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Superstar Bad Bunny: "Ich habe meine Wurzeln gefunden"

18. Feb. 2025 · Lesedauer 5 min

Die "New York Times" nennt ihn einen "globalen Superstar". Das "Time"-Magazin beschrieb ihn als "legitimen Erben" von Frank Sinatra, Michael Jackson oder Beyoncé, und nach Ansicht des "Rolling Stone" führt er gar eine Revolution des Latin Pop an: Bad Bunny wird international gefeiert. Schon wieder, müsste man eigentlich sagen, denn der 30 Jahre alte Sänger und Rapper aus Puerto Rico schwimmt seit Längerem auf einer Erfolgswelle.

Schon sechs Jahre in Folge zählt der mehrfache Grammy- und Latin-Grammy-Sieger zu den fünf meistgehörten Künstlern des Streamingdienstes Spotify. 2020, 2021 und 2022 führte der - ausschließlich auf Spanisch singende - Künstler das Ranking sogar an - vor Stars wie Drake oder Taylor Swift.

Dass das "böse Häschen" gerade in aller Munde ist, liegt an seinem neuesten Album. Kritiker und Fans sind begeistert von "Debí tirar más fotos" (Ich hätte mehr Fotos machen sollen). Der "Rolling Stone" nennt es ein "atemberaubendes Werk". Die Grundlage bildet der Reggaeton, diese Mischung aus Reggae, Hip-Hop und elektronischer Tanzmusik, mit der seine Landsleute Luis Fonsi und Daddy Yankee im Jahr 2017 "Despacito" zu einem weltweiten Ohrwurm machten.

Bad Bunnys sechstes Soloalbum ist zugleich eine liebevolle Hommage an seine karibische Heimatinsel. Es enthält traditionelle Stile wie die auf dem Land verbreitete Música Jíbara, die afrokaribischen Bomba- und Plena-Rhythmen oder Salsa-Stücke im Stile großer puerto-ricanischer Musiker wie Rafael Ithier, Héctor Lavoe, Ismael Rivera oder des in der Bronx geborenen Willie Cólon. Mit dieser Melange begeistert der 30-Jährige auch jene, denen der Reggaeton zu vulgär und sexistisch ist, und er baut eine Generationen umspannende Brücke zwischen Jung und Alt - und nicht zuletzt zwischen der Insel und seinen Hunderttausenden in den USA lebenden Landsleuten.

Bad Bunny huldigt auch der karibischen Sprechweise seiner Landsleute, bei der Konsonanten am Ende von Wörtern wegfallen oder ein "l" an die Stelle eines "r" tritt. So wird aus Amor (Liebe) "Amol" oder aus "Nueva York" (New York) "Nueva Yol". Auch dies macht das Werk so authentisch.

"Der Sound, der mich repräsentiert"

"Ich habe meine Wurzeln gefunden, den Sound, der mich repräsentiert", erzählte er "Time" über das Album. Und zu dem extrem tanzbaren Salsa-Stück "Baile inolvidable" (Unvergesslicher Tanz) meinte er im "Rolling Stone": "Das ist der beste Song, den ich je in meinem Leben gemacht habe." In dem dazugehörigen Video mimt der Sänger einen etwas unbeholfenen Salsa-Schüler. Der Sender NBC berichtete, seit der Veröffentlichung des Songs erlebten Tanzschulen in New York eine rege Anfrage nach Salsa-Kursen.

Benito Antonio Martínez Ocasio, so sein bürgerlicher Name, wurde am 10. März 1994 in Bayamón, nahe der Hauptstadt San Juan, als Sohn eines Lastwagenfahrers und einer Lehrerin geboren. Er wuchs mit seinen zwei jüngeren Brüdern in einfachen Verhältnissen im Küstenort Vega Baja auf, umgeben von Salsa- und Merengue-Musik, wie er selbst erzählt. Schon als Kind sang er im Kirchenchor, später begann er, zu Hause am Computer Beats zu produzieren. Seinen Künstlernamen gab er sich wegen eines Fotos aus Kindertagen, das ihn mit grimmigem Gesicht zu Ostern im Hasenkostüm zeigte.

