Kämpfe mit Bodentruppen im Libanon, mehrere Israelis tot
Bei den Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz im Südlibanon sind nach Angaben Israels am Mittwoch acht Soldaten getötet worden.
In dem Grenzort Yaroun zündeten Kämpfer der Miliz nach Hisbollah-Angaben zudem eine Bombe, als israelische Soldaten sich dem Dorf näherten. Dabei seien "alle Mitglieder" der Einheit getroffen worden.
Die israelischen Soldaten hätten auch versucht, in den libanesischen Ort Odaisseh direkt an der Grenze einzudringen, erklärte die Hisbollah. Deren Mitglieder hätten im Morgengrauen mit den Kräften der israelischen Infanterie "gekämpft" und sie zum Rückzug gezwungen.
Drei Panzer vom Typ Merkava seien mit Raketen zerstört worden, "als diese auf das Dorf Maroun al-Ras vorrückten", hieß es am Mittwoch in einer Erklärung der Miliz.
Israelischer Soldat starb
Zunächst meldete die Armee Israels nur den Tod eines Soldats: Ein 22-Jähriger sei am Mittwoch "im Kampf im Libanon gefallen", teilte das Militär zunächst mit, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Es war der erste Tod eines israelischen Soldaten, seitdem Israel in der Nacht auf Dienstag nach eigenen Angaben einen "begrenzten" Bodeneinsatz im Libanon begonnen hatte.
Eskalation im nahen Osten?
Berichte über "große Infanterieeinheit"
Laut Hibsollah sei außerdem eine "große Infanterieeinheit" im israelischen Misgav Am "mit Raketen und Artillerie" angegriffen worden, erklärte die Miliz weiter.
An drei weiteren Standorten seien weitere Truppenansammlungen beschossen worden, unter anderem mit Raketen vom Typ Burkan, die eine enorme Sprengkraft haben können. Auch in dem südlibanesischen Grenzort Maroun Al-Ras lieferten sich Kämpfer der Hisbollah nach Angaben der Miliz Gefechte mit israelischen Streitkräften.
Nach Angaben der libanesischen Armee verletzten die israelischen Bodentruppen die als Blaue Linie bekannte Demarkationslinie und rückten unter anderem auch in Nähe des Dorfs Yaroun etwa 400 Meter weit auf libanesischem Gebiet vor. Danach hätten sich die israelischen Truppen wieder zurückgezogen.
Angriff in Beirut
Die israelische Luftwaffe griff weiterhin Ziele im Libanon an, darunter erneut südlich der Hauptstadt Beirut. Im Ort Shuwayfat (Choueifat), etwa 15 Autominuten vom Flughafen entfernt, gab es Anrainern zufolge einen lauten Knall und Rauchwolken über dem Gebiet, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.
Auch in mehreren Orten im Süden, im Zentrum sowie im Nordosten des Landes setzte Israels Militär seine Angriffe demnach fort, darunter nahe der Küstenstadt Tyros und mit schweren Angriffen im Ort Nabiteyeh. Allein dort habe es innerhalb von 24 Stunden 22 Tote und 47 Verletzte gegeben. Im Verlauf eines Tages zählte das Gesundheitsministerium insgesamt 55 Tote und mehr als 150 Verletzte.
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Die Hisbollah wiederum beschoss eigenen Angaben zufolge Gebiete nördlich der israelischen Hafenstadt Haifa. Die Gruppe habe die Gegend mit einer großen Raketensalve ins Visier genommen, teilte die militante Organisation mit. Israel zählte am Mittwoch insgesamt 140 Raketen, die vom Libanon auf den Norden des Landes abgeschossen wurden.
Rund 40 Geschosse seien gegen Mittag auf die Gegend um die Stadt Safed, 70 Raketen auf Ortschaften in Westgaliläa nördlich der Hafenstadt Haifa und 30 weitere auf Orte des Oberen Galiläa direkt an der Grenze gerichtet gewesen. In Westgaliläa sei eine Person durch Glassplitter leicht verletzt worden. Ein Teil der Geschosse sei von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere Geschosse seien in offenem Gelände eingeschlagen.
