IS-Anhänger "immer überzeugter, immer radikaler", so Mayer

In Niederösterreich ist ein Netzwerk von mutmaßlichen Anhängern der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) ausgeforscht worden. Darunter auch mehrere Jugendliche. Diese Tätergruppe werde "immer radikaler", bei manchen helfe auch eine Strafe nicht, warnt Strafverteidiger Rudolf Mayer.

Ein 20-Jähriger soll acht Burschen zwischen 13 und 15 für den IS rekrutiert haben. Einer davon soll sogar einen Treueschwur auf den IS abgelegt haben. Von den Jugendlichen wurden zahlreiche IS-Kampfnasheeds und -Videos verbreitet, um weitere Mitglieder für die Terror-Miliz zu gewinnen. Betrieben worden sei auch antisemitische Propaganda für die Hamas und gegen Israel.

Mayer: "Da hilft keine Strafe"

"Diese Tätergruppe wird immer jünger, immer überzeugter, immer radikaler", sagte dazu Anwalt Rudolf Mayer in "Beide Seiten Live" auf PULS 24. Mayer vertritt selbst immer wieder mutmaßliche IS-Anhänger und Terrorverdächtige. "Das sind Überzeugungstäter, da hilft keine Strafe, sondern da ist nötig, die Überzeugung zu ändern", fügte er hinzu.

Wer von der IS-Ideologie überzeugt ist, den würden fünf Jahre mehr Haft auch nicht bekehren: "So jemanden können Sie nicht abschrecken", so Mayer. 

Video: Jugendliches IS-Netzwerk gesprengt

Mayer berichtete auch von einem Fall, in dem ein Mann im Gefängnis radikalisiert worden sei. "IS-Propaganda ist ja ausgezeichnet", meinte er: "Dieses Versprechen von Kraft, Macht, Stärke".

Gefährder, aber auch gefährdet

Für den Integrations-Experten Kenan Güngör ist vor allem das Alter der Radikalisierten überraschend, wie er auf PULS 24 sagte. "Meine Sorge waren eher die, die jetzt aus dem Gefängnis kommen". Dabei seien es jetzt oft "junge Menschen, die selber vor drei oder fünf Jahren noch in der Volksschule waren".

Eine Ursache erkennt Güngör in den sozialen Netzwerken: "Man ist viel weniger geschützt" und dadurch käme man mit radikalem Gedankengut viel leichter in Berührung. In seinen Augen seien diese Jugendliche "Gefährdende", gleichzeitig aber auch "Gefährdete". 

"Anerkennung sucht jeder - die Frage ist, wie schnell und wie stark bekomme ich sie", so Güngör. Und in diesen Kreisen würde damit massiv gespielt. Ebenso mit Drohungen vor der Hölle. Dazu kämen dann oft "Ungerechtigkeitsvorstellungen, wo Jugendliche viel weniger Filter haben". 

ribbon Zusammenfassung
  • In Niederösterreich ist ein Netzwerk von mutmaßlichen Anhängern der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) ausgeforscht worden.
  • Darunter auch mehrere Jugendliche. Diese Tätergruppe werde "immer radikaler", bei manchen helfe auch eine Strafe nicht, warnt Strafverteidiger Rudolf Mayer.
  • Wer von der IS-Ideologie überzeugt ist, den würden fünf Jahre mehr Haft auch nicht bekehren: "So jemanden können Sie nicht abschrecken", so Mayer. 
  • Für den Integrations-Experten Kenan Güngör ist vor allem das Alter der Radikalisierten überraschend.
  • Eine Ursache erkennt Güngör in den sozialen Netzwerken: "Man ist viel weniger geschützt" und dadurch käme man mit radikalem Gedankengut viel leichter in Berührung.