Abgebrochenes Studium, Job im Supermarkt

Während seines später abgebrochenen Studiums der audiovisuellen Kommunikation überredeten Freunde ihn, seine Musik auf der Plattform Soundcloud hochzuladen. Der Song "Díles" (Sag ihnen) wurde dort zu einem großen Erfolg. Dies machte Produzenten auf den damals 21-Jährigen aufmerksam. Benito arbeitete da noch in einem Supermarkt als "Grocery Bagger", verpackte also die Einkäufe der Kunden.

Damit war bald Schluss. Es folgten mehrere erfolgreiche Alben, Kooperationen mit den Stars der Branche, darunter ein Super-Bowl-Halbzeitauftritt mit Jennifer López und Shakira. Sein Album "El último tour del mundo" schaffte es als erste auf Spanisch gesungene Platte an die Spitze der Billboard-200-Charts.

Aber nicht nur als Musiker hat sich Bad Bunny einen Namen gemacht. So erhielt er jüngst eine Rolle in dem geplanten Thriller "Caught Stealing" von Regisseur Darren Aronofsky ("The Whale"). Sein Debüt als Schauspieler hatte er mit einer Nebenrolle in der Netflix-Serie "Narcos: Mexico". 2022 spielte er an der Seite von Brad Pitt in der Actionkomödie "Bullet Train", gefolgt von "Cassandro" mit Gael Garcia Bernal. Nebenbei geht er seinem Hobby nach, dem Wrestling.

Einsatz für Frauen- und LGBT-Rechte

Bad Bunny engagiert sich auch sozial. Er prangert Gewalt gegen Frauen an und tritt für die Rechte der LGBT-Gemeinde ein. Im Video zu "Yo perreo sola" (etwa: Ich twerke alleine) tanzte er 2020 im Drag-Outfit, und bei Modepräsentationen oder Fotoshootings zeigt er sich auch mal im pinkfarbenen Kleid oder mit lackierten Fingernägeln. Bei einem Konzert drückte er einem seiner Tänzer einen Kuss auf den Mund.

In der stark von Männern dominierten und stereotypen Urban-Music-Szene habe er damit gleich mehrere Tabus gebrochen, schrieb die spanische Zeitung "El País". Er wolle sich nicht über seine Heterosexualität definieren lassen, sagt der Sänger, dem eine längere Romanze mit Model und Reality-Star Kendall Jenner nachgesagt wird, selbst.

Kritik an Amerikanisierung Puerto Ricos

Politisch ist Bad Bunny ebenfalls aktiv. In seinem neuen Album und einem Kurzfilm dazu beklagt er die Gentrifizierung und zunehmende Amerikanisierung der Insel. "Sie wollen mir den Fluss wegnehmen und auch den Strand", singt er in "Lo que le pasó a Hawaii" (Was Hawaii geschehen ist).

Beide Territorien wurden 1898 von den USA annektiert. Die Puerto Ricaner sind zwar US-Bürger, dürfen aber nicht mitwählen. Ihm sei bewusst, dass seine Botschaft von vielen nicht verstanden werde, weil er auf Spanisch singe, sagte Bad Bunny der "New York Times". Auf die Frage, ob ihn das störe, antwortete er: "I doooooon'ttttt caaaaaare" (es ist mir egal).

Zusammenfassung
  • Bad Bunny, 30, wird von Medien wie der 'New York Times' und 'Time' als globaler Superstar gefeiert.
  • Sein neues Album 'Debí tirar más fotos' kombiniert Reggaeton mit traditionellen karibischen Musikstilen.
  • Seit sechs Jahren gehört er zu den meistgehörten Künstlern auf Spotify, führte das Ranking 2020 bis 2022 an.
  • Bad Bunny engagiert sich für Frauen- und LGBT-Rechte und kritisiert die Amerikanisierung Puerto Ricos.
  • Seine Karriere begann mit einem Erfolg auf Soundcloud, was zu einer steilen Musikkarriere führte.