Norwegische Rockband Slomosa setzt live auf "Superkräfte"
So fühle sich das Liveerlebnis jedenfalls für sie an, erklärte Bassistin Marie Moe am Mittwoch vor dem Auftritt der Gruppe in der Wiener Arena. "Wenn du da oben stehst, ist es, als ob du Superkräfte hast. Du denkst an nichts anderes. Alle Probleme, die es vielleicht gibt, verschwinden für diesen Zeitraum. Als ob du auf einem anderen Planeten bist. Und ich glaube, das ist sowohl für uns als auch das Publikum ziemlich gesund, weil du ganz im Moment bist." Sänger und Gitarrist Benjamin Berdous stimmte ihr zu: "Es ist einfach der ultimative Fokus."
Seiner Hartnäckigkeit ist es jedenfalls zu verdanken, dass Slomosa sich schön langsam zu einer gewichtigen Stimme innerhalb der Stoner-Szene entwickelt hat. Das selbstbetitelte Debüt hat er noch mit anderem Line-up eingespielt, bevor die Covid-Pandemie zunächst jegliche Liveunternehmungen verhinderte. Ein paar Monate und Umstellungen innerhalb der Band später ging es aber ab auf die Bretter, die die Welt bedeuten - und nicht zuletzt mit den Streamingzahlen nach oben.
Ob er dennoch mit den Startschwierigkeiten hadert? "Nein, ich bin einfach sehr glücklich damit, wie es sich seitdem entwickelt hat", erklärte Berdous gegenüber der APA. "Wer weiß schon, was sonst gewesen wäre? Alles, was seitdem passiert ist, hat uns einen Schub verpasst." Das gilt natürlich ebenfalls für "Tundra Rock", die Mitte September erschienene, neue Platte, die nahtlos an die Qualität des Erstlings anknüpft und beim Songwriting sogar noch ein Schippchen drauflegt. Tracks wie "Rice" oder das wütende "Battling Guns" bestechen durch beinharten Groove ebenso wie kluge Melodieführung.
"Es geht wohl um das Gesamtpaket", nickte Moe. "Gutes Songwriting, gute Melodien, und all das zielgerichtet. Wobei es eigenartig ist etwas zu erklären, von dem du selbst Teil bist." Was auch Berdous zugeben musste: "Andere müssen beurteilen, was die Leute an unserem Sound anzieht." Einfache Rezepte sind jedenfalls nicht die Sache von Slomosa, entstanden doch beide Platten auf höchst unterschiedliche Weise. "Beim Debüt waren es allen voran Jams, die zu den Songs führten. Es war alles noch eher ein Hobby. Diesmal sind die Songs zwischen den Tourneen entstanden, in sehr kompakten Sessions - selbst wenn das teils ziemlich chaotisch ablief." Dass beide Wege zum Ziel führten, beurteilte er jedenfalls als positives Zeichen.
Bei "Tundra Rock" - die selbst gewählte Beschreibung des Bandsounds ist als Abwandlung auf den US-Desert-Rock von Kyuss und Co zu verstehen - galt es jedenfalls, die Liveenergie einzufangen. "Die wollten wir definitiv im Studio umsetzen", so Berdous. Eine zentrale Rolle spielte dabei auch Produzent Eirik Marinius Sandvik, der viele Stunden in den Sound investierte. Erwartungen von außen war man sich nach dem Erfolg des Debüts zwar bewusst, schob diese aber beiseite. "Letztlich geht es ja nur darum, ob wir zufrieden damit sind. Ich würde nie etwas veröffentlichen, nur um eine Deadline einzuhalten", unterstrich der Sänger.
Textlich serviert Berdous übrigens keine leichte Kost. "Meistens speisen sich die Lyrics aus Frustration oder Aggression. Wer will schon einen fröhlichen Song hören? Ich nicht", lachte er. Ein Beziehungsende, die Coronapandemie, die Kriege unserer Zeit - all das habe seinen Eingang auf "Tundra Rock" gefunden und soll letztlich eine befreiende Wirkung haben. "Diese Gefühle besitzen eine starke Energie. Bei den Konzerten durchlebe ich diese Emotionen dann aufs Neue und kann sie loslassen. Es hat einfach eine kathartische Wirkung." Gemeinsam mit Gitarrist Tor Erik Bye und Drummer Jard Hole bieten Berdous und Moe diese Art der Erlösung auch am morgigen Freitag im Grazer PPC an. Es wird nicht der letzte Österreichabstecher von Slomosa gewesen sein.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - https://slomosa1.bandcamp.com/album/tundra-rock)
Zusammenfassung
- Die norwegische Rockband Slomosa hat sich trotz der Corona-Pandemie zu einer wichtigen Stimme in der Stoner-Szene entwickelt und kürzlich ihr zweites Album 'Tundra Rock' veröffentlicht.
- Bassistin Marie Moe beschreibt die Live-Auftritte der Band als Erfahrung mit 'Superkräften', bei denen alle Probleme für einen Moment verschwinden.
- Das neue Album, das Mitte September erschien, besticht durch harte Grooves und kluge Melodieführung und wird am Freitag im Grazer PPC präsentiert.