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Kämpfe im Libanon gehen weiter

Israelische Streitkräfte haben ihre Angriffe im Libanon fortgesetzt. Insidern zufolge wurde erstmals die libanesische Küstenstadt Dschije angegriffen. Das berichteten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen aus Sicherheitskreisen der Nachrichtenagentur Reuters. Laut libanesischen Sicherheitskreisen wiederum hat die israelische Armee in der Nacht auf Mittwoch ein "Lager" im Küstenort Saadijat südlich von Beirut ins Visier genommen.

Die Stadt Dschije liegt 75 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel. Einzelheiten zu möglichen Schäden oder Opfern sind zunächst nicht bekannt. Das Ziel des Luftangriffs in Saadijat liegt rund 20 Kilometer südlich der libanesischen Hauptstadt. AFP-Journalisten in Beirut berichteten, eine Explosion gehört zu haben.

Die israelische Luftwaffe selber sprach davon, am Dienstagabend Dutzende Ziele der proiranischen Hisbollah im Osten und Süden des Nachbarlandes attackiert zu haben, darunter Waffenlager und Raketenabschussrampen. Die libanesische Staatsagentur NNA meldete schwere Bombardements in mehreren Orten im Süden des Libanon sowie weitere Angriffe in Baalbek im Osten des Landes.

Die Hisbollah reklamierte indes ihrerseits zahlreiche Angriffe auf israelisches Gebiet für sich. Die Schiitenorganisation teilte mit, unter anderem zweimal mit Raketensalven einen Militärstützpunkt im Norden Israels in der Nähe der Stadt Safed angegriffen zu haben.

Die Zahl der Todesopfer nach den israelischen Angriffen seit Montagmorgen ist nach Angaben der libanesischen Regierung auf 569 gestiegen. 1.835 Menschen seien dabei verletzt worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit.

Von den USA hätte sich die libanesische Regierung mehr Unterstützung erwartet. Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib zeigt sich enttäuscht über die Äußerungen von US-Präsident Joe Biden zur eskalierenden Krise zwischen Israel und dem Libanon. "Das war nicht stark. Es ist nicht vielversprechend und wird das Problem nicht lösen", sagt Bou Habib mit Blick auf Bidens Rede vor den Vereinten Nationen (UN).

Trotz seiner Kritik äußert er die Hoffnung, dass die Regierung in Washington doch noch helfend eingreifen könnte. Die USA seien das einzige Land, das im Nahen Osten und in Bezug auf den Libanon wirklich etwas bewirken könne, sagt er bei einer virtuellen Veranstaltung der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden in New York. Rund eine halbe Million Menschen im Libanon seien bereits vertrieben worden. Zudem hoffe der libanesische Ministerpräsident auf ein Treffen mit US-Vertretern in den nächsten zwei Tagen.

In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung hatte Biden versucht, die Spannungen zu entschärfen: Ein umfassender Krieg liege nicht im Interesse irgendeiner Seite, eine diplomatische Lösung sei noch möglich.

Unterdessen hat die libanesische Hisbollah den Tod des Leiters ihrer Raketeneinheit, Ibrahim Qubaisi, bei einem israelischen Luftangriff in einem Vorort der Hauptstadt Beirut bestätigt. Das berichteten mehrere Medien übereinstimmend unter Berufung auf eine Mitteilung der Schiiten-Miliz. Kubaisi sei unter anderem für Raketenangriffe auf Israel sowie für Anschläge auf israelische Zivilisten verantwortlich gewesen, so die israelische Armee. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte nach dem Luftangriff mit, es habe 6 Tote und 15 Verletzte gegeben. Augenzeugen zufolge wurden zwei Stockwerke eines Gebäudes zerstört. In der vor allem von Schiiten bewohnten Gegend ist die mit der Hisbollah verbündete Amal-Bewegung besonders aktiv.

ribbon Zusammenfassung
  • Die israelischen Streitkräfte haben ihre Angriffe im Libanon fortgesetzt, darunter auf die Küstenstadt Dschije und Saadijat. Die Stadt Dschije liegt 75 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel.
  • Die Zahl der Todesopfer nach den israelischen Angriffen seit Montagmorgen ist auf 569 gestiegen, und 1.835 Menschen wurden verletzt. Rund eine halbe Million Menschen im Libanon wurden bereits vertrieben.
  • Der libanesische Außenminister zeigte sich enttäuscht über die Äußerungen von US-Präsident Joe Biden zur eskalierenden Krise. Er hofft jedoch weiterhin auf Unterstützung aus Washington.