht genügend Respekt.

Nur Stunden später reagierte das Ministerium mit einer "klärenden Stellungnahme", in der es anerkannte, dass Wagner-Kämpfer mit ihren "mutigen Taten" Soledar erobert hätten. Prompt verlieh Prigoschin seinen Kämpfern Medaillen zum Gedenken an die "Eroberung von Soledar".

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Beziehung zu Putin begann zu bröckeln

Dafür erntete Prigoschin auch Spott. Igor Girkin, ein Nationalist und ehemaliger Geheimdienst-Mitarbeiter, der bei der Entfesselung des Krieges im Donbass 2014 mitwirkte, warf Prigoschin vor, leichtfertig mit dem Leben seiner Männer umzugehen. Girkin machte sich darüber lustig, dass Prigoschin Medaillen für die Eroberung eines "großen Dorfes" verleihe.

Die Politiker wollten Prigoschin nicht in die Politik lassen, sagte dazu Sergej Markow, ein früherer Berater der Regierung, der dieser noch immer nahe steht. "Sie haben ein bisschen Angst vor ihm und halten ihn für unbequem." Prigoschins Sturz stehe zwar nicht unmittelbar bevor, schrieb damals die Russland-Kennerin Tatiana Stanowaja in einem Artikel für Carnegie Endowment for International Peace. Seine Verbindungen zum Präsidialamt hätten jedoch begonnen zu bröckeln. Den Politikern behage Prigoschins Drohung, eine eigene Partei zu gründen, gar nicht.

Putin: Wagner vertritt nicht den Staat

Markow zufolge lenkte Prigoschin ein - auf entsprechenden Druck. "Die Botschaft lautet: Wir werden dir militärische Mittel zur Verfügung stellen, aber mische dich vorerst nicht in die Politik ein", sagte Markow. Prigoschin selbst versicherte damals in einem Interview, er kritisiere niemanden und hege keinerlei politische Ambitionen. Wenige Tage vor dem Jahrestag des Kriegsbeginns aber ging er erneut auf Konfrontationskurs: Er warf Schoigu und Gerassimow vor, seinen Kämpfern Munition entzogen zu haben. Sie hätte versucht, Wagner zu zerstören. "Das kommt Hochverrat gleich."

Putin hatte wiederholt erklärt, die Wagner-Gruppe vertrete nicht den Staat. Sie verstoße aber nicht gegen russische Gesetze und habe das Recht, überall auf der Welt zu arbeiten und ihre Geschäftsinteressen zu fördern. Das tat die Wagner-Gruppe bereits in Syrien, Mali, Libyen und der Zentralafrikanischen Republik, wo die Söldner bei der Niederschlagung von Aufständen eingesetzt werden.

Schwerverbrecher im Kampf

Ursprünglich bestand die Wagner-Truppe aus Veteranen der russischen Streitkräfte. Die Regierung hatte Prigoschin erlaubt, Strafgefangene zu rekrutieren und sie in Panzern, Flugzeugen und Raketenabwehrsystemen einzusetzen - Straffreiheit gegen Kriegsdienst. Später nahm das Verteidigungsministerium einer Gefangenenrechtsorganisation zufolge die Rekrutierung aber selbst vor. Nach US-Schätzungen folgten der Werbung rund 40.000 Männer, die teils wegen Schwerverbrechen verurteilt waren. 

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"Verräter": Meuterei gegen Putin

Prigoschin hatte am 23. Juni 2023 mit seiner Privatarmee Wagner gegen die russische Führung gemeutert, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Bei dem Vormarsch auf Moskau forderten die Meuterer die Ablösung von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Sergej Gerassimow. Prigoschin griff aber auch Präsident Wladimir Putin selbst an. Prigoschin warf der regulären Militärführung Unfähigkeit und Korruption vor.

Der Kremlchef nannte Prigoschin einen Verräter. Die Meuterei endete damit, dass der Wagner-Chef und Tausende seiner Bewaffneten nach Belarus gehen konnten.

ribbon Zusammenfassung
  • Am 23. August 2023 ist der Chef der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz getötet worden.
  • Alle zehn Personen an Bord seien vorläufigen Informationen zufolge ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit.
  • Es war am Mittwoch auf den Tag genau zwei Monate her, dass Prigoschin zum "Marsch nach Moskau" aufgerufen hat. 
  •  Im Rahmen eines Aufstandes am 23. und 24. Juni hielten seine Kämpfer zunächst auf Moskau zu, bevor offenbar eine Einigung mit Präsident Wladimir Putin erzielt worden war.