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Martin Steskal wird neuer Leiter der Ephesos-Grabung

Nach 14 Jahren als Leiterin der traditionsreichen Grabungen österreichischer Archäologen in der antiken Stadt Ephesos (Türkei) übergab Sabine Ladstätter die Grabungsleitung an Martin Steskal (50). Das teilte das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Montag mit. Steskal ist seit 1999 an den Ausgrabungen beteiligt und war seit 2015 stellvertretender Grabungsleiter. Ladstätter bleibt wissenschaftliche Direktorin des ÖAI.

Die Kärntnerin war ursprünglich bereits Ende 2007 vom damaligen Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) als Grabungsleiterin für die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Stätte in der Nähe des heutigen Selcuk (Türkei) vorgeschlagen worden. Nachdem dies auf türkischer Seite zunächst auf Widerstand stieß, verzögerte sich ihre Bestellung bis zum Jahr 2010. Seither war die 55-Jährige "Wissenschafterin des Jahres 2011" für die im Jahr 1895 aufgenommenen Grabungen verantwortlich.

Trotz der langen Geschichte muss das ÖAI alljährlich um eine Grabungsgenehmigung bei der Antikenverwaltung der Türkei ansuchen. Im Zuge von Spannungen zwischen Wien und Ankara wurde diese Lizenz mehrmals zum diplomatischen Spielball und die österreichischen Archäologen mussten ihre Tätigkeit in Ephesos einstellen. Auch während der Pandemie 2020 und 2021 hat nur das türkische Archäologenteam in Ephesos gearbeitet. Für heuer hat die Türkei die Grabungsgenehmigung erteilt, die Arbeiten sollen in diesen Tagen starten.

"Wir führen in diesem Jahr Grabungen am größten monolithen Tempel in Kleinasien durch, dem sogenannten 'Serapeion'", erklärte Steskal gegenüber der APA. Zudem wollen die Archäologen eines der Stadttore freilegen und die Grabungen in einem Geschäftsviertel am Domitiansplatz fortführen. Weiters stehen dem neuen Grabungsleiter zufolge Forschungen zu den unterschiedlichsten Fundgattungen quer durch alle Epochen und zur Architektur, naturwissenschaftliche Analysen und Restaurierungen auf dem Programm.

Bei den Ephesos-Grabungen handle es sich um "eine der größten wissenschaftlichen Unternehmungen Österreichs im Ausland", so ÖAW-Präsident Heinz Faßmann. Ladstätter habe "als Grabungsleiterin großartige Arbeit geleistet". Mit dem gebürtigen Oberösterreicher, Martin Steskal (geb. 21. Jänner 1974), habe man nun einen "hervorragenden Nachfolger gefunden, um Ephesos für kommende Generationen zu erforschen und zu erhalten", so Faßmann zu der laut ÖAW bereits am 5. April seitens der Türkei bestätigten Ernennung.

Ladstätter freut sich "nach durchaus herausfordernden, aber auch wunderschönen 14 Jahren", die Leitung nun übergeben zu können: "Ich selbst bleibe Ephesos als Wissenschafterin erhalten und werde mich ab sofort wieder meiner Leidenschaft, der Keramikforschung, widmen."

Für den neuen Grabungsleiter bietet die Fundstätte mit ihrer 9.000-jährigen Historie, an der jährlich rund 200 Wissenschafter aus über 15 Ländern arbeiten, und die über zwei Millionen Besucher pro Jahr anzieht, "eine außergewöhnliche Möglichkeit, die Entwicklung eines Siedlungsraums aus einer Langzeitperspektive zu betrachten". In den nächsten Jahren stünden nun Fragen zur einstigen Kreislaufwirtschaft, zum Management der vorhandenen Ressourcen, zu den Mensch-Umwelt-Beziehungen, sowie zu Produktion und Konsum im Vordergrund. Der Fokus liege auf der Rekonstruktion der Lebensumstände der antiken Bevölkerung. Dazu brauche es auch "den buchstäblichen 'langen Atem′", so Steskal, der seit Herbst 2023 Leiter der Abteilung Historische Archäologie des ÖAI ist.

(S E R V I C E - https://www.oeaw.ac.at/oeai/)

ribbon Zusammenfassung
  • Nach 14 Jahren übergab Sabine Ladstätter die Leitung der Ephesos-Grabung an Martin Steskal, der seit 1999 an den Ausgrabungen beteiligt ist und seit 2015 als stellvertretender Grabungsleiter fungierte.
  • Die Türkei hat für dieses Jahr die Grabungsgenehmigung erteilt, sodass die Arbeiten in diesen Tagen beginnen können. Geplant sind unter anderem Grabungen am Serapeion-Tempel und an einem Stadttor.
  • Die Ephesos-Grabungen, eine der größten wissenschaftlichen Unternehmungen Österreichs im Ausland, ziehen jährlich rund zwei Millionen Besucher an und beschäftigen etwa 200 Wissenschaftler aus über 15 Ländern.