Norbert Hofer: Vom Überflieger zum "Coming Home"
Als großes "Coming Home" inszeniert die FPÖ die Spitzenkandidatur von Norbert Hofer im Burgenland. Der Pinkafelder bringt in sein Heimatbundesland viel Wahlkampferfahrung mit - immerhin führte er die Freiheitlichen 2019 als Bundesparteichef und Listenerster in die Nationalratswahl und trat zweimal - 2016 und 2022 - gegen Alexander Van der Bellen als Bundespräsidentschaftskandidat an, 2016 sogar in drei Wahlgängen.
Nun soll es der ehemalige Dritte Nationalratspräsident im Burgenland richten.
Die Ausgangslage dafür scheint vielversprechend. Bei der Nationalratswahl im September holte die FPÖ mit 28,8 Prozent auch im Burgenland Platz eins und Hofers Bekanntheit sowie sein Ruf als "freundliches Gesicht der FPÖ" werden wohl nicht schaden.
Der als verbindlich geltende Blaue schlägt oft mildere Töne an als Bundesparteiobmann Herbert Kickl und dürfte damit auch für Burgenländer, die keine Kernwähler der Freiheitlichen sind, eine Option sein.
Fast-Bundespräsident und Kurzzeit-Parteichef
Bundesweite Bekanntheit erlangte der gelernte Flugzeugtechniker, als er 2016 für die FPÖ bei der Bundespräsidentenwahl antrat. Nach einem klaren Sieg in Runde eins folgte das Stichwahl-Duell gegen Alexander Van der Bellen, der dieses inklusive Wiederholung im dritten Anlauf endgültig für sich entschied.
Hofer wurde schließlich unter Türkis-Blau zum Infrastrukturminister und war nach der Ibiza-Affäre 2019 der logische Nachfolger von Heinz-Christian Strache an der Parteispitze. Als Spitzenkandidat bestritt er noch im selben Jahr die Nationalratswahl, nach der er die Rolle des Dritten Nationalratspräsidenten übernahm.
Video: Nachgefragt bei Norbert Hofer
Gräben zwischen Kickl und Hofer
Dritter Nationalratspräsident blieb Hofer bis zur Nationalratswahl dieses Jahr, den Bundesparteivorsitz schmiss er 2021 nach internen Konflikten mit dem damaligen Klubobmann Herbert Kickl hin. Zuvor hatte die Coronakrise die Gräben zwischen den beiden sichtbar gemacht.
Während Kickl einen harten Anti-Regierungs-Kurs gegen den "Corona-Wahnsinn" fuhr, ließ sich Hofer impfen und war auch dem Maskentragen nicht abgeneigt. Der Wechsel vom Bund ins Burgenland soll mit diesen Konflikten nichts mehr zu tun haben, generell gilt Hofer aber als loyaler Parteiarbeiter, der dort seinen Platz findet, wo die Partei ihn sehen will. Er selbst bezeichnet sich gerne als jenen Mann, der in der FPÖ dann zum Einsatz kommt, "wenn es schwierig wird".
Familienmensch und Flieger
Sein freundlicher Stil brachte Hofer über Parteigrenzen hinweg Anerkennung. Dem liberaleren Lager der Freiheitlichen ist der Fan des umstrittenen Malers Odin Wiesinger aber nicht zuzuordnen. Er pflegt Verbindungen zu konservativen Kreisen wie dem elitären St. Georgs-Orden und ist bei der Schülerverbindung Marko-Germania zu Pinkafeld Ehrenmitglied.
Privat gibt sich Hofer, geboren am 2. März 1971, als biederer Familienmensch. Er lebt nach wie vor in seiner Heimatgemeinde Pinkafeld, ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder. Sein Hobby ist das Fliegen, was keine Selbstverständlichkeit ist.
Denn als junger Mann erlitt er bei einem Paragleiter-Absturz schwerste Verletzungen und ist auch heute noch teilweise auf den Stock angewiesen.
Zusammenfassung
- Norbert Hofer kommt heim. Der Ex-FPÖ-Parteichef will von Wien zurück nach Eisenstadt - und burgenländischer Landeshauptmann werden.
- Er gilt als leutselig und gemäßigter als Parteikollege und FPÖ-Chef Herbert Kickl.
- Ein Porträt.