Navid Kermani: Lesungen haben sich durch Corona verändert
Der Schriftsteller Navid Kermani hat zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie wieder eine Lesung gehalten und war dabei anfangs verunsichert. Er habe sich zu Beginn häufig verlesen, schrieb der vielfach preisgekrönte Autor in einem Beitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger". Im Theater seiner Geburtsstadt Siegen saßen ihm 45 Zuhörer gegenüber, obwohl 100 erlaubt gewesen wären.
"Bestimmt waren viele und besonders die Älteren auch aus Angst vor Ansteckung weggeblieben, weil sie vom öffentlichen Leben entwöhnt waren (...) oder ihnen eine Aufführung unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln gar nicht vorstellbar oder einfach nur nicht lohnend erschien."
Im anschließenden Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Claus Leggewie seien sie beide immer wieder auf die Pandemie zurückgekommen, obwohl sie zuvor vereinbart hätten, sie nicht zu erwähnen. "Es ließ sich nicht vermeiden, denn egal, was man dieser Tage bespricht oder liest, es rückt automatisch in ein anderes, ein ungewohntes Licht."
Erst gegen Ende hätten sie die komische Situation dann doch vergessen. Ganz anders als vor Corona habe er die Zuschauerinnen und Zuschauer wahrgenommen: Weil sie, umgeben von freien Stühlen, fast so exponiert gewesen seien wie Leggewie und er auf dem Podium, habe jeder und jede einzelne im Laufe der Lesung "eine ungeheure, aufregende und beflügelnde Individualität" bekommen. "Obwohl niemand den anderen hätte berühren können (...) wuchsen wir zu einer verschworenen Gemeinde zusammen.
Zusammenfassung
- Der Schriftsteller Navid Kermani hat zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie wieder eine Lesung gehalten und war dabei anfangs verunsichert.
- Er habe sich zu Beginn häufig verlesen, schrieb der vielfach preisgekrönte Autor in einem Beitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger".
- Im Theater seiner Geburtsstadt Siegen saßen ihm 45 Zuhörer gegenüber, obwohl 100 erlaubt gewesen wären.