Mangott: Russland als Verursacher von Staudamm-Sprengung wahrscheinlich
Wie genau und vor allem von wem der Kachowka-Staudamm in der Ukraine gesprengt wurde, ist weiterhin nicht restlos geklärt. Die Ukraine und Russland weisen sich gegenseitig die Schuld zu.
Politikwissenschaftler Gerhard Mangott sieht Russland als wahrscheinlicheren Urheber als die Ukraine. Für Russland überwiegen die Vorteile, außerhalb hätten russische Truppen den Staudamm kontrolliert und deshalb auch die Möglichkeit zur Sprengung gehabt.
Er warnt jedoch auch vor zu vorschnellen Beurteilungen: "Es gibt aktuell keine belastbaren Belege, wer den Staudamm gesprengt hat." Dahingehend sei es auch auffällig, dass die USA sich mit Verurteilungen bzw. Schuldzuweisungen bisher zurückhielten, während in Europa sofort Russland verantwortlich gemacht wurde.
Verwüstungen auf beiden Seiten
Sowohl die Ukraine als auch Russland hätten Nachteile von der Staudamm-Sprengung. Viele Siedlungen auf beiden Seiten des Dnipro wurden verwüstet, Tausende von Menschen verlieren ihr Dach über dem Kopf. Durch die Überflutungen wurden auch die russischen Verteidigungsstellungen über- bzw. sogar weggeschwemmt. Gleichzeitig kann die ukrainische Armee im Überschwemmungsgebiet keine Offensivoperationen durchführen.
Greenpeace warnt vor Katastrophe
Auch die Gefahr einer nuklearen Katastrophe im Atomkraftwerk Saporischschja steigt, da das Wasser zur Kühlung fehlen könnte. Am Mittwoch wurde nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace deutlich, dass nach der Zerstörung des Staudamms der Wasserstand schneller sinkt als bisher angenommen.
Bei gleichbleibendem Absinken des Wasserpegels werde die kritische Grenze bereits in der Nacht auf Donnerstag erreicht. Greenpeace warnte in einer Aussendung vor einer Gefährdung der nuklearen Sicherheit.
Darüber hinaus hat das Kachowka-Staubecken den Süden der Ukraine, also etwa die aktuell russisch besetzte Krim-Halbinsel, mit Trinkwasser versorgt. Hier droht nun eine Versorgungskrise.
Zusammenfassung
- Rusland sei als Urheber der Staudamm-Katastrophe in der Ukraine sehr wahrscheinlich, meint Politikwissenschaftler Gerhard Mangott.
- Er rät trotzdem zur Vorsicht in der Einschätzung, weil "keine belastbaren Belege vorliegen", wie er betont.
- Sowohl die Ukraine als auch Russland hätten Nachteile von der Staudamm-Sprengung.
- Durch die Überflutungen wurden auch die russischen Verteidigungsstellungen über- bzw. sogar weggeschwemmt.
- Gleichzeitig kann die ukrainische Armee im Überschwemmungsgebiet keine Offensivoperationen durchführen.
- Auch die Gefahr einer nuklearen Katastrophe im Atomkraftwerk Saporischschja steigt, da das Wasser zur Kühlung fehlen könnte.