Einstiger "König des Popschlagers": Der Wendler wird 50
Am Ende landet man bei Telegram, jenem Netzwerk, das zur Zuflucht für Menschen geworden ist, die Verschwörungserzählungen verbreiten. Dort brodelt ein Wendler-Kanal vor sich hin. "WER JETZT NICHTS MERKT IST NICHT MEHR ZU RETTEN", steht da - natürlich geschrieben in Großbuchstaben. Wenn man herausfinden will, was Michael Wendler an seinem Geburtstag umtreibt, muss man sich im Jahr 2022 in die Untiefen des Internets begeben. Anfragen verlaufen im Sande. Früher war das mal anders. Da reichte es bisweilen, einfach nur den Fernseher einzuschalten oder die Klatschspalte zu durchflöhen. Einen Thron für den selbst ernannten "König des Popschlagers" sucht man aber vergebens. Was ist da nur passiert?
Die Personalie Wendler erzählt jedenfalls viel darüber, wie aus Spaß Ernst werden kann und wie brüchig die Trennwand ist. Früher nämlich galt der singende Speditionskaufmann aus Dinslaken als Phänomen. Seine Texte waren nicht die ausgeklügelsten, aber seine Fans liebten ihn. Der Wendler brachte ein bisschen von der sonnigen Stimmung des Ballermanns ins Großraumdisco-Milieu Nordrhein-Westfalens. Er sang "Sie liebt den DJ", haute sich auf die Brust und sagte Sätze wie: "Durch den Bau meiner Ranch wird Dinslaken zu einem kleinen Dallas."
Dieses breitbeinige Geklapper ("Ich bin die geilste Sau der Welt"), das konnte auch außerhalb des Wendler-Kosmos faszinieren. Wenn sich jemand hinstellt und einfach mal behauptet, er sei der Größte, schaut man hin. Erst recht, wenn nach und nach süffige Schlagzeilen das Bild abrunden ("Tausende Wendler-CDs in Altkleidercontainer entdeckt"). Was Behauptung war und was Realität, das blieb beim Wendler mitunter unklar. Aber gerade das machte ihn zu einem perfekten Kandidaten für Reality-Shows, in denen man alles will, nur keine Langweiler: Dschungelcamp, "Schlag den Star", "Promi Big Brother", "Sommerhaus der Stars", überall war er dabei.
Zum Promi-Phänomen wurde er endgültig, als die fast 30 Jahre jüngere Laura Müller aus Tangermünde an der Elbe in sein Leben trat. Es folgte eine öffentliche Liebelei ("Schatz!"), Videos aus der gemeinsamen Wahlheimat Florida, ein "Playboy"-Shooting (für Laura) und eine standesamtliche Trauung. Tja, und dann der Knall.
Im Herbst 2020 äußerte sich Wendler in einem irritierenden Video zur Corona-Politik in Deutschland. Der Sender RTL, der ihn als Juror für die Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" verpflichtet hatte, nannte ihn daraufhin einen Verschwörungstheoretiker und distanzierte sich sofort von ihm. Nach einer weiteren Äußerung von Wendler über Deutschland als "KZ" wurde er dann komplett aus bereits gedrehten Folgen rausgeschnitten. Sprechblasen ersetzten Wortmeldungen von ihm. Angeblich sei "KZ" eine Abkürzung für "Krisen Zentrum" gewesen, behauptete er später. In der breiten Öffentlichkeit waren die Buchstaben jedoch als Synonym für die "Konzentrationslager" der Nationalsozialisten wahrgenommen worden.
Was Wendler seitdem genau in den USA so treibt - etwas unklar. Der "Bild"-Zeitung erklärte er im vergangenen Jahr, er wolle wieder Musik machen und nach Deutschland kommen. Konzerttermine sind aber nicht bekannt. Laura hat einen Instagram-Kanal mit mehr als 500.000 Followern. Dort bewirbt sie unter anderem auch einen "Die Wendlers"-Account beim Erotikportal OnlyFans, der aber bisher auch keine Schockwellen durchs Netz gejagt zu haben scheint.
Wer durch das Internet streunt, wird manchmal noch von Wendler angesungen. Es gibt einen kleinen Video-Schnipsel mit ihm. Wendler schaut dabei verwegen in die Kamera und singt: "Egal!". Der Clip wird immer noch gern geteilt, weil seine Botschaft in vielen Lebenslagen passt. Man wüsste gerne, ob das auch auf Michael Wendler zutrifft.
Zusammenfassung
- Einen Thron für den selbst ernannten "König des Popschlagers" sucht man aber vergebens.
- Im Herbst 2020 äußerte sich Wendler in einem irritierenden Video zur Corona-Politik in Deutschland.
- Angeblich sei "KZ" eine Abkürzung für "Krisen Zentrum" gewesen, behauptete er später.
- Der "Bild"-Zeitung erklärte er im vergangenen Jahr, er wolle wieder Musik machen und nach Deutschland kommen.
- Wendler schaut dabei verwegen in die Kamera und singt: "Egal!".