"Kurier"-Eklat: "Leute wissen nicht, was sie gestern sagten"
Der bekannte Investigativjournalist Michael Nikbakhsh wird doch nicht die geplante Investigativ-Akademie für die Tageszeitung "Kurier" und das Wochenmagazin "Profil" leiten. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Nikbakhsh der "Kurier"-Chefredakteurin Martina Salomon und dem neuen "Profil"-Geschäftsführer Richard Grasl in einem E-Mail "unwiderruflich" abgesagt hatte.
Nun kündigt Nikbakhsh auf Twitter ein neues Projekt an - nicht ohne noch einmal Kritik an Salomon und Grasl zu üben. "Hatte erst neulich mit Leuten zu tun, die heute nicht wissen, was sie gestern gesagt haben", schreibt Nikbakhsh in Richtung der "Kurier"-/"Profil"-Spitze. Sein "erstes Solo-Projekt naht", schreibt der frühere "Profil"-Aufdecker weiter. Es werde "etwas für Ohren". Das klingt nach einem Podcast.
https://twitter.com/mnikbakhsh/status/1626620516852170753?s=20
Hintergrund des Tweets: Nikbakhsh, langjähriger Wirtschaftsressortleiter und Aufdecker im "Profil", hatte die Leitung der von "Kurier" und "Profil" geplanten Investigativ-Akademie noch vor deren Start zurückgelegt, wie am Donnerstag "Der Standard" zuerst berichtete. Das "Profil" gehört seit etwas mehr als drei Jahren dem "Kurier"-Medienhaus.
"Nicht nur Linke"
Laut dem 52-jährigen Nikbakhsh präsentierte er Anfang Februar in einer internen Sitzung mögliche Vortragende für die Akademie. Salomon, Grasl und die designierte neue "Profil"-Chefredakteurin Anna Thalhammer hätten die Lehrenden "nach vermuteter oder vermeintlicher parteipolitischer Zugehörigkeit" eingeteilt, erinnert sich Nikbakhsh. Salomon habe dabei erklärt, es sei ihr wichtig, dass "nicht nur Linke" auftreten.
"Kurier"-Chefredakteurin Salomon dementierte gegenüber dem "Standard" die von Nikbakhsh beschriebenen Vorgänge. Grasl erklärte: "Die hier behaupteten Argumente sind sicher so nicht gefallen." Auch Thalhammer wies die Darstellung zurück. Auf die Dementis bezog sich nun der Nikbakhsh-Tweet vom Freitag.
Nikbakhsh wollte es "unideologisch"
In seinem E-Mail an die Verlagsspitze hatte Nikbakhsh festgehalten, die Fachkompetenz der Referentinnen und Referenten sei "das einzige Kriterium" gewesen, "das mich beschäftigte". "Das war allem Anschein nach ein Kriterium zu wenig. Wie gesagt, ich dachte, wir reden über ein Ausbildungsprojekt. Unabhängig und unideologisch. Wieder etwas gelernt." Nikbakhsh beendete sein E-Mail mit den Worten "I'm out". Das Projekt werde nun "unter anderen Vorzeichen" fortgesetzt, teilte Salomon mit.
Zusammenfassung
- Michael Nikbakhsh scheidet im Unfrieden mit der "Kurier"-/"Profil"-Spitze um Martina Salomon, Richard Grasl und Anna Thalhammer aus dem Vorhaben einer Investigativ-Akademie aus.
- Das Medienhaus will das Projekt weiterhin umsetzen.