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Argentinien: Ladehemmung verhinderte Mord an Vizepräsidentin

Die argentinische Vizepräsidentin Cristina Fernández de Kirchner ist Donnerstagnacht nur knapp einem Mordanschlag entgangen. Ein Mann hielt ihr eine Pistole ins Gesicht und drückte ab - doch die Waffe klemmte.

Es waren bange Sekunden für die argentinische Vizepräsidentin Cristina Fernández de Kirchner: Sie befand sich Donnerstagabend inmitten einer Menschenmenge vor ihrem Haus, als ihr ein Mann plötzlich eine Waffe vors Gesicht hielt. Auf Videos ist zu sehen, wie er abdrückte. Ein Schuss löste sich jedoch zum Glück nicht. Dann wurde der Mann sofort von Sicherheitskräften überwältigt.

Das geplante Opfer selbst begriff zunächst gar nicht, was ihr geschah. Auf mehreren Videos, die auf Social Media zirkulieren, ist zu sehen, wie Kirchner zuerst verwirrt auf den Angriff reagierte und sich dann zu Boden beugte.

In einer Fernsehansprache erklärte der argentinische Präsident Alberto Fernández später, die Waffe sei mit fünf Kugeln geladen gewesen und der Täter habe abgedrückt ­- warum die Waffe nicht funktionierte, ist unklar und derzeit Gegenstand von Untersuchungen. Es handle sich dabei um einen der "schwerwiegendsten Fälle" dieser Art seit der Rückkehr Argentiniens zur Demokratie, so Alberto Fernández.

Kirchner war von 2007 bis 2015 Präsidentin ihres Landes und hat heute immer noch großen Einfluss. Sie ist dem linken Flügel der derzeitigen Regierungskoalition zuzurechnen und die Witwe des früheren Präsidenten Néstor Kirchner.

Kirchners Anwalt Gregorio Dalbón sagte örtlichen Medien, der Angriff sei ein Resultat des Hasses und öffentlicher Drohungen gegen die Politikerin. "Diese wurden bisher als Spaß abgetan", kritisierte er. Nun müsse alles vollständig aufgeklärt werden. In Medien wurde auch die Frage laut, wie es dem Angreifer trotz Kirchners Leibwächtern gelingen konnte, so nah an sie heranzukommen.

Vor Kirchners Haus hatten sich in den vergangenen Tagen chaotische Szenen abgespielt. Zahlreiche Anhänger kampieren als Unterstützung für die ebenso populäre wie umstrittene Politikerin derzeit auf der Straße. In einem Korruptionsprozess gegen Kirchner hatte die Staatsanwaltschaft kürzlich zwölf Jahre Haft und eine lebenslange Sperre für öffentliche Ämter gefordert. Sie soll Anführerin einer kriminellen Vereinigung gewesen sein und den Staat um umgerechnet etwa eine Milliarde Euro gebracht haben.

Gemeinsam mit ihrem Mann habe sie einem befreundeten Bauunternehmer ohne Ausschreibung eine Reihe von öffentlichen Aufträgen beschafft, hieß es. Ein Teil der überhöhten Baukosten floss demnach später wieder an das Paar zurück. Die Vizepräsidentin weist die Vorwürfe zurück und wirft der Justiz vor, aus politischen Motiven gegen sie zu ermitteln.

Der aus Argentinien stammende Papst Franziskus bekundete nach dem Anschlagsversuch auf Cristina Kirchner seine Solidarität und Verbundenheit mit der Vizepräsidentin. Er bete dafür, "dass in unserem geliebten Argentinien soziale Harmonie und die Achtung der demokratischen Werte herrschen mögen", so das Kirchenoberhaupt laut Kathpress in einem Telegramm an Kirchner am Freitag. Der Papst äußerte sich darin auch "gegen jede Art von Gewalt und Aggression".

ribbon Zusammenfassung
  • Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner entging am Donnerstag nur knapp einem Anschlag.
  • Ein Mann hielt ihr vor ihrem Haus eine geladene Waffe vors Gesicht und drückte - warum die Waffe nicht funktionierte, wird derzeit noch untersucht.
  • Der argentinische Präsident Alberto Fernández spricht von einem der "schwerwiegendsten Fälle" seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie.