Mattle beschwor zum Wahlkampfabschluss "Richtungswahl"
Dabei nahm Mattle vor allem Bezug auf FPÖ-Landesparteiobmann und Landtagswahlspitzenkandidat Markus Abwerzger - dieser hatte, von den Seinen zum "Landeshauptmannkandidaten" ernannt, ein "Duell um Tirol" ausgerufen, auf das Mattle in seiner rund 15-minütigen Rede Bezug nahm. Viele hätten ihn im Wahlkampf darauf angesprochen. Die "Politik der Mitte" der ÖVP habe Tirol zu dem gemacht, was es heute ist, unterstrich Mattle im Wahlkampffinale - ein Land mit Vollbeschäftigung, in dem junge Menschen "alle Chancen der Welt" hätten und Betreuung - für die ganz Kleinen und die Älteren - groß geschrieben werde.
Bei Nikolsdorf handelt es sich übrigens um die am östlichsten gelegene Gemeinde Osttirols und damit des gesamten Bundeslandes. Parteichef Mattle war am 3. September in seiner Heimatgemeinde Galtür, der westlichsten Kommune Tirols, offiziell in den Wahlkampf gestartet. Daraufhin ging es mit dem Wahlkampfbus quer durch Tirol, in 42 Regionen und Talschaften - bis eben in das östlichste Eck des Landes. In "unwahrscheinlich vielen Gesprächen", die er in den letzten Wochen geführt habe, habe sich gezeigt, dass der "Blick in die Zukunft" bei vielen "etwas eingetrübt" sei, zog der 59-jährige Mattle Bilanz. Als Grund dafür machte er die "importierte Inflation" aus.
Etwas länger führte Mattle dann seine Vorstellungen in Bezug auf die Energiewende aus, die er als Schlüssel zu Unabhängigkeit und Standort- und Versorgungssicherheit sah. Tirol habe aufgrund seiner Topografie "beste Voraussetzungen" für Wasserkraft, aber auch Photovoltaik. Ferner ortete er großes Potenzial im Bereich der Biomasse und "da und dort" für Windkraft.
ÖVP-Landesgeschäftsführer Martin Malaun, der die Veranstaltung eröffnete, hielt indes an der 30 Prozent-Grenze fest. "Wir brauchen über 30 Prozent, damit wir ganz sicher sein können, dass es wieder einen ÖVP-Landeshauptmann gibt", mobilisierte Malaun, der sich nach diesem Wahlkampf zurückziehen wird, noch einmal kräftig. Die Resonanz sei im Wahlkampf "eine gute" gewesen, bilanzierte Malaun: "Alle, die den Toni kennen gelernt haben, werden ihn wählen". Bei den letzten Landtagswahlen im Jahr 2018 hatte die seit 77 Jahren im Bundesland dominante ÖVP - damals unter Noch-Landeshauptmann Günther Platter und mit bundespolitischem türkisen Rückenwind - 44,26 Prozent eingefahren. Mattle hielt indes auf APA-Nachfrage daran fest, auch in "schwierigen Zeiten" Verantwortung übernehmen zu wollen und definierte keine Prozent-"Schmerzgrenze" bei der er persönliche Konsequenzen ziehen würde.
Umfragen gaben den Schwarzen zuletzt um die 30 Prozent oder weit darunter. Lediglich eine in den Tiroler Bezirksblättern veröffentlichte Befragung wies zumindest 35 Prozent mit einem Potenzial bis zu 39 Prozent für die Tiroler Volkspartei aus.
Am Firmengelände in Nikolsdorf machten sich - zwischen Hackgut, Traktoren und Containern - rund 80 großteils einheimische Personen ein Bild vom schwarzen Spitzenkandidaten. Vor Ort waren auch die ÖVP-Spitzenkandidatinnen und -kandidaten für den Bezirk Lienz, der Bezirksobmann und der aus Osttirol stammende ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten aus den anderen Bezirken wurden - teils unter technischen Problemen - zu Beginn der Veranstaltung aus dem Wahlkampf zugeschaltet und berichteten durch die Bank von einer positiven Stimmung.
Am Samstag kämpfen Mattle und seine schwer unter Druck stehende Landespartei auf den letzten Metern dann noch im Bezirk Landeck um jede Wählerin und jeden Wähler. Auf größere Wahlkampfkundgebungen verzichteten der schwarze "Landeshauptmannkandidat" und sein Team.
Grüne, MFG und NEOS brachten ihren Wahlkampf bereits zum Abschluss. Am Freitagabend folgt die FPÖ. SPÖ und Liste Fritz begehen ihre letzten großen Wahlkampfauftritte am Samstag.
Zusammenfassung
- Die Tiroler ÖVP hat am Freitagnachmittag im Osttiroler Nikolsdorf in kleinem Kreis ihren Landtagswahlkampf formal abgeschlossen.
- Spitzenkandidat Anton Mattle sprach vor rund 80 Sympathisanten von einer "Richtungswahl", erneuerte seine "Vision" in Form eines Bekenntnisses zur Energiewende und warnte vor einem "blauen Experiment".
- Auf größere Wahlkampfkundgebungen verzichteten der schwarze "Landeshauptmannkandidat" und sein Team.