Lukaschenko untergetaucht: Spekulationen über Gesundheit
Der 68-Jährige, der oft als Europas letzter Diktator bezeichnet wird, ließ sich bei der mit viel Pomp aufgezogenen Staatsfeier von Regierungschef Roman Golowtschenko vertreten. Er ließ dort eine Grußbotschaft mit Gratulationen verlesen. Das Staatsfernsehen zeigte schon seit Tagen keine aktuellen Bilder des Politikers und Medien in der benachbarten Ukraine berichteten, Lukaschenko sei in ein Krankenhaus gebracht worden.
Sein letzter Auftritt war bei der Militärparade zur Erinnerung an den Sieg der Sowjetarmee über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg in Moskau am vergangenen Dienstag. Dabei wirkte er auffällig angeschlagen und verließ die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges am 9. Mai vorzeitig.
"Offensichtlich sehr ernsthaft erkrankt"
Der im Exil in der EU lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschko, der selbst einmal der Regierung in Minsk als Kulturminister angehört hatte, sagte am Freitag, dass Lukaschenko "offensichtlich sehr ernsthaft erkrankt ist". Vom einstigen Bild des starken Anführers sei nichts mehr übrig. Lukaschenko hatte sich 2020 in einer umstrittenen Präsidentenwahl erneut zum Sieger erklärt und Proteste gegen die Abstimmung niederschlagen lassen.
"Er kann schon nicht einmal mehr ein paar 100 Meter gehen, kann keine Reden mehr halten, kann nicht mal mehr gerade auf der Tribüne stehen, wankend vor Schwäche", sagte Latuschko. Das Staatsfernsehen sei hilflos und wisse schon nicht mehr, was es sagen oder zeigen solle.
Eine Stellungnahme über seinen Zustand aus dem Präsidentenamt in Minsk gab es bisher nicht.
Als autoritärer Machthaber ist Lukaschenko zentraler Dreh- und Angelpunkt des politischen Lebens in Belarus (Weißrussland). Sein Verbleib im Amt 2020 hatte er vor allem auch der Unterstützung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verdanken. Belarus ist seither mehr denn je wirtschaftlich und finanziell von Russland abhängig. Minsk unterstützt Moskau auch bei dem Krieg in der Ukraine, indem es belarussisches Staatsgebiet russischen Streitkräften für Angriffe auf das Nachbarland überlässt.
Zusammenfassung
- Belarus Machthaber Alexander Lukaschenko ist zum ersten Mal seit 29 Jahren nicht beim Festakt zum Tag der Staatsflagge aufgetaucht.
- Das heizte Spekulationen über seine Gesundheit an.