Klenk: Babler hat "ein paar sehr dunkle Flecken"
In der inhaltlichen Positionierung steht Neo-SPÖ-Chef Andreas Babler eine schwierige Zeit bevor. Die Querschüsse in der SPÖ haben beinahe schon Tradition, und damit geht es auch nach der geschlagenen Chef-Wahl "munter weiter", sagte Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig. SPÖ-Salzburg-Chef David Egger zweifelte zuletzt in einem "profil"-Interview an der Umsetzbarkeit der 32-Stunden-Woche - einem Herzensthema Bablers.
"Falter"-Chefredakteur Florian Klenk findet diese Kritik aus Salzburg verwunderlich, da die SPÖ bei der Salzburger Landtagswahl noch ein Minus verkraften musste und besonders viel Stimmen an die KPÖ verlor. "Ich finde es lustig, dass die am Balkon hängen, mit einer Hand, kurz vorm Absturz sind und immer noch glauben, sie sind die Gescheiteren", so Klenk.
Auch der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer unterstützte immer wieder öffentlich einen restriktiveren Migrationskurs. Laut Klenk springe Dornauer damit "genau auf die Bananenschale, die ihm die FPÖ und die ÖVP legt" - nämlich die Migration als Streit-Thema zu etablieren. PR-Berater und Ex-Pressesprecher von Erwin Pröll, Daniel Kapp, entgegnete, dass das Thema Migration nur durch einen "restriktiven Zuwanderungskurs" gelöst werden könne.
Babler "weit davon entfernt, die Leute zu enteignen"
Für Klenk bringt Babler "was Neues" in die österreichische Politiklandschaft - "auch seine Reden sind anders". Für Kapp unterscheidet sich die Parteitagsrede zwar in der "Ausrichtung" von FPÖ-Chef Herbert Kickl, sei aber dennoch "beunruhigend: in der Radikalität und der Emotionalität". Mit Babler würde die Gesellschaft weiter polarisiert werden.
Für Kapp sei Babler "persönlich ein sehr gewinnender Mensch" - er sieht aber auch Probleme. Im Vorfeld seiner Wahl sorgte Bablers Marxisten-Outing und der direkt darauf folgende Rückzieher für Diskussionsstoff. Für Kapp bedeutet dieses Hin und Her, dass Babler "entweder nicht weiß, was ein Marxist ist oder darüber hinwegtäuschen will". Letzteres wäre bedenklich, weil "der Marxismus ist ein revolutionäres Konstrukt", sagte Kapp. Babler sei aber "weit davon entfernt, die Leute zu enteignen", entschärfte Klenk.
Wird "sich verändern müssen"
In der Frage nach Inhalten ist Klenk gespannt, ob sich Babler in "Retro-Käse verstrickt" oder progressiv Themen setzen kann. Er hätte vom SPÖ-Chef gerne, dass er eine "europäische Flanke" aufmacht. Für Glawischnig wartet auf Babler eine "Herkulesaufgabe". Um eine breitere Wählerschaft ansprechen zu können, "wird er sich verändern müssen", so die ehemalige Grünen-Chefin. "Es geht nicht nur mit 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich".
Auf PULS 24 sagte Babler am Mittwoch, dass sich die ÖVP "radikalisiert" habe. Für solche Aussagen hat PR-Berater Kapp wenig übrig: "Wenn er darin sein Heil sucht, die Realität wird ihn schon einholen".
Die "sehr dunklen Flecken" Bablers
PR-Berater Rudi Fußi meinte bei "WildUmstritten" am Dienstag, dass die ÖVP Niederösterreich ein 40-seitiges Dossier über Andreas Babler angelegt habe, für den Fall, dass er Nachfolger vom ehemaligen niederösterreichischen SPÖ-Chef Franz Schnabl werden würde. Daniel Kapp wundert sich darüber. An das Video-Interview von Babler und Fußi aus dem Jahr 2020, in dem die umstrittenen EU-kritischen Aussagen Bablers fielen, würden sich "zwei Leute, der Herr Babler und der Herr Fußi" erinnern. "Und der Babler wird es nicht gespielt haben", meinte Kapp.
Florian Klenk erkennt in Bablers Vergangenheit "ein paar sehr dunkle Flecken". So habe er in den 90ern ein Tribunal gegen Schüssel und Klima gefordert, weil sie die NATO-Intervention in Jugoslawien befürwortet haben. Da habe er sich laut Klenk "eigentlich auf die Seite des Milosevic-Regimes" gestellt.
"Das hat er später bedauert", so Klenk. Er findet es "neu" und "interessant", dass Babler "diese Fehler zugibt". Damit will er die Aussagen nicht entschuldigen, seien zum Beispiel die EU-kritischen Aussagen "historisch verblendet" und schlicht "blöd" gewesen. Das sei eine "linke Position, die in der niederösterreichischen SJ-Partie offensichtlich salonfähig war". Diese Positionen müsse er ablegen, ansonsten sinke sein Wählerpotenzial auf die Größe "eines Seminarraums für Marxismus", so Klenk. Er sei dafür jedoch "gescheit" genug, resümiert Klenk.
Zusammenfassung
- Kann Andreas Babler Kanzler? Welche "dunklen Flecken" aus der Vergangenheit gibt es und wie geht er damit um? Darüber diskutierten bei "WIldUmstritten" Florian Klenk, Daniel Kapp und Eva Glawischnig.
- Für Klenk bringt Babler "was Neues" in die österreichische Politiklandschaft - "auch seine Reden sind anders". Für Kapp unterscheidet sich die Parteitagsrede zwar in der "Ausrichtung" von FPÖ-Chef Herbert Kickl, sei aber dennoch "beunruhigend".
- In der Frage nach Inhalten ist Klenk gespannt, ob sich Babler in "Retro-Käse verstrickt" oder progressiv Themen setzen kann. Er hätte vom SPÖ-Chef gerne, dass er eine "europäische Flanke" aufmacht.
- Florian Klenk erkennt in Bablers Vergangenheit "ein paar sehr dunkle Flecken". Er findet es aber "neu" und "interessant", dass Babler "diese Fehler zugibt".