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Alternativer Nobelpreis: SOS Mediterranee rettete Hunderte aus Mittelmeer

Die Seenotrettungsorganisation SOS Mediterranee - bekannt durch das Rettungsschiff "Ocean Viking" - hat in den vergangenen Monaten hunderte Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Dafür erhält die Organisation einen der diesjährigen Alternativen Nobelpreise, den Right Livelihood Award.

Die Right Livelihood Stiftung in Stockholm ehrt seit über 40 Jahren Menschen und Organisationen, die sich für Frieden, Nachhaltigkeit und eine gerechte Welt einsetzen. Mehrere Alternative Nobelpreisträger, darunter der weißrussische Dissident Ales Bjaljazki, erhielten später auch den Friedensnobelpreis.

Dieses Jahr wurden

  • SOS Mediterranee
  • die Frauenrechtlerin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana
  • die kambodschanische Umwelt-Jugendorganisation Mother Nature Cambodia
  • die Land- und Umweltrechtsaktivistin Phyllis Omido aus Kenia

ausgezeichnet.

Damit kommen erstmals auch Preisträger aus Ghana und Kambodscha. 2023 wählte die Jury die Preisträger unter 170 Nominierten aus 68 Ländern aus.

"Die wichtigste Botschaft, die wir mit unseren diesjährigen Preisträgern verbreiten wollen, ist, dass in einer Situation der eskalierenden Krisen, in der viele das Gefühl haben machtlos zu sein, dass es Menschen gibt, die Fähigkeit und die Macht haben, etwas zu verändern", betonte Right-Livelihood-Geschäftsführer Ole von Uexküll.

Die Jugendorganisation Mother Nature Cambodia kämpft gemeinsam mit lokalen Gemeinschaften für eine intakte Umwelt und sichere Lebensgrundlagen. Kambodscha ist ein autoritärer Staat, die Arbeit der Aktivisten ist gefährlich.

Vergiftete Kinder, sichere Abtreibungen

Phyllis Omido kämpfte erfolgreich für die Rechte von Dorfbewohnern, darunter viele Kinder, die unter Bleivergiftungen durch eine Batterie-Schmelzanlage betroffen waren und schuf Präzedenzfälle im kenianischen Umweltrecht. Eunice Brookman-Amissah, die den undotierten Ehrenpreis erhält, ist Ärztin und hat den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen für Frauen in ganz Afrika vorangetrieben.

"Diese Preisträgerinnen engagieren sich für die Mitspracherechte von Gemeinschaften und Individuen, die von unverantwortlicher und korrupter Politik betroffen sind. Sie tragen für das Leben ihrer Mitmenschen Sorge, seien es indigene Gemeinschaften oder Schutzsuchende, die auf der Flucht ihr Leben riskieren", lautete die Charakterisierung der Ausgezeichneten durch Right-Livelihood-Geschäftsführer Ole von Uexküll.

38.500 Menschen im Mittelmeer gerettet

SOS Mediterranee ist eine 2015, ursprünglich als deutsch-französische Initiative gegründete humanitäre NGO, die das mit einer professionellen Schiffsbesatzung und einem medizinischen Team ausgestattete Rettungsschiff "Ocean Viking" betreibt. Mit der "Ocean Viking" und deren Vorgängerschiff "Aquarius" rettete SOS Mediterranee seit Beginn ihrer Einsätze nach eigenen Angaben mehr als 38.500 Menschen aus Seenot im Mittelmeer.  Die Organisation hat ihre Hauptquartiere in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz.

Zuletzt war SOS Mediterranee als einer jener Organisationen bekannt geworden, die gegen die verschärften Bedingungen für Rettungsorganisationen in Italien und Frankreich protestierten. Derzeit konzentrieren sich die Rettungseinsätze auf das südliche Mittelmeer, wo vor allem die Insel Lampedusa im Mittelpunkt des Geschehens ist. Seenotretter werden für ihre Arbeit immer wieder von rechtspopulistischen Politikern kritisiert. Diese bezichtigen sie der Komplizenschaft mit Schleppern, die Migranten bewusst in Seenot geraten lassen, damit sie von den Helfern gerettet werden müssen.

Die Verleihung der Alternativen Nobelpreise findet heuer am 29. November 2023 in Stockholm statt und wird live übertragen. Vergangenes Jahr ging einer der Preise an die ukrainische Bürgerrechtlerin Oleksandra Matwijitschuk. In der Liste der Alternativer Nobelpreisträger seit 1980 finden sich auch drei Österreicher: Leopold Kohr (1983), Robert Jungk (1986) und Erwin Kräutler (2010).

 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Seenotrettungsorganisation SOS Mediterranee - bekannt durch das Rettungsschiff "Ocean Viking" - hat in den vergangenen Monaten hunderte Menschen aus dem Mittelmeer gerettet.
  • Dafür erhält die Organisation einen der diesjährigen Alternativen Nobelpreise, den Right Livelihood Award.
  • Mehrere Alternative Nobelpreisträger, darunter der weißrussische Dissident Ales Bjaljazki, erhielten später auch den Friedensnobelpreis.
  • Die Verleihung der Alternativen Nobelpreise findet heuer am 29. November 2023 in Stockholm statt.