Wien Museum bietet 2025 Fleisch, Eisenbeton und Bildsprache
Gemäß den aktuellen Zahlen konnte man das Besucheraufkommen im Vergleich zum Schnitt der Jahre davor beinahe verfünffachen. Rund 100.000 besuchten die kostenpflichtigen Sonderausstellungen, was letztlich Ticketerlöse in der Höhe von 634.000 Euro bedeutete. Quer über alle Museen der Stadt wurden mehr als 1,1 Mio. Euro lukriert. Ins im März neu eröffnete Pratermuseum kamen 29.557 Menschen. Hinsichtlich der gratis zu besuchenden Dauerausstellung in Kombination mit Sonderschauen im Wien Museum zeige sich laut Finanzdirektorin Schwarz jedenfalls: "Das Konzept geht auf."
Ein inhaltlicher Leitsatz für Bunzl als künstlerisch-wissenschaftlicher Direktor ist das Aufgreifen aktuell relevanter Themen, "für die eine historische Perspektive einen Mehrwert bringen kann". Das soll etwa bei der Schau "Fleisch" (2.10.-22.2.2026) gelingen, die sich mit der Kulturgeschichte von Fleisch auseinandersetzt. Das bringe auch "ein Verständnis von der Art und Weise, wie die Stadt ernährt wurde und wird", so Bunzl, wobei natürlich Aspekte wie Veganismus oder Ersatzprodukte eine zentrale Rolle spielen sollen. Der kulturellen Entwicklung nach 1945 widmet sich "Kontrollierte Freiheit. Die Alliierten in Wien" (10.4.-7.9.). Die u.a. gemeinsam mit Historiker Oliver Rathkolb erarbeitete Schau umfasse auch aktuellste Forschungsergebnisse sowie eine Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum, sei das Medium Film für die Alliierten doch enorm wichtig gewesen.
Wien um 1900 aus bautechnischer Sicht
Wien um 1900 begegnet man hingegen bei "Eisenbeton. Anatomie einer Metropole" (22.5.-28.9.), wenn diese damals neue Bautechnik in den Blick genommen wird, um sich dem stetig wandelnden Stadtbild jener Zeit zu nähern. "Eisenbeton hat vollkommen neue Zeit- und Nutzungsmöglichkeiten mit sich gebracht", betonte Bunzl. Simple Bildsprache und Statistik werden hingegen bei "Wissen für alle" (6.11.-5.4.2026) zueinander gebracht, wenn die vom Philosophen Otto Neurath und seinem Team als "Isotype" bezeichneten und in den 1930ern entstandenen Piktogramme und Mengenbilder die Demokratisierung von Wissen veranschaulichen. Zeitgenössische Positionen dazu gibt es übrigens im Rahmen von "Reframing Isotype" (30.10.-25.1.2026) in der Startgalerie im musa, wo ab dem 27. März auch die party- und protestfreudige Jugend mit "Zwidemu" (bezeichnet den Platz zwischen den Museen KHM und NHM) auf künstlerische Weise vor den Vorhang geholt wird.
Die "Community Gallery" im Wien Museum, die laut Bunzl den "Scheinwerfer" auf interessante Aspekte der Stadt werfen soll, wartet in den kommenden Monaten mit Vorhaben zu Essenslieferanten ("Zwischen Pick-up & Drop-off", ab 27. Februar), der philippinischen Gemeinschaft in Wien ("Kumain Na Ka?", ab 12. Juni), der Straßenzeitung "Augustin", die heuer 30 Jahre alt wird (ab 18. September), sowie der armenischen Community in Wien (ab 11. Dezember) auf. Im musa gibt es zudem Ausstellungen zum Wiener Realismus ("Wirklichkeit als Haltung", ab 20. März) und Leopold Kessler (ab 11. September). "Es gibt nur wenige Künstler, die so kreativ und subversiv wie er mit dem öffentlichen Raum umgehen", streute ihm Bunzl Rosen.
Schubert-Geburtshaus soll bis 2028 adaptiert werden
Im Römermuseum bietet die Kabinettausstellung "Kellergeschichten" ab 26. Juni Einblicke in neue Grabungsfunde am Bauernmarkt, und die Bezirksmuseen werden mit der Veröffentlichung "Wunderkammer" bedacht. Dass "nach dem Bauen vor dem Bauen" ist, wie es Schwarz formulierte, wird sich in den kommenden Jahren beim Geburtshaus von Franz Schubert zeigen. Anlässlich des 200. Todestags des Komponisten 2028 soll das Haus in der Nußdorfer Straße baulich adaptiert und mit einer neuen Dauerausstellung bedacht werden. Die Ausschreibung soll noch heuer erfolgen, mit dem Baubeginn rechnet man für kommendes Jahr. Und über einen "Schlüssel zum Museum" darf man sich ab April freuen, wenn im Rahmen einer gleichnamigen Rätselrallye für Gruppen das Wien Museum unter besonderen Vorzeichen erkundet werden kann.
"Große Freude" mit der Entwicklung des Hauses hat auch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Das erste Jahr nach Wiedereröffnung habe gezeigt, dass "dieser kulturell wichtige Ort ein Leuchtturmprojekt nicht nur für die Stadt geworden ist, sondern weit über die Grenzen hinaus". Das Museum erfülle als Bildungsinstitution, aber auch als Forschungs- und Wissenschaftsanstalt zentrale Funktionen für die Gesellschaft hinsichtlich Wissensvermittlung und partizipativer Projekte.
(S E R V I C E - www.wienmuseum.at)
Zusammenfassung
- Das Wien Museum zog nach seiner Wiedereröffnung 643.711 Besucher an und erzielte 634.000 Euro aus Sonderausstellungen.
- Die Ausstellung 'Fleisch' beleuchtet die Kulturgeschichte von Fleisch und inkludiert moderne Themen wie Veganismus.
- Bis 2028 soll das Geburtshaus von Franz Schubert renoviert werden, um eine neue Dauerausstellung zu präsentieren.