Hilfswerk will ELGA zu Pflegeplattform ausbauen
Man sehe seit Jahren, dass die medizinische Versorgung älterer Menschen vor massiven Herausforderungen stehe. Zudem werde die Zahl der Pflegebedürftigen weiter "stark steigen", hob Anselm hervor. Neben mehr Finanzmitteln werde künftig ein "effizienterer Ressourceneinsatz, intelligente Systeme und weniger bürokratische Hürden" nötig sein, um Qualität, Sicherheit sowie Kontinuität und Begleitung pflegebedürftiger Menschen leisten zu können.
Anselm ortet derzeit "gefährliche Informationslücken und problematische Bruchstellen" an der Schnittstelle zwischen Spitälern und Pflegediensten. Zudem würden die Menschen öfter als nötig zwischen diesen beiden Systemen pendeln, was nicht selten Informationsdefiziten zuzuschreiben ist. Gleichzeitig bleibe aber aufgrund der "überbordenden Bürokratie" zu wenig Zeit für die zu pflegenden Menschen über.
In dasselbe Horn stieß Gregor Lindner, Vorstand der Klinik für Notfallmedizin am Kepler Universitätsklinikum in Linz: "Mangelhafte Informationen können die Patientensicherheit gefährden." Für eine effiziente medizinische Versorgung seien Daten zum allgemeinen Zustand der Patienten, über die bestehenden Diagnosen, über Allergien oder zu ihrer Medikation essenziell. "Zudem wollen wir wissen, ob Patienten eine Patientenverfügung haben. Wir wollen autonome Patienten."
All diese Daten müssten im Spital jedes Mal erhoben werden, bemängelte Lindner: "Ich bin nicht ausgebildet dafür, dass ich Daten immer und immer wieder erhebe, die eigentlich gespeichert sind." Diese Doppel- und Vielfachuntersuchungen seien teuer und würden Ressourcen binden.
Die Digitalisierung bezeichnete Lindner als "riesen Chance", bestehende Ressourcen besser zu nutzen und die Patientensicherheit zu erhöhen. Es könnten Kosten eingespart werden, indem Redundanzen und unnötige Doppeluntersuchungen sowie unnötige Spitalseinweisungen vermieden werden. "Wir wollen wieder die Tätigkeit machen, für die wir ausgebildet wurden." ELGA sei "ein riesiges Asset, in dem ein gewaltiges Potenzial steckt, das wir nützen können und das wir anderswo brauchen", so Lindner: "Was wir brauchen ist Medizin statt Bürokratie."
Anselm wiederum wies auf die nach der Entlassung nötige Dokumentation und die zum Teil nötige Recherche der Pflegekräfte hin, um fehlende Daten zu bekommen, die eigentlich gespeichert werden könnten: "Das ist aufwendig und zeitraubend." Was wir brauchen ist Pflege statt Bürokratie", schloss sie an Lindner an.
Karas verwies auf den gestern erfolgten Startschuss für Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS und mahnte, dass das Thema Pflege und die Finanzierung des Pflegesystems ein "integraler Bestandteil" eines neuen Regierungsabkommens sein müsse. Dieser Bereich stehe vor "großen Herausforderungen", so Karas: "Unsere Gesellschaft altert." Gleichzeitig müsse die medizinische und pflegerische Versorgung diesem Wandel gerecht werden. In der vergangenen Legislaturperiode sei viel geschehen, "es bleibt aber viel zu tun", betonte der Hilfswerk-Präsident: "Wir dürfen nicht auf halbem Weg stehen bleiben."
Die Vorschläge des Hilfswerks kommen aus der Praxis, so Karas: "Wir kennen die Realität der tagtäglichen Versorgung genau." Die beschriebenen Probleme wie gefährliche Informationslücken und Bruchstellen zwischen den Systemen gehörten abgestellt. "Diese Situation darf nicht weiter bestehen bleiben, alle Beteiligten haben diese Fehlentwicklungen abzustellen." Bei den Forderungen nach mehr Digitalisierung und Weiterentwicklung von ELGA gebe es keine Barrieren bei der Umsetzung, so Karas: "Es muss nur getan werden. Das Potenzial, das wir haben, ist groß. Es geht nur darum, das, was vernünftig ist, umzusetzen und zu tun."
Zusammenfassung
- Das Hilfswerk drängt auf eine bessere Nutzung der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA), um die Pflege und medizinische Versorgung zu verbessern. Die Integration von Langzeitpflege und mobiler Pflege in ELGA wird gefordert.
- Elisabeth Anselm und Gregor Lindner betonen die Notwendigkeit, Informationslücken zu schließen und Bürokratie zu reduzieren, um die Patientensicherheit zu erhöhen und Ressourcen effizienter zu nutzen.
- Othmar Karas fordert, dass Pflege ein integraler Bestandteil des neuen Regierungsabkommens wird, um den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden.