Gusen-Masterplan komplett - Besuch mit Führung ab 2024
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach bei einer Pressekonferenz neuerlich von einem historischen Beschluss für die Gedenkkultur. Es habe sich schon bisher um einen einzigartigen Beteiligungsprozess gehandelt, der im Bereich der Gedenkarbeit einen neuen Maßstab gesetzt habe. Auch die zuständige Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Barbara Glück, sah eine neue Form des Gedenkens.
Sie erinnerte daran, dass in früheren Jahren in Österreich die Lager abseits Mauthausen bewusst vergessen worden seien. Der Vorsitzende des Internationalen Mauthausen Komitees (CIM), Guy Dockendorf, verwies darauf, dass in den 1960er-Jahren nur mit Geldern aus Frankreich, Italien, Luxemburg und Belgien das örtliche Memorial errichtet habe werden können.
Bei der Neugestaltung sind nun aber nationale wie internationale Opfervereinigungen ebenso eingebunden gewesen wie die diplomatischen Vertretungen der Opferstaaten und die örtliche Bevölkerung inklusive der Gemeinden und der Anrainer.
Dies hat zumindest nach Angaben der Bürgermeister gut geklappt. Andreas Derntl (ÖVP), Ortschef von St. Georgen im Attergau, erkennt eine "Stimmung des Aufbruchs". Sein Kollege Christian Aufreiter aus Langenstein meinte, es sei am Anfang nicht leicht gewesen. Der Prozess sei von der Bevölkerung aber sehr gut aufgenommen worden.
Das vom Staat aufgekaufte Gelände erstreckt sich über 70.000 Quadratmeter. Wie viel davon für Ausstellungen genutzt wird, soll sich erst im Laufe der Umsetzung entscheiden. In einem der nächsten Schritte muss ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben werden.
Die Grobkostenschätzung sieht gut 54 Millionen vor. Der größte Teil davon fällt auf den Bereich Landschaftsgestaltung und Präsentation archäologischer Überreste. Für Neubaamaßnahmen sind hingegen nur 9,1 Millionen veranschlagt. Laut Glück sind keine neuen größeren Gebäude geplant. Einzig ein neuer Ankunftsbereich und ein "Raum der Stille" für individuelle Akte des Gedenkens sind geplant.
Kommt es wie erwartet zur Finanzierungszusage noch im heurigen Jahr, soll von Anfang kommenden Jahres bis Mitte 2025 ein Gestaltungswettbewerb für architektonische und landschaftsplanerische Leistungen vorgenommen werden. Parallel werden die Grundlagen für die Gestaltung von Ausstellungen und pädagogischen Formaten erarbeitet.
Doch soll es schon ab nächstem Jahr einen Teilbetrieb geben. Die Grundstücke sollen da für Besucher im Rahmen von Rundgängen zugänglich sein. Ab Fertigstellung der Außenanlagen mit 2029 sollen diese Interessierten auch individuell zur Verfügung stehen. Der Vollbetrieb soll 2031 starten.
Zusammenfassung
- Nach einem entsprechenden Beschluss im gestrigen Ministerrat ist am Donnerstag der Masterplan für die Neugestaltung der NS-Gedenkstätte Gusen auch offiziell präsentiert worden.
- Die lokale Politik zeigte sich am Donnerstag überzeugt von dem Projekt.
- Parallel werden die Grundlagen für die Gestaltung von Ausstellungen und pädagogischen Formaten erarbeitet.
- Doch soll es schon ab nächstem Jahr einen Teilbetrieb geben.