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Toni Collette in "Die Gabe": "Wandel ist unausweichlich"

Aus einem Kribbeln in den Fingern wird eine waschechte Superkraft: Für Frauen ändert sich in der neuen Amazon-Serie "Die Gabe" einiges, entwickeln sie doch die Fähigkeit, elektrische Blitze zu erzeugen. Klar ist damit auch, dass sich die Machtverhältnisse verschieben - was natürlich weitreichende Konsequenzen hat. Das bekommen etwa Toni Collette und John Leguizamo zu spüren, die in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Naomi Alderman als Ehepaar zu sehen sind.

Collette muss als Bürgermeisterin von Seattle nicht nur das Troubleshooting für die Millionenmetropole stemmen, sondern hat auch in der eigenen Familie genug zu tun - immerhin gehört ihre Tochter Jos zu jenen Teenagermädchen, die die Veränderung durchmachen. Ihr zur Seite steht Leguizamo als liebevoller Ehemann. Doch für das Power Couple wird die neue Situation, deren Auswirkungen in "Die Gabe" von London über Nigeria bis ins US-amerikanische Nirgendwo zu Tage treten, zur Gedulds- und Bewährungsprobe. Mit der APA sprachen sie über das Sci-Fi-Setting, sich auftuende Gräben und die Bedeutung von Kommunikation.

APA: Was war Ihr erster Eindruck von dieser Geschichte?

Toni Collette: Es fühlt sich einfach so groß an. Aber es war sehr aufregend, weil es über wirklich Wichtiges geht: Inklusion und die potenzielle Möglichkeit von Gleichberechtigung, die notwendig ist. Darum wird ja auch im echten Leben gekämpft. Wir sind also Teil einer Geschichte, die mit diesen Ideen spielt und sie durchaus realistisch darstellt, obwohl es sich um eine Sci-Fi-Serie handelt. Dafür ist sie nämlich ziemlich geerdet.

John Leguizamo: Ich liebe die feministischen Themen, die in einer Science-Fiction-Welt angesiedelt sind, in der Mädchen und junge Frauen diese Kräfte entwickeln. Ein Organ, das Elektrizität durch den Körper leitet? Was für eine großartige Art und Weise, um über Geschlechterungerechtigkeit, fehlende Inklusion und Unterdrückung zu sprechen. Es streift so viele Themen, die unsere Welt bestimmen, auf ziemlich spannende Weise.

APA: Schnell wird klar: Diese neu Kraft begrüßen nicht alle. Die Brüche ziehen sich sogar durch Familien, wie bei Ihren Charakteren Margot und Rob. Wie gehen die beiden damit um?

Collette: Es wird immer intensiver, und ein Spalt öffnet sich. Zunächst sind sie sich sehr nahe, als Eheleute, als Eltern, als Partner generell. Zu sehen, wie eine Sache, die viel größer ist als sie selbst, diese familiäre Einheit auseinanderbrechen lässt, ist herzzerreißend.

Leguizamo: Das stimmt. Es war wirklich schwer, diese Szenen zu spielen, in denen unsere Figuren auseinandergezogen werden und ihre Ehe an der Kippe steht.

APA: Einiges bleibt zwischen Margot und Rob auch unausgesprochen. Geht es letztlich immer um Kommunikation?

Collette: Ja, ganz bestimmt. Es ist die einzige Möglichkeit. Wenn man nicht miteinander spricht, bleiben Dinge stehen und Ressentiments bauen sich auf, wodurch sich die Energie verändert. Man weiß nicht mehr, was eigentlich los ist und verliert jeden Bezug zu einander. Man muss einfach kommunizieren!

Leguizamo: Das löst vielleicht nicht alle Probleme...

Collette: ...aber immerhin äußert man seine Bedenken! Nur so kann man gemeinsam daran arbeiten.

APA: Was sollen Zuseherinnen und Zuseher von der Serie mitnehmen?

Collette: Die Serie handelt letztlich von einer neuen Art zu leben, bei der Frauen gleichberechtigt behandelt werden. Und das ist nicht die Welt, in die ich hineingeboren wurde. Ja, es verändert sich einiges, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Es ergeben sich sicher viele Fragen durch die Serie, und ich hoffe, dass daraus auch eine gesunde Debatte wird.

Leguizamo: Man sieht letztlich was passiert, wenn Frauen diese Form von Macht erhalten. Mein Sohn in der Serie hat ein Problem damit, und er steht stellvertretend für viele Männer, die sich an diese neue Situation anpassen müssen. Sie werden ihre Macht teilen müssen...

Collette: Und davon fühlen sie sich bedroht, anstatt dass sie feiern, dass alle Menschen über Macht verfügen - inklusive Frauen. Sie haben vielmehr das Gefühl, dass ihnen etwas weggenommen wird.

APA: Wie könnte man diese Ängste ansprechen?

Collette: Nun, Wandel ist unausweichlich. Die Welt ist ziemlich unordentlich gerade, und ich denke, wir müssen den Wandel anstoßen, was nur dann funktioniert, wenn wir an die Idee von Inklusion, Gleichheit und Respekt für alle glauben. Wir müssen einander tatsächlich zuhören und uns wertschätzen. Immerhin sitzen wir alle im selben Boot. So schrecklich die Coronapandemie war, hat sie doch unsere Verbundenheit verdeutlicht. Die Menschen haben gesehen, dass wir alle betroffen sind. Und das trifft ja nicht nur auf Covid-19 zu, sondern alle Dinge. Genau darauf spielt auch diese Geschichte an.

Leguizamo: Wir kehren ja nicht zurück zu einer sexistischen, rassistischen Welt. Manche Leute greifen zwar nach der Macht und wollen nicht loslassen, gerade hier in Amerika - aber es wird nicht passieren, wir lassen das nicht zu. Diese Serie lässt dich in einem fiktionalen, sicheren Setting erleben, wie Männer darauf reagieren, wenn Frauen an die Macht kommen - symbolisiert durch die Fähigkeit, die Elektrizität zu beherrschen. Manche fühlen sich davon angegriffen, andere gehen lockerer damit um. Hoffentlich sieht man gerade an meiner Figur Rob, dass es okay ist, eine starke, selbstbewusste Frau zu haben.

ribbon Zusammenfassung
  • Aus einem Kribbeln in den Fingern wird eine waschechte Superkraft: Für Frauen ändert sich in der neuen Amazon-Serie "Die Gabe" einiges, entwickeln sie doch die Fähigkeit, elektrische Blitze zu erzeugen.
  • Das bekommen etwa Toni Collette und John Leguizamo zu spüren, die in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Naomi Alderman als Ehepaar zu sehen sind.
  • Ihr zur Seite steht Leguizamo als liebevoller Ehemann.