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Kurz bei Kaderschmiede-Veranstaltung in Ungarn

Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Freitag als prominenter Gast bei einer Veranstaltung der regierungsnahen ungarischen Kaderschmiede Mathias Corvinus Collegium (MCC) in Esztergom aufgetreten. Kurz betonte in seiner Rede, er denke immer "positiv" an die gemeinsame Arbeit mit den Ungarn zurück, zitierte das Onlineportal "Mandiner.hu". Der Ex-Kanzler sprach über seine politische Laufbahn und seine Ansichten über den Wandel der Weltordnung.

Egal was er tue, es folge immer Kritik, allein aus dem Grund, da andere auf seinem Stuhl sitzen wollen, betonte Kurz. Das sei die Schattenseite der Demokratie.

Auf die Frage, ob die Arbeit in der Koalition mit der Rechten oder der Linken leichter war, betonte der Ex-Kanzler, dass die Zusammenarbeit mit der Freiheitlichen Partei leichter gewesen sei. Kurz sprach weiter über seinen Vorschlag, die Migrationswelle zu stoppen und festzulegen, wer in das Land kommen dürfe. Dieser Standpunkt sei von vielen angegriffen worden, wobei dieser rational und keineswegs rassistisch sei, verteidigte sich Kurz. Jene die ihn damals kritisierten, würden heute die gleiche Sprache sprechen wie er einst.

Kurz bemängelte zugleich den mangelnden Schutz der Außengrenzen vor den Migranten. Es bedürfe eines Ordnungssystems auf europäischer Ebene, wobei die einzelnen Länder selbst entscheiden sollen, was gut für sie sei. Es sei zugleich wichtig, einen Unterschied zu machen zwischen legaler und illegaler Migration.

Hinsichtlich des Wandels der Rolle Europas betonte der Ex-Kanzler, es sei das Hauptziel, dass Europa seine Wettbewerbsfähigkeit erhalte. "Wir leben in Demokratie, in der westlichen Welt, wobei es unsere Aufgabe ist, attraktiv zu bleiben gegenüber anderen Systemen", betonte Kurz. Hinsichtlich der seitens der EU gegenüber Polen und Ungarn zurückgehaltenen Gelder erklärte Kurz, "unsere Einheit" müsse gewahrt werden, und es müsse darauf geachtet werden, dass die einzelnen Länder unterschiedlich seien. Es sei manchmal schwer, die Einheit zwischen den 27 EU-Mitgliedsländern zu finden.

Bezüglich der USA kritisierte Kurz, dass die beiden großen Parteien ihre Beziehungen zu China schwächen wollten. Das sei für sie vielleicht gut, aber nicht für Europa. Kurz sieh kurzfristig keinen möglichen militärischen Konflikt zwischen der NATO und China. Doch je gespaltener die Welt sei, umso größer sei auf lange Sicht die Möglichkeit eines militärischen Zerwürfnisses.

Hinsichtlich des Ukraine-Krieges hofft Kurz auf einen baldigen Waffenstillstand. Dazu bedürfe es Verhandlungen, da es auf dem Schlachtfeld zu keinem Endergebnis kommen könne. Russland sei eine Atommacht, sodass eine Niederlage für Putin keine Option darstelle, betonte der Ex-Kanzler.

Die MCC kündigte Kurz auf Facebook als "Freund Ungarns und Wunderkind der europäischen Politik" an. Bei der dreitägigen Veranstaltung "MCC Feszt" in der Innenstadt von Esztergom treten auch hochrangige Politiker der Regierungspartei Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orbán, etwa Außenminister Péter Szijjártó, Verteidigungsminister Kristóf Szalay-Bobrovniczky oder Kanzleiminister Gergely Gulyás auf.

Laut Eigenbeschreibung ist die 1996 gegründete MCC das "größte multidisziplinäre Fachkollegium Ungarns", in dem besonders begabte Schüler, Studenten und Akademiker kostenlos "für die ganze Gesellschaft nützliche außercurriculare Bildungsmöglichkeiten" erhalten. Die Trägerstiftung der MCC wird von Premier Orbáns Politischem Direktor Balázs Orbán (kein Verwandter des Ministerpräsidenten) geleitet. Leiter der MCC-Medienschule ist der frühere langjährige Ungarn-Korrespondent von "Welt", "Presse" und "Kleiner Zeitung", Boris Kálnoky.

2020 erhielt die MCC von der ungarischen Regierung über eine Milliarde Euro und damit mehr als alle übrigen Universitäten gemeinsam, laut Medienberichten sollte das MCC zu einer Art nationalkonservativem Gegenmodell der Central European University (CEU) des liberalen US-Financier George Soros aufgebaut werden. Im Mai dieses Jahres geriet die MCC auch in Österreich in die Schlagzeilen, als sie 90 Prozent an der Wiener Privatuniversität Modul University am Kahlenberg erwarb.

ribbon Zusammenfassung
  • Kurz betonte in seiner Rede, er denke immer "positiv" an die gemeinsame Arbeit mit den Ungarn zurück, zitierte das Onlineportal "Mandiner.hu".
  • Der Ex-Kanzler sprach über seine politische Laufbahn und seine Ansichten über den Wandel der Weltordnung.
  • Hinsichtlich des Wandels der Rolle Europas betonte der Ex-Kanzler, es sei das Hauptziel, dass Europa seine Wettbewerbsfähigkeit erhalte.