APA/HANS PUNZ

Promis und Quereinsteiger spielen keine Rolle bei Wien-Wahl

Die Liste für die Wien-Wahl im Oktober sind fixiert und behördlich abgesegnet. Was sich schon bei den diversen Listenpräsentationen abgezeichnet hat, ergibt auch eine genauere Auswertung: Große personelle Überraschungen bleiben aus. Die Parteien setzen auf bewährte Kräfte. Prominente Quereinsteiger gibt es nicht wirklich. Und auch von Vorzugsstimmenwahlkämpfen ist bis dato nichts zu vernehmen.

Die Liste für die Wien-Wahl im Oktober sind fixiert und behördlich abgesegnet. Was sich schon bei den diversen Listenpräsentationen abgezeichnet hat, ergibt auch eine genauere Auswertung: Große personelle Überraschungen bleiben aus. Die Parteien setzen auf bewährte Kräfte. Prominente Quereinsteiger gibt es nicht wirklich. Und auch von Vorzugsstimmenwahlkämpfen ist bis dato nichts zu vernehmen.

Die SPÖ setzt in ihrer Landesliste fast ausschließlich auf bewährte Kräfte - jedenfalls in den vorderen Reihen. So überrascht nicht allzu sehr, dass sich bei den Rathaus-Roten nach dem Spitzenkandidaten, Bürgermeister Michael Ludwig, die gesamte rote Regierungsmannschaft einfindet. In die Riege aus Stadträtinnen und Stadträten schiebt sich - dem Reißverschlusssystem geschuldet - lediglich Wiens SPÖ-Frauenchefin Marina Hanke. Auch danach ist die Dichte an wichtigen Proponenten aus dem Parteiapparat und den Vorfeldorganisationen hoch.

Zumindest für eine kleine Überraschung sorgte immerhin die Besetzung der 27. Stelle mit der derzeitigen stellvertretenden Bezirksvorsteherin der Innenstadt, Mireille Ngosso. Die aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Ärztin war Mitorganisatorin der Anti-Rassismus-Demo in Wien und wollte eigentlich in der City als Spitzenkandidatin ins Rennen gehen, wurde von der eigenen Basis allerdings verhindert. Signale an die Jugend sendet die SPÖ mit der Vorsitzenden der Jungen Generation Wien, Katharina Weninger, auf dem 16. und mit Benjamin Schulz, Wiener Jugend-Vorsitzender der roten Gewerkschafter FSG, auf dem 33. Platz.

Gänzlich auf Kandidaten mit Gemeinderats- und Landtagserfahrung verlässt sich indes die FPÖ. In ihren Top 20 finden sich ausschließlich Stadtparlamentarier. Einzige Ausnahme ist der blaue Simmeringer Bezirksvorsteher Paul Stadler, der das auch bleiben will.

Auffallend bei den Freiheitlichen ist außerdem der starke Männerüberhang. Unter den ersten 20 der Landesliste gibt es nur drei Frauen: die Zweite Landtagspräsidentin Veronika Matiasek auf Platz 4, die nicht amtsführende Stadträtin Ulrike Nittmann an 7. Stelle und auf Platz 20 die Landtagsabgeordnete Angela Schütz. Und noch eine Besonderheit: Mit Dominik Nepp geht die FPÖ mit einem Spitzenkandidat ins Rennen, der offiziell eigentlich gar nicht Parteichef ist. Denn der geplante Parteitag für die Obmann-Kür musste Corona-bedingt abgesagt werden und kann wohl erst 2021 nachgeholt werden.

Im Vergleich zu Rot und Blau tanzen die Grünen ganz schön aus der Reihe. Nicht nur, dass die kleine Rathaus-Regierungspartei gleich sieben Frauen für die ersten zehn Plätze nominiert hat, ist sie auch die einzige Fraktion, die auf eine Quereinsteigerin setzt: Hinter Parteichefin und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein und Gemeinderat Peter Kraus - so etwas wie die grüne Nachwuchshoffnung in Wien - ist an 3. Stelle die Betriebswirtin Judith Pühringer, Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens arbeit plus und seit Jahren in der Armutskonferenz engagiert, gesetzt.

Frischen Wind erhoffen sich die Grünen durch weitere Neuzugänge wie die Gewerkschafterin Viktoria Spielmann (6), die ehemalige Nationalratsabgeordnete Berivan Aslan (9) oder die beiden Lehrer Heidi Sequenz (10) und Felix Stadler (11). Nicht mehr vertreten auf der Liste sind Seniorensprecherin Birgit Meinhart-Schiebel und Öko-Urgestein Rüdiger Maresch. Der langjährige Umweltsprecher verabschiedet sich in die Pension.

