Möbelmuseum zeigt Design von Josef Frank und Co
Anlass für die Beschäftigung mit Frank und Co sind gleich mehrere Jubiläen: Einerseits der 140. Geburtstag des Architekten, der 1967 in Stockholm gestorben ist, andererseits der 100. Jahrestag der Gründung des Wiener Einrichtungsunternehmens "Haus & Garten", das viele seiner Entwürfe ausführte. Außerdem jährte sich am 1. April der Todestag der österreichisch-britischen Keramikerin Lucie Rie zum 30. Mal. Ihre von Ernst Plischke gestaltete Wohnung gab einst den Anstoß zur Sammlung über Möbel aus der Zwischenkriegszeit, betonte Ottillinger.
Von diesem Schlüsselwerk sind in der Ausstellung "Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920-1940" zwar nur Fotografien zu sehen (das noch erhaltene Ensemble selbst findet sich einen Stock darüber), allerdings wird der Weg dorthin anhand etlicher Einzelpositionen nachgezeichnet. Als Einleitung dient Adolf Loos, der für Frank und dessen Studienkollegen als Vorbild diente. In weiterer Folge gibt es ganze Räume, die unter Zuhilfenahme einfacher Podeste nachgebaut werden und viel Leichtigkeit versprühen. Hocker, Lehnstühle, Kästen, Tische und Bettgestelle finden so in ihren ursprünglichen Verhältnissen wieder zusammen und vermitteln einen Eindruck von der klaren Linie, die beispielsweise Frank auszeichnete.
Rie und Plischke im künstlerischen Dialog
Von der Haltbarkeit und Qualität dieser Arbeiten zeugen wiederum ihre weiten Wege um die Welt: So ist etwa eine Einrichtung Franks von Wien nach Alexandria bis nach London gekommen, wobei sie über die Jahrzehnte eigentlich durchgängig genutzt wurde. Zudem unterstreiche das laut Ottillinger "die ungeheure Flexibilität der Räume", gab es doch jeweils gänzlich andere Voraussetzungen, um die Objekte wieder anzuordnen. Werden die verschiedenen Ensembles der unterschiedlichen Designer gegenübergestellt, zeigen sich Parallelen, aber auch feine Unterschiede. Von Rie wiederum sind zwei Keramiken aus dem MAK zu sehen, die in ihrer Farbgebung - orange und blau - direkt auf die Arbeit von Plischke replizieren. "Es war ein wirklicher Dialog der beiden", so die Kuratorin.
Eine Ebene darunter wird im abschließenden Hauptraum der Ausstellung nochmals die gestalterische Vielfalt der Wiener Moderne deutlich: Während Otto Prutscher mit allerlei Verzierungen arbeitete, hier viele geschwungene Linien den Blick fangen, sind es bei Herbert Eichholzer dunkle Brauntöne und klare Kanten, die für Gravitas sorgen. "Eine Formensprache, die man so nicht kannte", zeigt sich hingegen beim hierzulande relativ unbekannten Heinrich Glaß, der in Chicago als Henry P. Glass zum Designstar aufstieg. Er ist mit einem Frühwerk, das als Studienprojekt für seine Schwester ausgeführt wurde, vertreten: viel Offenheit trifft dabei auf ein zartes Grün in den Stoffbespannungen.
Unterschiedliche Routen
Alle Möbel vereint im Endeffekt das Jahresthema "Routen" des Museums. "Es ist wie ein Subtext", erklärte Ottillinger, die auf den politischen Hintergrund verwies, mussten die vielfach jüdischen Architekten doch angesichts der Machtergreifung der Nationalsozialisten das Land verlassen. Selbes galt im Übrigen auch für etliche Auftraggeberinnen und Auftraggeber. "Und einige Möbel reisten mit." Zwei Weltkarten veranschaulichen daher abschließend die Wege, die zurückgelegt wurden. Die Rückkehr nach Wien für etliche Objekte macht zudem deutlich, wie sehr viele Nachkommen an der Geschichte der Möbel und ihrer Familien interessiert sind. Denn nicht selten kam der Anstoß für einen Ankauf oder eine Schenkung von außen.
(S E R V I C E - Ausstellung "Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920-1940" von 9. April bis 11. Jänner 2026 im Möbelmuseum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien, Di-So 10-17 Uhr, gleichnamige Begleitpublikation erscheint im Böhlau Verlag, www.moebelmuseumwien.at)
Zusammenfassung
- Das Möbelmuseum Wien widmet sich in einer neuen Ausstellung dem Design von Josef Frank und Kollegen, die in der Zwischenkriegszeit tätig waren. Anlass sind Jubiläen wie Franks 140. Geburtstag und der 100. Jahrestag von 'Haus & Garten'.
- Die Ausstellung zeigt die globale Verbreitung und Flexibilität der Möbel, darunter eine Einrichtung Franks, die von Wien nach London reiste. Auch der künstlerische Dialog zwischen Lucie Rie und Ernst Plischke wird beleuchtet.
- Das Jahresthema 'Routen' verdeutlicht die politischen Hintergründe der Emigration jüdischer Architekten während der NS-Zeit. Die Ausstellung läuft vom 9. April 2025 bis 11. Januar 2026 im Möbelmuseum Wien.