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Flugzeugabsturz bei Moskau: Wagner-Chef Prigoschin tot

Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wurde bei einem Flugzeugabsturz nördlich von Moskau getötet.

Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin ist zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei beim Absturz eines Flugzeugs in Russland getötet worden. Der Wagner-nahe Telegram-Account "Grey Zone" sowie der offizielle Telegram-Account der Gruppe bestätigten am Mittwochabend seinen Tod. Auch die Luftfahrtbehörde Rosawiazija bestätige, dass sich der Wagner-Chef an Bord des abgestürzten Flugzeugs befand.

Nach 30 Minuten abgestürzt

Zuvor wurde bekannt, dass  "ein Privatjet vom Typ Embraer Legacy außerhalb der Ortschaft Kushenkino im Gebiet Twer abgestürzt" ist. Alle Passagieren sind ums Leben gekommen, so das russische Katastrophenschutzministerium. Die russische Föderale Agentur für Luftverkehr fügte hinzu, dass sich der Vor- und Nachname von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin auf der Passagierliste befand. Der Embraer-Jet war auf dem Weg vom Moskauer Flughafen Scheremetjewo nach St. Petersburg und stürzte weniger als 30 Minuten nach dem Start ab, so die russische Nachrichtenagentur "TASS".

Es ist am Mittwoch auf den Tag genau zwei Monate her, dass Prigoschin zum "Marsch nach Moskau" aufgerufen hat. Im Rahmen eines Aufstandes am 23. und 24. Juni hielten seine Kämpfer zunächst auf Moskau zu, bevor offenbar eine Einigung mit Präsident Wladimir Putin erzielt worden war.

Wagner-Gruppe wartete auf offizielle Angaben

Nachdem längere Zeit unklar war, ob der Wagner-Chef tatsächlich ums Leben kam, meldeten mehrere russische Quellen, darunter auch der russische Staatssender "Rossiya 24" seinen Tod. Wladimir Rogow, der von Russland eingesetzte Verwaltungschef der besetzten ukrainischen Region Saporischschja, habe von Wagner-Offiziellen erfahren, dass sowohl Prigoschin als auch sein Stellvertreter Dmitri Utkin unter den Toten des Absturzes sein sollen. Später vermeldeten der Wagner-nahe Telegram-Account "Grey Zone", sowie die Wagner-Gruppe selbst den Tod Prigoschins.

Neben Prigoschin seien auch Wagner-Gründer Dmitri Utkin sowie Waleri Tschekalow, Sicherheitschef der Wagner-Gruppe an Bord - auch sie seien ums Leben gekommen. Am Mittwochabend war auf dem Gebäude der Wagner-Zentrale in St. Petersburg ein Kreuz zu sehen.

Für US-Regierung keine Überraschung

Der Tod Prigoschins wäre nach Ansicht der US-Regierung keine Überraschung. "Wir haben gesehen, was (über den Absturz) berichtet wurde. Wenn es bestätigt wird, wäre es für niemanden eine Überraschung", erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson. US-Präsident Joe Biden wurde nach Angaben des Weißen Hauses nach dem Flugzeugabsturz in Russland über die Lage auf dem Laufenden gehalten.

Zweites Flugzeug in Moskau gelandet

Das Hauptflugzeug von Prigoschin, das in der Nähe von Twer abgestürzt ist, sei seit mindestens 18. Juli in Moskau geparkt gewesen und habe am Mittwoch seinen ersten Flug seit einem Monat durchgeführt,  so der prorussische Telegram-Account "War Gonzo". Bei diesem Flug stand der Wagner-Chef auf der Passagierliste.

Sein zweites Flugzeug sei nach der abgestürzten Maschine geflogen, drehte aber offenbar um und sei nun in Moskau gelandet, so auch der Prigoshin-nahe Account "Grey Zone".

Marsch auf Moskau

Noch vor zwei Tagen erschien ein Video im Internet, auf dem Prigoschin offenbar in Afrika zu sehen war. Der rund 40 Sekunden lange Clip, der Prigoschin in Tarnkleidung und mit Gewehr in der Hand zeigte, sei in einem afrikanischen Land aufgenommen worden, teilte der Söldnertruppe Wagner nahe stehende Telegram-Kanal "Grey Zone" Montagabend mit. Genauere Informationen wurden nicht genannt. Unabhängig überprüft werden konnte der Aufnahmeort zunächst nicht.

Prigoschins Söldner hatten viele Monate lang an der Seite der regulären russischen Armee im seit Februar 2022 dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine gekämpft. Ende Juni mobilisierte Prigoschin seine Männer aus Frust über die seiner Ansicht nach zu uneffektive russische Militärführung für einen Marsch auf Moskau, den er allerdings einige Stunden später nach Verhandlungen wieder stoppte. Unter der Bedingung, ins Nachbarland Belarus auszuwandern, wurde Prigoschin vom Kreml Straffreiheit versprochen.

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  • Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wurde bei einem Flugzeugabsturz nördlich von Moskau getötet.