Papst aus Spital entlassen: Viele Termine noch offen
Über die Teilnahme von Papst Franziskus an den Zeremonien der Karwoche und der Ostertage in Rom ist noch nichts entschieden. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte am Samstag bei einer Pressekonferenz in der Gemelli-Klinik, der Papst werde sich an die Empfehlungen der Ärzte halten. Laut Vatikan-Insidern muss der Papst Atemübungen machen, bevor er wieder flüssig sprechen kann. In dieser Situation wird darüber spekuliert, dass sich das Kirchenoberhaupt erstmals beim Ostersegen "Urbi et Orbi" vertreten lassen könnte.
Gerüchten zufolge könnte Franziskus die Feierlichkeiten in der Osterzeit einer Gruppe von Kardinälen anvertrauen. Dazu würden der Vikar von Rom, Kardinal Baldo Reina, sowie andere neu ernannte italienische Kardinäle, wie der apostolische Nuntius Angelo Acerbi und der Erzbischof von Turin, Roberto Repole, gehören. Am Ostersonntag könnte Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin stellvertretend für den Papst den Segen "Urbi et Orbi" erteilen. Dieser Segen ist nach katholischer Lehre mit einem vollkommenen Sündenerlass verbunden. Es wäre mutmaßlich das erste Mal in der jüngeren Kirchengeschichte, dass dieser seit dem 14. Jahrhundert praktizierte Segen des Papstes von einem anderen Geistlichen erteilt wird. Nichts ist ausgeschlossen.
Weitere Termine im Vatikan sind wegen der Rekonvaleszenz des Papstes noch ein großes Fragezeichen. Die mögliche Begegnung mit dem britischen König Charles Anfang April könnte abgesagt werden. Der Buckingham-Palast teilte kürzlich mit, für den 8. April sei eine Audienz des Papstes mit König Charles III. und Königin Camilla vorgesehen. Bei dem Gespräch mit dem Monarchen, der sich seit vielen Jahren für Umweltthemen engagiert, sollte es demnach vor allem um die Themen Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung gehen. Der Vatikan hat das Treffen bisher nicht bestätigt. Die Begegnung würde laut Buckingham-Palast im Rahmen einer Italien-Reise des Königspaars stattfinden, die vom 7. bis 10. April dauert.
Dass der Buckingham-Palast den Besuch von König Charles III. und Königin Camilla am 8. April bei Papst Franziskus angekündigt habe, sei nicht als Bestätigung des Vatikans zu interpretieren, so das vatikanische Presseamt. Der Heilige Stuhl kündige Staatsbesuche beim Papst immer nur wenige Tage vor dem eigentlichen Termin an. Das Königspaar würde sich nicht nur im Vatikan aufhalten, sondern weitere Orte und Persönlichkeiten in Italien besuchen. Der Besuch sei bereits seit einiger Zeit geplant gewesen, hieß es.
Zahlreiche Termine in Zusammenhang mit Jubiläumsjahr
Auf den 88-jährigen Franziskus warten zahlreiche Termine in Zusammenhang mit dem katholischen Jubiläumsjahr. Ein Highlight ist die am 27. April geplante Heiligsprechung des als "Cyberapostel" bekannten Carlo Acutis. Zu seiner Heiligsprechung werden in Rom zehntausende Gläubige aus ganz Italien erwartet. Der 2006 an Leukämie gestorbene Teenager und Internet-Fan wird damit der erste Heilige aus der Millennial-Generation. Acutis half zu Lebzeiten Priestern dabei, Websites für ihre Pfarreien einzurichten. Er baute eine Internet-Datenbank über religiöse Wunder auf und warb im Netz für seinen Glauben. Seine Sammlung von "Wundern" ist bis heute im Internet zugänglich. In italienischen Medien wird er deshalb auch "Cyber-Apostel" oder "Influencer Gottes" bezeichnet.
Wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustands scheint es unwahrscheinlich, dass der Papst Reisen unternehmen kann. Eine geplante Reise in die Türkei Ende Mai steht auf der Kippe. Franziskus hatte in der Vergangenheit mehrmals persönlich bekundet, dass er zum 1.700. Jahrestag des Konzils von Nicäa (Nizäa), dem heutigen Iznik nahe Istanbul, in die Türkei reisen wolle. Dort hatten im Jahr 325 mindestens 200 Bischöfe ein bis heute gültiges Glaubensbekenntnis formuliert, das den Glauben an die Dreifaltigkeit (Trinität) bekräftigt, also die Wesenseinheit von Gottvater, dem Gottessohn Jesus und dem Heiligen Geist. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni erklärte am Samstag, dass die Reise in die Türkei "nie vom Heiligen Stuhl offiziell angekündigt wurde" und dass in jedem Fall jegliche Entscheidung abhängig von den gesundheitlichen Bedingungen des Papstes getroffen werde.
Zusammenfassung
- Papst Franziskus kehrte nach über fünf Wochen aus der Gemelli-Klinik in den Vatikan zurück und muss sich nun einer zweimonatigen Rekonvaleszenz unterziehen, wodurch seine Teilnahme an Zeremonien im Jubiläumsjahr unklar bleibt.
- Der Ostersegen 'Urbi et Orbi' könnte erstmals in der jüngeren Kirchengeschichte von Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin erteilt werden, da der Papst noch Atemübungen benötigt, um flüssig sprechen zu können.
- Die geplante Audienz mit König Charles III. am 8. April sowie eine mögliche Reise in die Türkei Ende Mai sind aufgrund der gesundheitlichen Lage des Papstes ungewiss.