APA/WOLFGANG HAUPTMANN

Popsänger Henry Moodie kann mehr als TikTok

Zehn Millionen Mal wurden die Lieder von Henry Moodie auf TikTok abgerufen: "Die Leute denken über Künstler, die auf dieser Plattform erfolgreich sind, dass die bloß Glück haben", sagt er dazu im APA-Interview. "Aber es steckt definitiv mehr dahinter." Mit 45 Millionen Streams auf diversen Kanälen ist der Brite einem großen Publikum kein Unbekannter mehr. Aber der 18-Jährige sucht den Weg der Beständigkeit und sammelt im Vorprogramm größerer Acts Erfahrung und Fans.

"Ich habe mit Musik lange vor TikTok begonnen, als ich elf Jahre alt war", erzählte Moodie, der als Support von Mimi Webb neulich in Wien auftrat und seine starke Stimme präsentierte. Bereits mit 14 besuchte Moodie an Wochenenden Songwriter-Sessions in London. Mit 16 verlies das Talent, das aus dem Süden der Metropole stammt, die Schule, um einige Zeit in einer Band zu musizieren und in Fulham einen Songschreiber-Kurs zu absolvieren. Komponiert hat er allerdings bereits im Kinderzimmer. "Meine Karriere habe ich definitiv nicht über TikTok gestartet", betonte er.

Mit der Ballade "You Were There For Me" und dem Nachfolger "Drunk Text" verschaffte sich Moodie zwischen den 200.000 Songs Gehör, die mittlerweile jeden Freitag weltweit veröffentlicht werden. "Diese Menge ist einer der Gründe, warum ich TikTok nutze", sagte der Newcomer. "Ja, ich versuche über soziale Medien Aufmerksamkeit zu erregen, aber ich gebe auch eigene Konzerte und spiele im Vorprogramm größerer Acts. Das hilft mir, eine ganz andere Fangemeinde zu finden."

Die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle in Songs zu verpacken, verdankt Moodie seinen Angaben seiner Mutter: "Sie ist Therapeutin und hat mir beigebracht, meine Emotionen zu kanalisieren. Nach einem Schultag habe ich Lieder über meine Erfahrungen geschrieben. So hat das angefangen. Für mich war Songschreiben wie Tagebuchführen - und ich möchte das auch so beibehalten. Ich würde nie einen Song schreiben, der mir nichts bedeutet, auch wenn es mir schon ein wenig Angst macht, mich verletzlich zu zeigen."

Moodie machte beim Gespräch einen fast schüchternen Eindruck. "Das bin ich eigentlich auch", schmunzelte er. "Während der Pandemie gab es keine Auftrittsmöglichkeiten. Ich habe also komponiert und gegrübelt, ob ich bloß als Songwriter tätig sein will. Aber als ich wieder auf eine Bühne steigen durfte, kam mein Alter Ego hervor. Nein, Alter Ego ist die falsche Bezeichnung", fügte Moodie schnell hinzu. "Mein erhöhtes Selbst - das trifft es besser! Ich habe an Selbstbewusstsein dazugewonnen. Aber ich hinterfrage mich immer noch jeden Tag selbst."

Seine demnächst erscheinende Debüt-EP zeige, wie er als Songwriter seinen Weg finde, sagte der Engländer, der Taylor Swift als großes Idol bezeichnet. "Wegen ihr habe ich mit dem Songschreiben überhaupt erst angefangen." Auf die Frage, was für ihn perfektes Songwriting bedeutet, antwortete Moodie: "Ich bin noch immer dabei, das herauszufinden. Ich beginnen jedenfalls immer am Piano, das ist der einfachste Weg. Die Texte kommen, wenn ich eine Melodie habe."

In seiner Heimat wird Moodie unter den Popkünstler gelistet, die man 2023 unbedingt im Auge behalten soll. Zu Kopf steigt ihm das offenbar nicht: "Ich bin jetzt einmal dankbar, touren und vor größeren Acts aufzutreten zu dürfen. Das nimmt einiges vom Druck weg, weil niemand Karten nur für das Vorprogramm kauft. Aber zugleich nehme ich die Herausforderung an, so viele Besucher wie möglich von mir zu überzeugen."

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - www.sonymusic.at/artist/henry-moodie)

ribbon Zusammenfassung
  • Zehn Millionen Mal wurden die Lieder von Henry Moodie auf TikTok abgerufen: "Die Leute denken über Künstler, die auf dieser Plattform erfolgreich sind, dass die bloß Glück haben", sagt er dazu im APA-Interview.
  • Mit 45 Millionen Streams auf diversen Kanälen ist der Brite einem großen Publikum kein Unbekannter mehr.
  • Aber der 18-Jährige sucht den Weg der Beständigkeit und sammelt im Vorprogramm größerer Acts Erfahrung und Fans.