Die ÖVP verliert mit Fritz Aichinger und Wolfgang Ulm ebenfalls zwei ausdauernde Mitstreiter. Noch keine Lust auf den Ruhestand hat jedoch die älteste Kandidatin aller Fraktionen - zumindest wenn es um die vorderen Landeslistenplätze geht. Die frühere ÖVP-Generalsekretärin und Volksanwältin Ingrid Korosec, die schon in den 1980er-Jahren erste Erfahrungen im Stadtparlament sammelte und diesem nun schon seit fast zwei Jahrzehnten durchgehend angehört, tritt mit 79 Jahren noch einmal an - und zwar an 4. Stelle. Vor ihr sind Parteichef und Finanzminister Gernot Blümel als Spitzenkandidat, Landesgeschäftsführerin Bernadette Arnoldner und der nicht amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch platziert.

Im Reißverschlusssystem, das ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen garantiert, wird die Liste fortgesetzt. Einen Hauch Promifaktor bringt der Ex-Ö3-Moderator Peter L. Eppinger mit. Ein echter Quereinsteiger ist der Fünftgereihte allerdings nicht: Denn immerhin gehört der frühere Radiomoderator seit geraumer Zeit zum Sprecherteam der Bundes-ÖVP.

Die NEOS gehen ebenfalls mit einem inzwischen bewährten Team ins Rennen. Der Wiener NEOS-Chef Christoph Wiederkehr war 2015 allerdings noch nicht Listenerster - was er mit den Spitzenkandidaten von SPÖ, FPÖ, Grünen und ÖVP gemein hat. Die damalige Obfrau der Hauptstadt-Pinken, Beate Meinl-Reisinger, hat nämlich erst 2018 der Kommunalpolitik den Rücken gekehrt. Sie löste Matthias Strolz an der Bundesspitze ab und sitzt inzwischen im Nationalrat.

Auf Wiederkehr folgen die Mandatarinnen und Mandatare Bettina Emmerling, Stefan Gara und Markus Ornig. Erst auf Platz 5 wurde mit der Architektin und Leopoldstädter Klubvorsitzenden Selma Arapovic eine Neueinsteigerin am Stadtwahlvorschlag nominiert. Auf Platz 6 ist die 27-jährige JUNOS-Vorsitzende und gebürtige Serbin Dolores Bakos gelistet. Bei der pinken Stadtpartei ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen - wenn man etwa die ersten 15 Plätzen betrachtet.

Zwar hat der frühere FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache nach dem Ibiza-Crash zwischenzeitlich seinen Rückzug aus der Politik verkündet, bei der Wien-Wahl tritt er jedoch an. Und er ist tatsächlich der einzige, der schon als Spitzenkandidat fungiert hat. Denn er war sowohl Bundesparteichef der FPÖ als auch Landeschef in Wien. Dieses Mal tritt er mit dem Team HC an. Die Partei wurde Ende 2019 von drei abtrünnigen blauen Mandataren - damals als Allianz für Österreich (DAÖ) - gegründet.

Naturgemäß sind die "Musketiere" - wie Strache sie gerne nennt - auf den vorderen Plätze mit dabei. Sprich: Die ehemaligen FPÖ-Fraktionsmitglieder Karl Baron (Platz 2), Dietrich Kops (4), Klaus Handler (5) und Günter Kasal (9). Weitere bekannte Namen finden sich nicht. Die technische Angestellte und Architekturstudentin Raphaela Goeschl-Marambio kandidiert etwa hinter Strache auf dem zweiten Platz.

Zumindest nach der Präsentation der Liste des Teams Strache kam Christina Kohl, die auf Platz 17 kandidiert, zu einer gewissen Prominenz. Sie hat auf einer Demo " Soros muss weg", "Antifa muss weg", "Rothschild muss weg", "Rockefeller muss weg" und "Illuminati müssen weg" gerufen. Von den Austrian Airlines wurde die Flugbegleiterin daraufhin gekündigt, sie will diesen Schritt jedoch anfechten.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Liste für die Wien-Wahl im Oktober sind fixiert und behördlich abgesegnet.
  • Im Vergleich zu Rot und Blau tanzen die Grünen ganz schön aus der Reihe.
  • Im Reißverschlusssystem, das ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen garantiert, wird die Liste fortgesetzt.
  • Die NEOS gehen ebenfalls mit einem inzwischen bewährten Team ins Rennen.
  • Auf Platz 6 ist die 27-jährige JUNOS-Vorsitzende und gebürtige Serbin Dolores Bakos gelistet.