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Wien-Wahl

Wildes Nepp-Gespräch: "Echte Frauen" und "Scheißblatt"

18. März 2025 · Lesedauer 4 min

"Können Sie bitte meine Fragen beantworten?", fragte "ZIB2"-Anchor Armin Wolf am Mittwochabend nicht nur einmal. Sein Gast, der Wiener FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp, antwortete nämlich zumeist ausweichend und angriffig. Nepp sprach von "echten Frauen" in der FPÖ und nannte den "Standard" ein "Scheißblatt".

Am 27. April werden in Wien Landtag und Gemeinderat gewählt. Der FPÖ wird ein dramatischer Zugewinn prognostiziert. Nach der Ibiza-Affäre waren die Blauen auf sieben Prozent abgestürzt. In Umfragen holen sie nun über 20 Prozent

Dass die FPÖ laut einem "Profil"-Bericht wohl auch in der türkischstämmigen Community nach Stimmen fischt, wollte Nepp nicht so stehen lassen. Denn der Wiener FPÖ-Funktionär Leo Lugner war beim Fastenbrechen des türkisch-islamischen Dachverbands ATIB in Wien.

Nepp selbst habe den Verein einmal als "radikal-islamistisch" genannt, der "in unserer Gesellschaft keinen Platz hat", zitierte Wolf. Was er jetzt dazu sagt? "Leo Lugner war dort als Privatmann", so die Erklärung. 

Für ihn gebe es eine "starke Trennlinie" zwischen Staat, Politik und Religion. Gleichzeitig seien über Jahre Menschen nach Österreich gekommen, die sich "integriert haben, arbeiten gegangen sind, die Steuern zahlen und Teil unserer Gesellschaft sind", so Nepp. Diesen sei das "unfair System von Bürgermeister Michael Ludwig" ebenso zuwider.

Für viele bereits integrierte Menschen, die in Österreich arbeiten, sei die Staatsbürgerschaft und damit das Wahlrecht aber nur schwer zu erreichen, wies Wolf auf einen Widerspruch hin. In Wien betreffe das immerhin ein Drittel der Einwohner.

"Die Staatsbürgerschaft darf man nicht verschenken, wie es Bürgermeister Ludwig will", meinte Nepp. Wolf hakte nach, er wolle wissen, ob das für Nepp in Ordnung sei, dass viele gut integrierte Menschen nicht wählen dürfen. Nach mehrmaligem Bohren meint der: "Ja, ich finde das okay."

Wilde Debatte um "Scheißblatt" 

Hitzig wurde es dann beim Thema Pressefreiheit. Der "Standard" hatte im Jänner - während der blau-türkisen Koalitionsverhandlungen - Aufnahmen französischer Journalisten von FPÖ-Politikern veröffentlicht, wie sie sich abfällig über Flüchtlinge und die ÖVP äußerten

Nepp nannte den "Standard" daraufhin "Scheißblatt" und deutete an, die Presseförderung nicht mehr an kritische Medien vergeben zu wollen. 

Video: Nepp droht "Standard"

Ob diese Aussagen eines Politikers würdig sind, wollte Wolf nun wissen. Nepp reagierte angriffig: Immerhin habe "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk den Begriff "Scheißblatt" auch einmal in Bezug auf die "Heute"-Zeitung verwendet. Dieser sei übrigens ein "linker Busenfreund" Wolfs, mit dem "Sie sich Journalistenpreise gegenseitig umhängen", antwortete Nepp abfällig. 

Klenk sei aber kein Politiker, so Wolf. Nepp drehte den Spieß um. "Jetzt reden wir einmal Klartext", sagte er. Er meinte weiter: Bürgermeister Ludwig hätte beim ORF angerufen und interveniert, damit Duelle zur Wien-Wahl nicht stattfinden. "Bei mir hat niemand angerufen", stellt Wolf klar. 

"Das ist ein Angriff auf die Pressefreiheit", behauptete Nepp, Wolf erneut ignorierend. "Können wir bitte bei meinen Fragen bleiben?", fragte Wolf erneut erfolglos. 

Bei FPÖ gebe es "echte Frauen" 

Auch auf die geringe Frauenquote innerhalb der Wiener FPÖ-Funktionär:innen angesprochen, meint er: "Bei uns sind es echte Frauen, bei Bürgermeister Ludwig, der 69 Geschlechter hat in Wien, weiß man ja nicht, wer wo für was kandidiert". 

Da schaute auch Wolf verwundert. Nepp legt nach: Wolf müsse sich keine Sorgen machen. Bei ihm gebe es nur Mann und Frau, für alle anderen Geschlechter sei Ludwig zuständig. Ob den ORF-Anchor diese Aussage wirklich zufriedenstellte oder beruhigte, darf bezweifelt werden.

Zusammenfassung
  • "Können Sie bitte meine Fragen beantworten?", fragte "ZIB2"-Anchor Armin Wolf am Mittwochabend nicht nur einmal.
  • Sein Gast, FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp, antwortete nämlich zumeist ausweichend und angriffig.
  • Nepp sprach von "echten Frauen" in der FPÖ und nannte den "Standard" ein "Scheißblatt", weil er kritisch über eine FPÖ-Veranstaltung berichtet hatte.