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Podcast-Interview

"Politik wie eine Droge": Wird Kurz rückfällig?

Heute, 13:10 · Lesedauer 4 min

2021 kehrte Sebastian Kurz der Politik den Rücken. Obwohl sie "wie eine Droge sei", sagte er in einer neuen Podcastfolge. Seine Zeit als junger Politiker sei "bewegt" gewesen, umschrieb er den kometenhaften Aufstieg, die Corona-Krise und die verschiedenen Strafverfahren, die laufen. Doch in der Privatwirtschaft "fühle er sich wohl". Kommt er in die Politik zurück?

"Vom Bundeskanzler zum Milliardenunternehmen!" ist die Podcastfolge recht klingend getitelt. Hinter dem Mikro sitzen Bitpanda-CEO Eric Demuth und Christian Wolf, der teils umstrittene Fitness-Influencer und Mitgründer von More Nutrition, der bekanntesten Fitness-Supplement-Marken auf dem deutschen Markt. Und: Ex-Kanzler Sebastian Kurz

Demuth und Wolf haben ihm zu ihrem Podcast "Beyond Business Cast" geladen. Er, dessen Start-Up "Dream" nun mit einer Milliarde Euro bewertet ist, sei der "spannendste Gast", der je in ihrem Podcast gastierte. 

In jenem Duktus und ohne kritische Nachfragen wird auch das Gespräch geführt. Kurz erzählt von seinem Aufstieg in die Bundespolitik - vom Obmann der Jungen Volkspartei (JVP) über den Staatssekretär bis zum Außenminister und zum Bundeskanzler. Dabei wollte er eigentlich gar nie "Berufspolitiker" werden, erzählt er. 

Er habe in seinen "jungen Jahren" viel Kritik erlebt, schildert er, vor allem in seiner Zeit als Staatsekretär. Rückblickend sei das allerdings eine gute Schule gewesen, meint er. 

Vor dem Hintergrund dessen fragen Demuth und Wolf, wer sich Politik überhaupt noch antut? Kurz: "Wir müssen vorsichtig sein in unseren liberalen Demokratien, dass wir nicht jeden, der in der Politik ist, fertigmachen und am liebsten ins Gefängnis sperren wollen." Wohl auch ein Seitenhieb auf den laufenden Prozess rund um mögliche Falschaussagen im Ibiza-U-Ausschuss bzw. Ermittlungen zur ÖVP-Inseraten-Affäre. Kurz bestreitet die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung. 

Ihm sei es als Bundeskanzler allerdings gelungen, "gute Leute" heranzuziehen. Er nannte etwa Margarete Schramböck. Sie habe zuvor das größte Kommunikationsunternehmen, A1 Telekom Austria, geleitet und sei dann Wirtschaftsministerin unter ÖVP-Grüne geworden.

Er habe damals bei seiner Wiederwahl mit der ÖVP im Übrigen ein "Sensationsergebnis" errungen, so Kurz. Mit den Grünen sei es aber nicht so einfach gewesen, räumt er ein. Auch, weil dann die Corona-Pandemie hereinbrach, wo er auch Fehler einräumte. Etwa, dass so manche Maßnahme zu lange Bestand hatte. 

Video: Ex-Kanzler Kurz im großen Interview

Politik sei ihm "gelegen", Start in der Wirtschaft "schwierig"

Er habe in der Politik kaum Zeit zum "Durchzuatmen" gehabt. Nach seinem Rücktritt verschlug es ihn über den umstrittenen Tech-Milliardär Peter Thiel in die Wirtschaft. Die Politik sei ihm "total gelegen", den Umstieg in die Privatwirtschaft bezeichnet er als "Verlassen der Komfortzone". 

Er gründete eine Beteiligungs- und Beratungsfirma. Zu den Unternehmensbeteiligungen gehört auch das israelische Cybersecurity-Start-up Dream, das mittlerweile mit 1,1 Milliarde Dollar (1 Milliarde Euro) bewertet wird. Schwierig für den Konservativen, denn: "plötzlich war ich in dieser Start-Up-Mentalität, wo man Millionen von Geld ausgibt". 

Zu viel "Mainstream" in der Politik 

Ob der Umstieg von Politik in die Wirtschaft der richtige war, wollen die Hosts dann wissen. "Ich fühle mich wohl, ich würd das die nächsten Jahre gerne betreiben", sagt er. Wie am Mittwoch bekannt wurde, gründet Kurz nun auch eine Immobilienfirma

Zur Weltpolitik sagt er, dass vieles heute "mediengetrieben" sei. "Viele plappern dem Mainstream nach, weil sie Sorge haben, wenn sie nicht dem Mainstream entsprechen, werden sie sanktioniert". Keine neue Kritik des einstigen ÖVP-Parteiobmanns. In der Vergangenheit hat er sich oft an der angeblichen "Wokeness" abgearbeitet. 

"Wenn du bei der Migration die Meinung hast, dass es schlecht ist, dass illegal Unzählige zuwandern, ist man ein Rassist", sagt er mit betont harter Stimme. Auch Europa habe ein Problem. Es sehe sich nach wie vor als "Nabel der Welt", aber es werde von anderen abgehängt, meint er. 

Comeback in Planung? 

Könne er etwa in die Politik zurückkehren? Er habe nach wie vor eine "politische Meinung", so Kurz. Aber man habe ihm einmal gesagt, dass "Politik wie eine Droge ist". Irgendwann wird man wieder rückfällig. Ob das stimmt, wisse er allerdings nicht, ließ er offen.

Zusammenfassung
  • 2021 kehrte Sebastian Kurz der Politik den Rücken. Obwohl sie "wie eine Droge sei", sagte er in einer neuen Podcastfolge.
  • Seine Zeit als junger Politiker sei "bewegt" gewesen, umschrieb er den kometenhaften Aufstieg, die Corona-Krise und die verschiedenen Strafverfahren, die laufen.
  • Doch in der Privatwirtschaft "fühle er sich wohl". Kommt er zurück?