Khamenei "verurteilt" Vergiftungen von Schülerinnen im Iran
Die Behörden müssten die Fälle ernsthaft verfolgen, sagte Khamenei laut Staatsmedien am Montag. "Die Täter sollten streng bestraft werden." Am Wochenende war es in mehreren Städten zu Protesten von Eltern gegen die mutmaßlichen Anschläge gekommen.
Eine der Kundgebungen in Teheran entwickelte sich Videoaufnahmen zufolge zu einer regierungsfeindlichen Demonstration. Seit November war es zu ungeklärten Giftanschlägen auf Schulen in weiten Teilen des Landes gekommen. Dem Gesundheitsministerium zufolge sind Hunderte Mädchen erkrankt.
Suche nach Schuldigen läuft an
Einige Politiker hatten angedeutet, die Schülerinnen könnten Ziel religiöser Gruppen gewesen sein, die eine Schulbildung für Mädchen ablehnen. Der iranische Präsident Ebrahim Raisi machte unlängst "ausländische Feinde" für die Anschläge verantwortlich. Raisi ließ offen, wen er damit meinte. Allerdings werden regelmäßig die USA und Israel als Feinde der Islamischen Republik bezeichnet.
Iranische Medien hatten seit November über mehr als 2.400 Vergiftungsfälle an Schulen berichtet. Dies ergab eine Auswertung von Berichten, die von November bis Angang März in iranischen Medien erschienen. Offizielle Behördenzahlen zum Gesamtausmaß der Vergiftungswelle gibt es derzeit nicht.
Iranischen Medienberichten zufolge sind mehr als 100 Schulen in der Islamischen Republik betroffen. Beobachter gehen darüber hinaus von einer Dunkelziffer aus.
Vergiftungen seit November
Die ersten Fälle der mysteriösen Vergiftungen wurden bereits im November gemeldet. Betroffen sind fast ausschließlich Mädchenschulen. Landesweit wurden Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Eltern und Angehörige sind empört und wütend, noch immer gibt es keine offizielle Erklärung. Sie werfen den Behörden Versagen vor und geben ihnen eine Mitschuld. Ärzte sprechen von Gasvergiftungen.
Die iranischen Machthaber sehen sich seit Monaten mit Anti-Regierungs-Protesten konfrontiert, die nach dem Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini begonnen hatten. Amini war Mitte September in Polizeigewahrsam gestorben. Zuvor war sie von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen haben soll. Auch Schülerinnen beteiligten sich an den Protesten.
Zusammenfassung
- Im Iran hat das geistliche und staatliche Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei die jüngsten Vergiftungen von Schülerinnen als "unverzeihliche Verbrechen" bezeichnet.
- Die Behörden müssten die Fälle ernsthaft verfolgen, sagte Khamenei laut Staatsmedien am Montag.
- Iranischen Medienberichten zufolge sind mehr als 100 Schulen in der Islamischen Republik betroffen.
- Die ersten Fälle der mysteriösen Vergiftungen wurden bereits im November gemeldet.