Neuer "Tatort" bringt makaberen Landeinsatz für Austroduo
"Ist das noch ein Bauernhof?", fragt Krassnitzer gleich zu Beginn, als man sich den Abläufen auf dem hochtechnisierten Schweinemastbetrieb irgendwo im Umland Wiens nach dem grausigen Leichenfund von Betriebs Ko-Eigner Max Winkler (Norbert Friedrich Prammer) nähert. Ganze 1.200 Tiere werden dort gehalten. Alles den Vorschriften entsprechend, sagen die Einen, "1.200 arme Schweine" die Anderen, wie etwa die von Claudia Martini überzeugend verkörperte, resolute Tierschutzvordenkerin Maria Vogler.
Der ebenso schauspielerisch routiniert agierende Gerichtsmediziner (Günter Franzmeier) kann rasch die Schweine als Täter ausschließen. So kommen die ebenfalls geeichten Austro-Ermittler zu einem neuen Fall, der sich keineswegs so einfach darstellt, wie es sich die örtliche Polizeichefin vorstellt. Beim am kommenden Sonntag (15. Oktober) um 20.15 in ORF 2 ausgestrahlten "Bauernsterben" handelt es sich mittlerweile um Krassnitzers 56. und Neuhausers 32. "Tatort"-Einsatz.
So hegt die Landpolizei nämlich gleich Verdachtsmomente gegen die rumänischen Hofarbeiter, um den aufbrausenden Darius (Marko Kerezovic). Als nicht sehr hilfreich stellt sich der Austausch mit dem schnapstrinkenden, etwas melancholisch wirkenden Betriebsleiter Sepp Obermaier, überzeugend gespielt von Martin Leutgeb, und mit der Ehefrau und Mitinhaberin des Hofes, Irene Winkler (Doris Hindinger), heraus.
Nach und nach wird klar, dass das "Power Couple", das den Betrieb deutlich ausgebaut hat, "übers Kreuz" war. Wie so oft in ländlichen Film-Familienbanden hat überdies auch noch der von Haymon Maria Buttinger verkörperte Altbauer seine eigene Meinung zu den Abläufen in dem technisierten Betrieb, der noch dazu im Fadenkreuz von Tierschutzaktivistinnen steht.
So prallen hier die neue, globalisierte Welt der Landwirtschaft rund um EU-Förderungen und deren potenziellem Missbrauch durch einen sinistren Agrar-Großkonzern, hochtrabende enttäuschte Geschäftsideen, sowie traditionellere Vorstellungen vom bäuerlichen Wirtschaften auf vegetarische Computerhacker und wurstsemmelessende Polizei-Mitarbeiter. All das bringt ein paar Szenen mit Witz mit sich, wenn etwa das Ermittlerduo in rustikalem Gewand beim Streuobstsammeln aushilft, oder Polizistin Meret Schande (Christina Scherrer) eine undurchsichtig agierende junge Aktivistin in Schweinemaske (Julia Wozek) am Stephansplatz auf ebenso rustikale Art und Weise verhaftet.
Insgesamt kämpft der Spannungsbogen in dem durchaus zeitgeistigen Krimi jedoch mit ein paar eher durchschnittlichen, weil recht schablonenhafteren schauspielerischen Leistungen. Trotzdem gelingen den Macherinnen und Machern vor allem gegen Ende hin ein paar sehr berührende Wendungen, die dem Sonntagskrimi-Konsumenten doch so manches zum gedanklich ins Bett mitnehmen aufgeben könnten.
(S E R V I C E - https://tv.orf.at/program/orf2/tatort472.html)
Zusammenfassung
- Eine angefressene Leiche im Saustall bringt dem österreichischen "Tatort"-Ermittlungsduo Adele Neuhauser als Bibi Fellner und Harald Krassnitzer alias Moriz Eisner einen seiner Landeinsätze ein. Den makabren Ausgangspunkt verwandeln Lukas Sturm (Buch) und Regisseurin Sabine Derflinger in der Folge in einen Krimi, bei dem sich das "brutale" Schweinemastgeschäft, Tierschutzaktivismus und allerlei Weltanschauungsunterschiede zu einem nicht durchgehend spannenden Netz verspinnen.