Pro und Contra Spezial
US-Zölle: "EU will keinen Handelskrieg, Handelskrieg will uns"
Der globale Handelskrieg geht weiter: Nachdem China am Mittwoch die Gegenzölle auf US-Waren auf 84 Prozent erhöhte, antwortete Trump mit der Erhöhung der Zölle auf Importe aus China auf 125 Prozent.
Seine reziproken Zölle für Länder, die keine Gegenmaßnahmen gegen die USA ergriffen hätten, legte Trump nach eigenen Angaben für 90 Tage auf Eis. Das gelte für die reziproken Zölle und für die Zölle von zehn Prozent, erklärte Trump am Mittwoch in einer überraschenden Kehrtwende. Die Pause gelte ab sofort.
"Unglaublich toxisch"
"Für die Wirtschaft ist das unglaublich toxisch, was da passiert", betonte Veit Dengler, außenpolitischer Sprecher der NEOS in einem "Pro und Contra Spezial" am Mittwoch. Zölle würden "im Wochenrhythmus rauf und runter gesetzt".
Dass die EU nur langsam auf die US-Zölle reagiert, findet Dengler gut. Denn Trumps Zölle seien auch in den USA "umstritten". Sowohl Trump-Unterstützer:innen, Spender:innen der republikanischen Partei als auch im Kongress gebe es "viel Widerstand".
Dengler plädiert darauf, abzuwarten. Er geht nämlich davon aus, dass sehr viel Druck auf Trump entstehen wird und hält es für möglich, dass der US-Kongress Initiativen ergreifen könnte. "Eigentlich sind Zolltarife ja eine gesetzgeberische Aufgabe und nicht die vom Präsidenten", so Dengler.
"Größte Wertvernichtung seit der großen Depression"
Die EU, die am Mittwoch Gegenzölle über die USA verhängt hat, habe laut Dengler nicht den Fehler gemacht, den China gemacht habe. Wenn wie nach Denglers Befürchtung "da was hängen bleibt für viele Länder, viele Zollbarrieren, dann wird das die größte Wertvernichtung seit zumindest den 1930er-Jahren, seit der großen Depression".
Da gehe es um Schicksale. "Ich fürchte, Präsident Trump sieht das als Spiel", meint der außenpolitische Sprecher der NEOS.
Trumps Mega-Zölle: Welt im Handelskrieg
Warum lässt sich die EU so viel Zeit?
Aber warum reagiert die EU überhaupt so langsam auf die US-Zölle? Die EU habe eine Strategie, die aus drei Komponenten besteht, meint Christian Wigand, stellvertretender Leiter der EU-Kommission in Wien. Man wolle keinen Handelskrieg, sondern Verhandlungen.
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Man wolle auch die europäischen Interessen vertreten, deshalb habe die EU am Mittwoch Gegenzölle als ersten Schritt einer Antwort auf die Stahl- und Aluminiumzölle der USA verhängt. Der dritte Punkt sei, dass die EU sich "breiter aufstellen müsse".
Deshalb habe man das Mercosur-Abkommen politisch unterschrieben. Es gebe auch gute Chancen, dass die EU mit Indien und anderen asiatischen Staaten ein Freihandelsabkommen abschließen kann, so Wigand.
"Handelskrieg will uns"
Die EU habe momentan nicht viele andere Optionen als so zu reagieren, meint Velina Tchakarova, Expertin für Geopolitik. Sie selbst hätte sich aber einen proaktiveren Ansatz erhofft. Es gehe nicht nur um einen Handelskrieg oder um die Zollpolitik, sondern um "alles".
Trump wolle alle Alliierten und Partner auf die Seite der USA ziehen. Laut Tchakarova sei der Handelskrieg vonseiten den USA "gewollt". "Ja, wir wollen tatsächlich hier in Europa keinen Handelskrieg, aber der Handelskrieg will uns", meint die Expertin für Geopolitik.
Die EU müsse nun "gebündelt und proaktiv handeln", so Tchakarova.
Zusammenfassung
- Veit Dengler, außenpolitischer Sprecher der NEOS, plädiert darauf, auf die US-Zölle nur langsam zu reagieren. Schließlich gebe es auch in den USA viel Widerstand gegen Trumps Zölle.
- Laut Velina Tchakarova, Expertin für Geopolitik, müsse die EU jedoch "gebündelt und proaktiv handeln".
- In Europa wolle man keinen Handelskrieg, "aber der Handelskrieg will uns".