Krankenhaus: 36 Tote bei israelischen Angriffen in Rafah
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sprach von 55 Toten binnen 24 Stunden im gesamten Gazastreifen. Seit Kriegsbeginn seien damit 34.844 Menschen in dem Küstenstreifen getötet worden. Die Zahlen, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nach Augenzeugenberichten dauerten heftige israelische Angriffe in Rafah auch am Mittwoch an. Zahlreiche Menschen flohen weiter aus der Stadt an der Grenze zu Ägypten in Richtung Norden. Eine zentrale Straße am Mittelmeer sei überfüllt mit Flüchtenden, berichteten Augenzeugen.
Der amerikanische Verteidigungsminister bestätigte den Stopp von US-Waffenlieferungen an Israel wegen der Offensive in Rafah. "Wir haben die Situation eingeschätzt und eine Lieferung von Munition mit hoher Nutzlast gestoppt", sagte Lloyd Austin. "Wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, dass Israel keinen Großangriff auf Rafah starten sollte, ohne die Zivilisten, die sich in diesem Kampfgebiet befinden, zu berücksichtigen und zu schützen."
Angesichts der dramatischen Lage der Bevölkerung appellierte der Bürgermeister von Rafah, Ahmed Al-Sofi, an die internationale Gemeinschaft, einzugreifen. "Die Straßen der Stadt hallen wider von den Schreien unschuldiger Menschen, die ihr Leben verloren haben, von Familien, die auseinandergerissen wurden, und vom Lärm von Häusern, die in Schutt und Asche stürzen. Wir stehen am Rande einer humanitären Katastrophe noch nie da gewesenen Ausmaßes", warnte er. In Rafah haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der Hamas gesucht.
Zum dritten Mal binnen weniger Tage hat der militärische Arm der islamistischen Terrororganisation Hamas den israelischen Grenzübergang Kerem Shalom beschossen. Die Qassam-Brigaden teilten am Mittwoch mit, sie hätten Raketen auf israelische Truppen in Kerem Shalom gefeuert. Nach Angaben der israelischen Armee gab es in dem Ort Raketenalarm.
Der wichtige Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen war am Mittwoch gerade erst nach mehrtägiger Schließung wieder geöffnet worden. Er war am Sonntag nach einem Raketenangriff der Terrororganisation Hamas, bei dem vier israelische Soldaten getötet worden waren, für humanitäre Transporte geschlossen worden.
Trotz der israelischen Ankündigung zur Öffnung des wichtigen Grenzübergangs sind nach Angaben der Vereinten Nationen bis zum Mittwochabend (Ortszeit) keine Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert worden. Dies sagte Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Er ging auf Fragen, was die Lieferungen aufhalte, nicht im Detail ein. Auch über den Grenzübergang Rafah sei keine Hilfe in den Gazastreifen gekommen, wo vor allem Treibstoff dringend benötigt wird.
Nach mittlerweile sieben Monaten Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas ist die humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend. Nach jüngsten Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) herrscht im Norden des Palästinensergebiets eine "Hungersnot, die sich immer weiter nach Süden ausbreitet".
Zusammenfassung
- Bei israelischen Angriffen in Rafah wurden binnen 24 Stunden mindestens 36 Palästinenser getötet, darunter auch Kinder.
- Der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bestätigte den Stopp von Waffenlieferungen an Israel, um die Zivilbevölkerung in Rafah zu schützen.
- Die humanitäre Lage im Gazastreifen verschärft sich weiter, eine Hungersnot breitet sich aus, und mehr als eine Million Menschen suchen in Rafah Zuflucht.