Noch immer rund 30 vermisste Flüchtlinge vor Italien
Nach Angaben des italienischen Innenministers Matteo Piantedosi werden noch bis zu 30 Menschen gesucht. 62 Leichen wurden bisher geborgen, darunter jene von 14 Minderjährigen, neun Buben und fünf Mädchen. Zu den Todesopfern zählen auch Zwillinge.
Weit über 100 Menschen auf überladenem Fischerboot
Die minderjährigen Todesopfer sind zwischen acht Monaten und 13 Jahre alt. Ganze Familien kamen bei dem Unglück ums Leben. Ein afghanischer Vater verlor bei der Überfahrt seine Frau und drei seiner vier Kinder. Lediglich ein 14-jähriger Sohn überlebte. 82 Personen konnten sich retten. 22 Überlebende wurden ins Spital eingeliefert. Ein schwer verletzter Mann starb im Spital.
Das überladene Fischerboot, das laut der Küstenwache circa 120 Menschen aus dem Iran, aus Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte dem rauen Meer nicht standhalten und prallte wenige Meter vor der Küste gegen die Felsen. Es zerbrach in zwei Teile. Die Trümmer seien 300 Meter vor der Küste verstreut, hieß es. Viele Überlebende konnten bis zum Ufer schwimmen.
Nach Angaben von Überlebenden befanden sich 140 bis 150 Menschen an Bord. Das Boot war vor vier Tagen vom osttürkischen Izmir abgefahren. Drei türkische Schlepper wurden bisher festgenommen. Sie sollen am Steuer des Fischerbootes gewesen sein. In der Region Kalabrien wurden am Montag die Fahnen auf halbmast gesetzt als Zeichen der Trauer für das Unglück.
Mittelmeer "zum Massengrab verkommen"
"Das Mittelmeer ist seit Jahren zum Massengrab verkommen und Europa schaut weiter zu. Wie lange noch?", kommentierte SPÖ-EU-Abgeordnete Theresa Bielowski am Montag in einer Aussendung die Katastrophe. "Die Diskussion auf EU-Ebene dreht sich aktuell um Zäune und Mauern, aber man kann Europa nicht abschotten."
Menschen würden "immer vor Krieg und Elend fliehen und dafür auch immer gefährlichere Routen wählen". Um "das Geschäft der kriminellen Schlepperbanden wirklich zu bekämpfen", brauche es die Wiedereinrichtung einer von der EU geführten Seenotrettungsmission sowie endlich einen Durchbruch für eine gemeinsame europäische Asylpolitik, so Bielowski.
Zusammenfassung
- Nach dem Flüchtlingsdrama vor der Küste der süditalienischen Region Kalabrien ist am Montag die Suche nach Vermissten neu aufgenommen worden.
- Nach Angaben des italienischen Innenministers Matteo Piantedosi werden noch bis zu 30 Menschen gesucht.
- 62 Leichen wurden bisher geborgen, darunter jene von 14 Minderjährigen, neun Buben und fünf Mädchen.
- Nach Angaben von Überlebenden befanden sich 140 bis 150 Menschen an Bord.