Explosionen über der Krim und in St. Petersburg
Das russische Verteidigungsministerium äußerte sich, nachdem der von Russland eingesetzte Stadtchef Michail Raswoschajew vom Luftangriff berichtet hatte. Trümmer der abgefangenen Geschosse seien auf ein Militärgelände bei dem Dorf Ljubimowka nördlich von Sewastopol gefallen, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Dort liegt der große russische Luftwaffenstützpunkt Belbek, dessen Name aber nicht genannt wurde. "Es ist kein Flugzeuggerät beschädigt worden", erklärte das Verteidigungsministerium.
Rasmoschajew spielte die Folgen des Angriffs in seinen Mitteilungen eher herunter. Raketentrümmer seien in eine Schrebergartenanlage in Ljubimowka gefallen, schrieb er auf Telegram. Es seien zwölf Gebäude beschädigt worden, aber nicht schwer: "Geborstene Fenster, kaputte Zäune und so ähnlich." Niemand sei verletzt worden.
Ukrainische Medien griffen die russischen Angaben auf. Eine Bestätigung des Angriffs durch das Militär in Kiew stand aus. Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren eine russische Invasion ab. Für die russische Kriegsführung ist die 2014 annektierte Krim besonders wichtig. Dort sind viele Truppen stationiert, der Nachschub läuft über die Halbinsel. Dank verbesserter eigener Drohnen wie Waffen mit höherer Reichweite aus westlichen Lieferungen kann die Ukraine zunehmend militärische Ziele auf der Krim bekämpfen. Die ukrainische Führung strebt eine Rückeroberung der Halbinsel an.
Der Drohnenangriff auf St. Petersburg wurde vom ukrainischen Militärgeheimdienst HUR durchgeführt. Die Meldung über den jüngsten ukrainischen Angriff folgt den Aussagen des Gouverneurs von St. Petersburg, wonach es eine laute Explosion auf einem Industriegelände außerhalb der nordrussischen Stadt gegeben habe. Lokale Medien berichteten, russische Luftabwehrsysteme hätten eine Drohne abgeschossen, die in ein Öllager im St. Petersburger Bezirk Newsky abgestürzt sei. Der Flughafen Pulkowo in St. Petersburg nahm eigenen Angaben zufolge nach nicht genauer beschriebenen Störungen in der Nacht am Mittwoch in der Früh den regulären Flugverkehr wieder auf.
Kiew hat in den vergangenen zwei Monaten vermehrt russische Öl- und Gasanlagen angegriffen und spricht in dem Zusammenhang von Vergeltungsmaßnahmen für russische Angriffe auf die ukrainische Energie-Infrastruktur. Sowohl Russland als auch die Ukraine benutzen mit Sprengstoff beladene Drohnen, um Ziele weit hinter der Front ins Visier zu nehmen. Die Streitkräfte beider Länder melden zudem regelmäßig den Abschuss feindlicher Geräte.
Der russische Machthaber Wladimir Putin gab indes die Einnahme von Positionen am Rand der erbittert umkämpften Frontstadt Awdijiwka im Osten der Ukraine bekannt. Russische Soldaten hätten dort 19 Häuser erobert und unter Kontrolle, erklärte der Kreml-Chef am Mittwoch in Moskau. In der vergangenen Woche hatte der Bürgermeister der Industriestadt gemeldet, dass russische Truppen erstmals in die Stadt eingedrungen seien. Sie seien dann aber wieder zurückgedrängt worden seien.
Moskau versucht seit Oktober, die Stadt in der Region Donezk einzukreisen, die vor Beginn der russischen Offensive rund 32.000 Einwohner zählte. Die Region Donezk ist eine von insgesamt vier Regionen, die der Kreml 2022 völkerrechtswidrig annektiert hatte. Keine davon kontrolliert der Aggressor zur Gänze.
Zusammenfassung
- Wladimir Putin meldet, dass russische Soldaten 19 Häuser am Rand der umkämpften Stadt Awdijiwka erobert haben.
- Seit Oktober versucht Moskau erfolglos, die Stadt, die vor der russischen Offensive rund 32.000 Einwohner hatte, zu umzingeln.
- Die Region Donezk, in der Awdijiwka liegt, wurde 2022 vom Kreml völkerrechtswidrig annektiert, doch keine der vier annektierten Regionen ist vollständig unter Kontrolle des Aggressors.