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Pakistan will Arbeitsmigrationsabkommen mit EU forcieren

Jedes Jahr erreichen Tausende pakistanische Migranten die EU, ihre Aussichten auf Asyl sind aber äußerst gering. Die pakistanische Regierung forciert deshalb legale Migrationsabkommen, auch mit einigen EU-Staaten gebe es bereits Gespräche, sagte Chaudhry Salik Hussain, Minister für Auslandsangelegenheiten und Humanressourcen im APA-Interview. Der EU empfiehlt er, anstatt Abschreckung den Fokus auf Ausbildung und Anwerbung von Arbeitskräften zu legen.

Intensiveren Austausch in puncto Arbeitsmigration gebe es aktuell mit einigen osteuropäischen Ländern wie Polen und Rumänien, sagte Hussain, der sich anlässlich der "Vienna Migration Conference" des ICMPD (International Centre for Migration Policy Development) diese Woche in Wien aufhielt. Auch mit Deutschland - dort gibt es eine besonders große pakistanische Community - würde er gerne kooperieren, so der Minister, der unter anderem für Pakistanis im Ausland zuständig ist. Mit Österreich gebe es derzeit keine konkreten Gespräche.

Besonders gut laufe ein bilaterales Abkommen für legale Arbeitsmigration bereits mit Südkorea, berichtete Hussain bei der ICMPD-Migrationskonferenz. Begonnen habe man mit 1.500 Pakistanis, die jeweils für zwei Jahre als Fabrikarbeiterinnen und Fabrikarbeiter in Südkorea tätig sind. Mittlerweile würden an dem Programm jährlich 4.000 Menschen teilnehmen - und das Feedback sei fast ausschließlich positiv. Das liege aber auch an der Vorbereitung - so lernen die Teilnehmenden vor ihrem Arbeitseinsatz die jeweilige Sprache und über kulturelle Gegebenheiten, so der Minister.

"Der Fokus muss auf Vorbereitung, Training und Ausbildung liegen", betonte Hussain. Ob er nicht einen "brain drain", also die Abwanderung von besonders gut ausgebildeten Arbeitskräften, fürchtet? "Das bereitet uns überhaupt keine Sorgen, wir haben mehr Angebot an Arbeit als Nachfrage. Diesen Mangel haben wir nicht", sagte der Minister in Anspielung auf den akuten Fachkräftemangel in Europa. Zudem würden die Pakistanis, die nach ihrem internationalen Arbeitseinsatz wieder zurückkehrten, eine Bereicherung für die Gesellschaft darstellen. "Viele von ihnen machen sich danach selbstständig - oder sie gehen direkt in Pension, das ist angesichts der niedrigen Lebenserhaltungskosten in Pakistan oft möglich."

Eine Bereicherung könnten nach Ansicht Hussains, der der Partei "Pakistanische Muslim-Liga" angehört, auch jene Migrantinnen und Migranten für Europa sein, die irregulär in die EU kommen. "Anstatt Internierungszentren sollte man Trainings- und Ausbildungszentren etablieren. Wenn die Person schon im Land ist, warum soll man sie dann nicht auch gleich ausbilden - für die jeweiligen Bereiche, in denen man sie braucht", so der Minister. "Mein Fokus liegt jedenfalls auf Bildung", die von der EU geplanten Asylzentren in Drittstaaten würden nur auf Abschreckung und Entmutigung der Menschen setzen, kritisierte er.

Zur Situation von Migranten im eigenen Land - Pakistan gilt als drittgrößtes Gastland für Flüchtlinge weltweit - sagte Hussain, dass man sich an die große Zahl afghanischer Geflüchteter bereits gewöhnt habe. Das Land beherbergt aktuell etwa 1,5 Millionen registrierte afghanische Flüchtlinge und in etwa die gleiche Anzahl an Afghaninnen und Afghanen, die nicht registriert sind. Pakistan stand kürzlich wegen der Abschiebung Tausender afghanischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger international in der Kritik. Erzwungene Abschiebungen habe es aber nur für nicht-registrierte Geflüchtete gegeben, antwortete Hussain auf eine entsprechende Frage.

Generell sei er davon überzeugt, dass sich die Lage in Afghanistan in den vergangenen Monaten verbessert habe und man dorthin auch wieder abschieben können, meinte er. Die Taliban hätten realisiert, dass eine "Öffnung unumgänglich sei, wenn sie an der Macht bleiben wollen. Was sie nach außen zeigen, ist eine sehr strikte Fassade, aber ich habe das Gefühl, es ist nicht so schlimm, wie wir denken". Er habe deshalb auch Verständnis für europäische Staaten, die vermehrt über die Abschiebung afghanischer Asylwerber in ihr Heimatland diskutierten.

(Das Interview führte Christina Schwaha/APA)

ribbon Zusammenfassung
  • Pakistan strebt legale Migrationsabkommen mit der EU an, um die Chancen für Migranten zu verbessern, und führt bereits Gespräche mit osteuropäischen Ländern wie Polen und Rumänien.
  • Ein erfolgreiches Abkommen besteht mit Südkorea, wo jährlich 4.000 Pakistanis arbeiten; die Teilnehmer werden vorab in Sprache und Kultur geschult.
  • Minister Hussain kritisiert die geplanten EU-Asylzentren als abschreckend und betont die Bedeutung von Ausbildung und Anwerbung von Arbeitskräften.