Russische Spione sind in Österreich zu weit gegangen

Österreich ist ein "Spionage Hub", ein "Honigtopf" für Spione. Jetzt müssen trotzdem zwei Russen gehen. Ein Hinweis darauf, dass die beiden zu weit gegangen sind, erklärt Geheimdienstexperte Adrian Hänni und auch, welche "rote Linien" sie überschritten haben könnten und was Russland mit seinen "Vergeltungsmaßnahmen" meint.

Bis 19. März haben zwei russische Diplomaten Zeit, Österreich zu verlassen. Sie wurden zu unerwünschten Personen erklärt. Aus dem Büro des Außenministers heißt es, sie hätten "Handlungen gesetzt, die mit ihrem diplomatischen Status unvereinbar sind". 

Verklausulierung für "Spione"

Das sei "die klassische Sprache, wenn man sagen will, dass man jemanden wegen Spionage ausweist", erklärt Geheimdienstexperte Adrian Hänni vom Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPSS) im Interview mit PULS 24. 

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Spione gingen zu weit

Nicht alle russischen Geheimdienstmitarbeiter, die in Österreich tätig seien, würden "James-Bond-Aktionen" durchführen, sagt der Experte. "Viele werten einfach Zeitungen aus, studieren soziale Medien". Man könne aber davon ausgehen, dass die beiden Ausgewiesenen "weiter gegangen sind". Österreich sei nämlich sonst sehr zurückhaltend im Ausweisen von Spionen. 

"Man kann davon ausgehen, dass diese beiden Offiziere schon eher klassische Spionage-Aktionen betrieben haben." Hänni nimmt an, dass die beiden "rote Linien" überschritten haben.

Der Geheimdienstexperte könnte sich vorstellen, dass sie

  • "auf österreichischen Gebiet Agenten geführt haben oder
  • etwa an illegalen Abhörmaßnahmen beteiligt waren", 
  • direkt gegen Österreich spioniert haben,
  • österreichische Agenten rekrutierten oder
  • innerhalb österreichischer Behörden tätig waren. 

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Österreich als "Honigtopf" für Spione

Österreich sei seit der Besatzungszeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ein "Spionage Hub", ein "Honigtopf" für Spione, auch für russische. Das habe sich noch verstärkt durch den Aufbau der OSZE in Wien, als Standort der Vereinten Nationen und als Sitz der OPEC. 

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Russische Abschreckung

Russland berief den österreichischen Botschafter in Moskau ein und drohte mit "Vergeltungsmaßnahmen". Dazu grinst Hänni nur. Das sei die russische Standardantwort.

Russland werde voraussichtlich ebenfalls zwei Mitarbeiter der österreichischen Botschaft ausweisen, "auch wenn die wahrscheinlich nichts mit Spionage am Hut haben". Bei kleinen Staaten funktioniere das ganz gut als Abschreckung, weil diese nicht viel Personal vor Ort haben. 

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ribbon Zusammenfassung
  • Österreich ist ein "Spionage Hub", ein "Honigtopf" für Spione.
  • Jetzt müssen trotzdem zwei Russen bis zum 19.3. das Land verlassen.
  • Ein Hinweis darauf, dass die beiden zu weit gegangen sind, erklärt Geheimdienstexperte Adrian Hänni vom Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPSS).
  • Er zeigt auf, welche "rote Linien" sie überschritten haben könnten und was Russland mit seinen "Vergeltungsmaßnahmen" meint.