Iran griff Israel Dienstagabend an
Die israelischen Angriffe folgten auf Raketenangriffe des Iran auf Israel. Es war der zweite direkte Raketenangriff Teherans auf Israel. Im April hatte der Iran hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abgeschossen. Eine "große Anzahl" der Raketen wurde am Dienstagabend laut israelischer Armee abgefangen.
Hisbollah setzte Raketenbeschuss auf Israel fort
Die Hisbollah setzte ihren Raketenbeschuss Israels auch am Mittwoch fort. So wurde die Gegend um die nordisraelische Stadt Safed von rund 40 Raketen angegriffen.
Über Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt. Auch in zahlreichen anderen israelischen Ortschaften in der Nähe der faktischen Grenze zum Libanon gab es immer wieder Luftalarm. Die Hisbollah berichtete, sie habe Raketen auf Orte nördlich der israelischen Küstenstadt Haifa abgefeuert.
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Das israelische Militär stockt unterdessen seine Bodeneinheiten im Libanon auf. Zum Einsatz kommen nun Infanterie- und Panzertruppen der 36. Division, zu der die Golani-Brigade, die 188. Panzerbrigade und die 6. Infanteriebrigade gehören, wie die Armee mitteilte.
Deren Aktivitäten würden jedoch begrenzt und lokal bleiben. Zuvor hatte Israel erklärt, Kommando- und Fallschirmjägereinheiten seien im Rahmen der Bodenoffensive im Libanon eine kurze Distanz über die Grenze vorgedrungen.
Israel weitet Evakuierungen aus
Des weiteren weitete die israelische Armee ihre Evakuierungsaufforderung für Gebiete im Süden des Libanon aus. Der Sprecher der israelischen Armee für die arabischsprachige Bevölkerung, Avichay Adraee, veröffentlichte am Mittwochvormittag auf Telegram einen Aufruf an Zivilisten, "für ihre Sicherheit" mehr als 20 Ortschaften zu verlassen.
Dies betraf auch palästinensische Flüchtlingssiedlungen insbesondere nahe der Stadt Tyros. "Verlassen Sie Ihre Häuser sofort", schrieb Armeesprecher Adraee. "Seien Sie vorsichtig, Sie dürfen nicht nach Süden gehen. Jede Bewegung nach Süden kann Sie in Gefahr bringen." Die israelische Armee hatte bereits am Dienstag zu Evakuierungen aufgerufen.
1 Mio. Menschen im Libanon auf der Flucht
Im Libanon sind nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. "Die Bedarfe sind jetzt schon enorm", sagte Lara Dovifat, Leiterin der Politischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, in einem Interview mit dem Sender WDR. Das libanesische Gesundheitssystem sei auch schon vorher an seine Grenzen gestoßen.
"Es ist einfach eine schwache Gesundheitsinfrastruktur vorhanden", erläuterte Dovifat. Wegen der prekären Lage werde die Hilfsorganisation ihre Arbeit an Ort und Stelle wahrscheinlich weiter ausbauen. Besonders stark nachgefragt seien grundlegende Artikel wie Matratzen, Decken, Trinkwasser und Hygienekits.
Mutmaßlich israelischer Angriff in Syrien
Bei einem Angriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus sind nach syrischen Angaben drei Menschen getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, ein israelischer Angriff habe ein Wohngebäude getroffen.
Außerdem seien drei Menschen verletzt worden. Das israelische Militär hat sich, wie in solchen Fällen üblich, nicht zu Auslandseinsätzen geäußert.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Angriff und meldete zunächst mindestens zwei Tote.
Das dreistöckige Gebäude sei der Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien zufolge von Mitgliedern der proiranischen Hisbollah und der iranischen Revolutionsgarden genutzt worden.
Zusammenfassung
- Erstmals seit Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon kam es zu direkten Kämpfen zwischen der Hisbollah und israelischen Bodentruppen im libanesischen Odaisseh.
- Die israelische Armee führte zwei Angriffe im Süden von Beirut durch, nachdem zuvor iranische Raketen Israel getroffen hatten.
- Die israelische Armee stockt ihre Bodentruppen im Libanon auf, darunter die Golani-Brigade und die 188. Panzerbrigade.
- Bei Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz im Südlibanon sind nach Angaben Israels mehrere Soldaten getötet worden.