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Schau in Wien zeigt Foto-Pionier René Groebli

04. Apr. 2024 · Lesedauer 3 min

Bewegung ist das Leitmotiv im Werk des Schweizer Fotografen René Groebli. Sie durchzieht seine Bildsprache ebenso wie seine professionelle Entwicklung, die ihn - getrieben von der Neugierde auf die Möglichkeiten des Mediums - in den verschiedensten fotografischen Genres reüssieren ließ. Das Wiener Fotomuseum WestLicht zeigt ab Freitag rund 100 Arbeiten aus Groeblis kreativster Schaffensperiode.

Groebli wurde 1927 in Zürich geboren, begann 1942 mit dem Fotografieren und ist ausgebildeter Dokumentarfilmkameramann. Obwohl der heute 96-Jährige nie für das Kino arbeiten sollte, gelten seine Fotografien nicht zuletzt durch ihre cineastische Dimension als bahnbrechend, wie WestLicht-Kurator Fabian Knierim im Pressetext schreibt. Bewegung kommt vor allem in den frühen Arbeiten aus Zürich, in seinen Straßenfotografien in London und Paris und in Groeblis Fotobüchern zum Tragen, wie die Schau verdeutlicht.

"Groebli ist so was wie die Fotogeschichte der Nachkriegszeit in einer Person", führte Knierim anlässlich eines Pressetermins am Donnerstag im Gespräch mit der APA aus. "Wir zeigen Bilder von den 1940er- bis 1970er-Jahren. In dieser kurzen Zeit hat er in so vielen verschiedenen Genres hervorragend gearbeitet, dass man tatsächlich glaubt, man habe mit dem Werk mehrerer Fotografen zu tun."

Groebli arbeitete ab 1949 als Fotoreporter, die Bilder wurden in auflagenstarken Magazinen wie "Life" und "Picture Post" publiziert. "Das hat er nur drei Jahre gemacht, hätte auf diesem Gebiet aber eine durchaus erfolgreiche Karriere weiter verfolgen können", so Knierim. "Anfang der 50er-Jahre wendete er sich der Farbfotografie zu, damals ein ganz neues Medium, an das sich noch kein ernsthafter Fotograf heranwagte." Groebli dagegen ging neue Wege und machte sich die Farbfotografie zu eigen.

Ein gutes Beispiel für Groeblis Arbeit auf dem Gebiet Farbfotografie ist sein Porträt eines Malers. "Das Bild besteht aus 13 Negativen, die zusammenmontiert wurden", erläuterte Knierim. "Wenn man in der Bild hineinzoomt, sieht man die einzelnen Farben, Oberflächenstrukturen wie von einer Leinwand, so dass es fast gemalt wirkt. Das zeigt die Möglichkeiten des Tüftelns, die die Farbfotografie bietet."

Ganz wichtig im Schaffen des Schweizers sind zwei Bücher, die auch im Zentrum der alle wichtigen Phasen abdeckenden Ausstellung stehen: Inspiriert durch das Kino arbeite er für "Magie der Schiene" (1949) und "Das Auge der Liebe" (1954) mit Schnitt, Montage und rasant gesetzten Unschärfen. Knierim: "Das ist klassische Autorenfotografie. Ein Fotograf, eine Fotografin nimmt sich ein Thema, arbeitet es durch und publiziert es - ohne Auftrag, als freie Arbeit. Diese Bücher sind revolutionär im Sinne der fotografischen Erzählung."

(S E R V I C E - "René Groebli" im Fotomuseum WestLicht, Wien 7, Westbahnstraße 40, 5.4.-2.6., Di, Mi und Fr 14-19 Uhr, Do 14-21 Uhr, Sa, So und Feiertag 11-19 Uhr, www.westlicht.at)

Zusammenfassung
  • Das Wiener Fotomuseum WestLicht zeigt ab 5. April eine Ausstellung mit rund 100 Arbeiten des Schweizer Fotopioniers René Groebli, der 1927 geboren wurde und 1942 zu fotografieren begann.
  • Groebli, der in den 50er-Jahren die Farbfotografie für sich entdeckte, gilt als bahnbrechend, insbesondere durch seine Arbeit mit 13 Negativen für ein Porträt eines Malers.
  • Die Ausstellung, die bis zum 2. Juni läuft, stellt zwei seiner Bücher, 'Magie der Schiene' (1949) und 'Das Auge der Liebe' (1954), als revolutionär in der fotografischen Erzählung in den Vordergrund.