Süß oder manipulativ? "Cute"-Ausstellung ergründet Phänomen
"Aber wie hat etwas so Zauberhaftes und offensichtlich Harmloses - bezaubernde Tiere mit Kulleraugen, pausbäckige Babys, Blumen, Herzen, Sterne, Süßigkeiten und andere romantische Motive - solch eine Anziehungskraft entwickelt?", fragen die Kuratoren.
Auch wenn das Phänomen mit dem Internet im 21. Jahrhundert neuen Schwung bekommen habe, seien die Grundlagen im 19. Jahrhundert gelegt worden, erklären sie. Damals habe angesichts einer gesunkenen Kindersterblichkeit und zurückgehender Geburtenraten die Kindheit als schönes Erlebnis an Bedeutung gewonnen. Auch Tiere seien zunehmend als Haus- und weniger nur als Nutztiere betrachtet worden.
Die Ausstellung zeigt sowohl popkulturelle Objekte wie "Hello Kitty", der eine glitzernde Disco gewidmet ist, als auch Werke von Gegenwartskünstlern. Sie setzt sich mit der japanischen Ästhetik "Kawaii" auseinander, wie man sie zum Beispiel in Mangas findet, aber auch mit den schwierigen Seiten des Phänomens.
Niedlichkeit könne auch eingesetzt werden, um andere Menschen zu manipulieren, um liebevolle Gefühle in ihnen hervorzurufen. Dieser "Awww"-Faktor mache Verbraucher oft genauso glupschäugig wie das Objekt der Zuneigung. "Machtsysteme, von politischen Ideologien bis hin zu Industriekonzernen, setzen Niedlichkeit oft als Instrument der Manipulation und Kontrolle ein", schreiben die Kuratoren. Die Ausstellung ist bis Mitte April zu sehen.
(S E R V I C E - Ausstellung "Cute", Somerset House, London, bis 14. April, https://www.somersethouse.org.uk/whats-on/cute)
Zusammenfassung
- Eine Londoner Ausstellung setzt sich mit dem popkulturellen Phänomen der Niedlichkeit auseinander.
- "Von Emojis bis Internetmemes, Videospielen bis Plüschtieren, Lebensmitteln bis liebenswertem Roboterdesign - Niedlichkeit hat unsere Welt erobert", schreibt das Team des Museums Somerset House, das der Ausstellung den Titel "cute" gegeben hat.