Totschnig: "100 Prozent Bio geht sich definitiv nicht aus"
Wir haben "die meisten Bio-Bauern" in Europa, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) im Interview mit Wolfgang Schiefer in "Wild Umstritten".
EU soll von Österreich lernen
In Österreich würde man mit freiwilligen Anreizen arbeiten. 80 Prozent der Betriebe nehmen laut Totschnig freiwillig am Agrar-Umweltprogramm teil. "Hier könnte die Union lernen. Wir brauchen mehr ökosozialen Gedanken."
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Es habe in Österreich einen Wertewandel gegeben. "Vielen sind biologische Produkte wichtig." In Österreich seien elf Prozent der Lebensmittel, die im Einzelhandel gekauft werden, biologisch. Nur in Dänemark würde im EU-Vergleich mehr Bio gekauft.
Trotzdem stellt Totschnig klar: "100 Prozent Bio geht sich definitiv nicht aus." Die Bevölkerung müsse selbst entscheiden, was sie haben und wie viel Geld sie ausgeben will.
Biologische und konventionelle Lebensmittel müssen "in österreichischer, hoher Qualität und aus der Region produziert" zur Verfügung stehen. "Wir müssen nachfrageorientiert produzieren."
Marktmacht der Supermärkte "echtes Problem"
Die drei größten Supermärkte des Landes decken 84 Prozent des Marktes ab. Die vier größten sogar 91 Prozent. "Da haben wir eine klare Marktmacht", sagt Totschnig.
Das "faire Wettbewerbsbedingungen-Gesetz" sei deshalb extrem wichtig. Es helfe Bauern, sich bei unfairer Behandlung zu wehren. Es gebe eine weisungsfreie, unabhängige Anlaufstelle, an die Bauern sich auch anonym wenden können.
Der zweite Bericht wurde vor wenigen Wochen vorgelegt. Laut Totschnig zeige er: "Es gibt ein echtes Problem."
Gütesiegel: Was bedeutet Bio, Fair & Co.?
Zusammenfassung
- Österreich hat die meisten Biobauern im EU-Vergleich und Bio-Produkte werden am zweitmeisten gekauft.
- Trotzdem machen sie nur elf Prozent der verkauften Lebensmittel aus.
- Österreich ganz auf Bio umzustellen, sei unmöglich, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig im PULS 24 Interview.