Indische Ärzte beenden Streik - Jungmediziner machen weiter
"Alle Angehörigen der Gesundheitsberufe verdienen eine friedliche Atmosphäre, Sicherheit und Schutz am Arbeitsplatz", so der Verband. Der Streik hatte die medizinische Versorgung im bevölkerungsreichsten Land der Welt weitgehend lahmlegt. Die Notaufnahmen blieben aber geöffnet. Viele junge Ärzte und Assistenzärzte weigerten sich allerdings, ihren Dienst wieder anzutreten.
Anlass für die Protestaktion war der Tod einer 31-jährigen Ärztin in Ausbildung. Diese wurde vor wenigen Tagen in Kalkutta vergewaltigt und getötet. Das löste landesweite Proteste aus. "Meine Tochter ist tot, aber Millionen von Söhnen und Töchtern sind jetzt bei mir", sagte der Vater des Opfers angesichts der großen Zahl protestierender Ärzte. "Das hat mir viel Kraft gegeben. Ich glaube, dass wir daraus etwas gewinnen werden."
Die Regierung forderte die Ärzte auf, "angesichts der steigenden Dengue- und Malaria-Fälle" an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Sie setzte einen Ausschuss ein, der Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes von Mitarbeitern im Gesundheitswesen vorschlagen soll.
"Die Ärzte sind zu ihrer Routine zurückgekehrt", sagte Dr. Madan Mahan Paliwal, Leiter der IMA im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh. Er schloss neue Proteste aber nicht aus: "Wenn die Regierung keine strengen Maßnahmen zum Schutz der Ärzte ergreift, werden wir über das weitere Vorgehen entscheiden. Und diesmal könnten wir auch die Notdienste einstellen."
Ein anderer Ärzteverband hatte zuvor erklärt, er werde die Arbeitsniederlegung fortsetzen. Den Behörden werde eine Frist von 72 Stunden gesetzt, um eine gründliche Untersuchung durchzuführen und die Schuldigen zu verhaften. Junge Ärzte und Assistenzärzte hätten ihren Dienst noch nicht wieder aufgenommen, sagte der medizinische Leiter des All India Institute of Medical Sciences in der östlichen Stadt Bhubaneswar, Dr. Prabhas Ranjan Tripathy.
Zusammenfassung
- Indische Ärzte beendeten ihren 24-Stunden-Streik, der als Protest gegen die Vergewaltigung und Tötung einer 31-jährigen Ärztin in Kalkutta stattfand. 60 Prozent aller Ärzte in Indien sind Frauen.
- Die Regierung setzte einen Ausschuss ein, um Maßnahmen zum Schutz von Mitarbeitern im Gesundheitswesen vorzuschlagen. Ein anderer Ärzteverband setzte den Streik fort und forderte eine gründliche Untersuchung innerhalb von 72 Stunden.